Das Moskau-Komplott
Verhältnisse sind nicht mehr das, was sie einmal waren.«
»Ich möchte ihn nicht übervorteilen.«
»Natürlich nicht, Teuerste. Sie sind es, die das Geld hat.«
» Sind Sie sich Ihrer Sache sicher, was Zuordnung und Herkunft angeht?«
»Signiert, datiert, alles hieb- und stichfest.«
» Wann kann ich es sehen?«
»Das liegt ganz bei Ihnen. «
»Morgen, Alistair. Unbedingt morgen.«
»Ich werde mich erkundigen, ob er Zeit hat, aber ich denke, er wird Sie dazwischen schieben können. Seine Mittel sind nicht unbegrenzt, aber Zeit hat er reichlich. «
»Können Sie ihn gleich erreichen?«
»Ich will es versuchen, meine Liebe. Soll ich Sie am Nachmittag wieder anrufen, oder wäre es Ihnen morgen früh lieber?«
»Rufen Sie mich sofort an! Ciao, Alistair!«
Der Techniker klickte auf das Pausensymbol. Graham Seymour sah Gabriel an und lächelte.
»Gratuliere, Gabriel. Sieht so aus, als hätte sie angebissen.«
»Wie lange braucht man von Knightsbridge nach Havermore?«
»So wie diese Russen fahren? Nicht länger als zwei Stunden von Tür zu Tür.«
»Und Sie sind sich ganz sicher, was Iwans Terminkalender angeht?«
»Sie haben die abgefangenen Gespräche doch selbst gehört. «
»Machen Sie mir die Freude, Graham.«
»Um eins kommt eine Gruppe von Investment-Bankern zum Essen nach Rutland Gate. Dann hat er um vier Uhr eine Telefonkonlerenz mit Zürich. Er ist den ganzen Nachmittag beschäftigt.«
Eine Stimme krächzte aus den Monitoren. Es war einer der Beschatter im Harrods. Elena hatte die Rechnung verlangt. Die Leibwächter bildeten einen Kreis. Der Aufbruch stand bevor.
»Rufen Sie sie wieder an«, sagte Gabriel. »Sagen Sie ihr, dass sie um vier kommen soll. Und dass sie bitte pünktlich sein soll.«
»Sollen wir es jetzt gleich tun oder sollen wir sie noch etwas schmoren lassen?«
»Sie hat genug Stress im Leben, finden Sie nicht?« Seymour griff zum Telefon und wählte.
Whitcombes Handy schnurrte. Einen Moment lang lauschte er schweigend, dann blickte er zu Alistair Leach.
»Die Kritiken liegen vor, Alistair. Sieht so aus, als hätten wir einen Bombenerfolg zu feiern.«
»Was nun?«
Whitcombe gab ihm die Antwort. Leach drückte die Wahlwiederholungstaste und wartete, bis sich Elenas Stimme wieder meldete.
Am selben Abend um 17.30 Uhr betrat Mrs. Devlin die Bibliothek in Havermore, in der Hand ein Silbertablett mit einem Glas Whisky darauf. Sir John las gerade den
Telegraph.
Um diese Tageszeit las er immer den
Telegraph.
Wie die meisten Müßiggänger hielt er einen strengen Tagesablauf ein. Er nippte an dem Whisky und sah zu, wie Mrs. Devlin begann, die Bücher und Zeitungen auf seinem Schreibtisch gerade zu rücken. »Lassen Sie das, Lillian«, sagte er. »Jedes Mal, wenn Sie in meiner Bibliothek aufräumen, muss ich anschließend eine Woche lang meine Sachen suchen.«
»Wenn Sie nichts mehr für mich zu tun haben, gehe ich dann nach Hause, Sir John. Ihr Abendessen steht im Ofen.«
»Was gibt es denn heute Abend?«
»Lammkarree.«
»Himmlisch«, murmelte er.
Mrs. Devlin wünschte ihm einen guten Abend und wandte sich zum Gehen. Boothby senkte die Zeitung. »Ach, Lillian?«
»Ja, Sir John?«
»Morgen Nachmittag wird uns eine Dame besuchen.« »Noch mehr Besucher?«
»Leider. Sie wird aber nicht lange bleiben. Sie wird sich nur das Gemälde im Kinderzimmer ansehen.«
Das Gemälde im Kinderzimmer...
Das Gemälde war eine Woche lang in der Wildhüterhütte gewesen, bei dem Mann, über dessen Anwesenheit sie, wie man ihr eingeschärft hatte, mit niemandem sprechen sollte.
»Ich verstehe«, sagte sie. »Soll ich eine Ladung Scones backen?«
»Sie ist nicht unbedingt ein Scones-Typ, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich bin mir nicht sicher, Sir John.«
»Sie ist Russin, Lillian. Eine sehr wohlhabende Russin. Ich bezweifle, dass sie zum Tee bleibt. Mit etwas Glück sieht sie sich nur kurz das Bild an und verschwindet wieder.«
Mrs. Devlin blieb wie angewurzelt an der Tür stehen.
»Ist noch was, Lillian?«
»Darf ich offen sprechen, Sir John?«
»Das tun Sie doch immer.«
»Geht hier auf Havermore etwas vor, was Sie mir verschweigen?«
»Vieles, nehme ich an. Sie müssen schon etwas genauer werden.«
»Der merkwürdige Mann in der Wildhüterhütte. Die reizende junge Dame, die behauptet, die Tochter Ihres amerikanischen Freundes zu sein. Die Elektriker, die überall im Haus herumwerkeln. Der alte George ist überzeugt, dass sie oben in der Scheune nichts Gutes im
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