Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Frühstück vorgestellt. Gabriel umriss rasch die fehlenden Kapitel ihrer langen und herzlichen Beziehung. Obwohl Sarahs inzwischen verstorbene Mutter die Dummheit begangen hatte, einen Wall-Street-Banker zu heiraten, hatte sie doch dafür gesorgt, dass ihre Tochter England eng verbunden blieb, was der Grund dafür war, warum Sarah den Sommer stets in Havermore verbracht hatte und warum sie auch heute noch, mittlerweile über dreißig, alljährlich zu dem Landgut pilgerte. Als junges Mädchen hatte sie im Kinderzimmer gewohnt und die
Zwei Kinder am Strand
ins Herz geschlossen. Insofern war es nur natürlich, wenn
sie
Elena Charkowa das Gemälde zeigte und nicht ihr Onkel, der sich eigentlich nie etwas daraus gemacht hatte. Das Gemälde sollte an Ort und Stelle begutachtet werden, und das hieß, dass Sarah mit Elena nach oben gehen musste, was ihr reichlich Zeit verschaffte für eine diskrete, aber unmissverständliche Kontaktaufnahme. Onkel Johns Aufgabe würde darin bestehen, Elena von ihren Leibwächtern zu trennen. Nach Gabriels Einschätzung würden sie ungefähr zehn Minuten zur Verfügung haben. Alles darüber, so vermutete er, würde die Leibwächter nervös machen. Und nervöse russische Leibwächter waren das Letzte, was sie gebrauchen konnten. Mit Sarahs Eintreffen verschärfte sich das Tempo der Vorbereitungen dramatisch. M&M Audio und Video rollten, als hiesige Elektriker verkleidet, in Havermore an und installierten im Haus und auf dem Gelände Kameras und Mikrofone. Außerdem richteten sie auf dem Heuboden in der Scheune einen behelfsmäßigen Befehlsstand ein, in dem das Geschehen beobachtet und aufgezeichnet werden konnte. Sarah nutzte die Vormittage, um sich »wieder« mit einem Haus vertraut zu machen, das sie gut kannte und sehr liebte. Sie verbrachte viele angenehme Stunden mit ihrem Onkel und unternahm mit den beiden Hunden Punch und Judy, Boothbys schlecht erzogenen Welsh Corgi Pembrokes, lange Spaziergänge über das Landgut, bei denen sie der alte George Merrywood jedes Mal in einen kleinen Schwatz verwickelte. Sein Gloucestershire-Akzent war so breit, dass selbst Sarah, die lange in England gelebt hatte, kaum ein Wort von dem verstand, was er sagte. Mrs. Devlin wiederum bezeichnete Sarah als »die reizendste Amerikanerin, der ich je begegnet bin«. Sie wusste nichts von Sarahs angeblicher Blutsverwandtschaft mit ihrem Brötchengeber - Sir John hatte ihr erzählt, dass sie die Tochter eines amerikanischen Freundes sei und eine heftige Scheidung hinter sich habe.
Armes Ding,
dachte Mrs. Devlin eines Nachmittags, als sie beobachtete, wie Sarah, die Hunde auf den Fersen, aus dem schattigen North Wood auftauchte.
Was muss das für ein Idiot sein, der sich so eine Frau durch die Lappen gehen lässt.
    An den Abenden wanderte Sarah hinaus zur Wildhüterhütte, um über den wahren Zweck ihres Aufenthalts in Havermore, die Anwerbung Elena Charkowas, zu sprechen. Gabriel instruierte sie, während er an der Staffelei stand. Anfangs sprach er über die bevorstehende Aufgabe eher in allgemeinen Begriffen, doch je näher der Tag von Elenas Ankunft rückte, desto konkreter und eindringlicher wurden seine Unterweisungen. »Denk daran, Sarah, zwei Menschen sind ihretwegen schon tot. Du darfst sie nicht zu sehr bedrängen. Du kannst keine Entscheidung erzwingen. Du machst einfach die Tür auf und lässt sie durchgehen. Wenn sie es tut, hol so viele Informationen über Iwans Geschäft aus ihr heraus, wie du kannst, und versuch, ein zweites Treffen zu verabreden. Egal was du tust, die erste Begegnung darf nicht länger als zehn Minuten dauern. Du kannst dich darauf verlassen, dass die Leibwächter die Uhr im Auge behalten werden. Und Sie erstatten Iwan über alles Bericht.«
    Am folgenden Morgen rief Graham Seymour aus dem Thames House an und gab durch, dass Iwan Charkows Maschine, ein Boeing Business Jet mit der Hecknummer N7287IK, soeben einen Flugplan aufgegeben habe und um 16.30 Uhr auf dem Stansted Airport nördlich von London erwartet werde. Nachdem Gabriel den Telefonhörer aufgelegt hatte, brachte er die letzten Farbtupfer an seiner Fälschung von Mary Cassatts
Zwei Kinder am Strand
an. Drei Stunden später trennte er die Leinwand aus dem Keilrahmen heraus und trug sie nach unten in die Küche, wo er sie in einen auf 170 Grad vorgeheizten Backofen schob. Sarah traf ihn dort zwanzig Minuten später, lässig gegen die Anrichte gelehnt, eine Kaffeetasse in der Hand.
    »Wonach riecht es hier?«
    Gabriel

Weitere Kostenlose Bücher