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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Internet-Zeitschrift namens
Cambridge Online Journal of Contemporary Art.
Er behauptete, er habe einen Termin. Doch sosehr sich die Empfangsdame in der Lobby von Christie's auch bemühte, sie fand keinen Eintrag in ihrem Kalender.
    »Würde es Ihnen zu große Umstände machen, ihn einfach anzurufen?«, fragte der junge Mann mit einem segensreichen Lächeln. »Bestimmt hat er nur vergessen, Ihnen Bescheid zu geben.«
    »So wird es wohl sein«, erwiderte die Empfangsdame. »Einen Augenblick bitte.«
    Sie nahm den Hörer von ihrer eindrucksvollen Telefonanlage und tippte eine vierstellige Nummer ein.»
Owens«,
sagte sie und wiederholte den Namen dann noch zweimal. »
Jonathan
Owens...
Cambridge Online Journal of Contemporary Art.
Ein junger Mann...Ja, das ist er, Mr. Leach... Sehr gute Umgangsformen.«
    Sie legte auf und reichte dem jungen Mann einen Besucherausweis, den er sich ans Revers seiner Anzugjacke steckte.
    »Dritter Stock, junger Mann. Wenn Sie aus dem Aufzug kommen, nach links.«
    Er wandte sich vom Empfangstisch ab, passierte eine Sicherheitskontrolle und stieg in einen Aufzug. Alistair wartete in der Tür zu seinem Büro und bedachte ihn mit einem finsteren Blick, als sei er ein Schuldeneintreiber, was er in gewissem Sinn ja auch war.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr.
Owens?«
    Nigel Whitcombe schloss die Tür und reichte Leach das »Drehbuch«.
    »Glauben Sie, Sie schaffen es aus dem Stand, oder sollen wir den Text vorher ein- oder zweimal durchgehen?«
    »Damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Ich denke, das schaffe ich allein.«
    »Sind Sie sicher, Alistair? Wir haben viel Zeit und Geld in die Sache investiert. Sie dürfen auf keinen Fall über Ihren Text stolpern.«
    Leach griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer aus dem Gedächtnis. Zehn Sekunden später lief Gabriels Unternehmen, jedenfalls in den Augen des jungen Nigel Whitcombe, erst richtig an.
    »Elena, Teuerste, hier spricht Alistair Leach von Christie's. Mein Anruf kommt doch nicht ungelegen?«
     
    Kam er natürlich nicht. In dem Augenblick, als das Telefon klingelte, saß Elena Charkowa im Dachcafe des Kaufhauses Harrods mit ihren siebenjährigen Zwillingen Anna und Nikolaj beim Tee. Davor hatte sie mit den Kindern auf dem Serpentine-See im Hyde Park eine Bootsfahrt unternommen - eine idyllische Szene, die von Mary Cassatt hätte gemalt sein können, wären Mrs. Charkowa und ihren Kindern nicht die ganze Zeit zwei andere Boote gefolgt, in denen russische Leibwächter saßen. Auch jetzt waren sie bei ihnen. Sie saßen an einem Nachbartisch neben mehreren verschleierten saudischen Frauen und deren afrikanischen Dienerinnen. Das Handy selbst steckte in einer eleganten italienischen Lederhandtasche. Als sie es herauszog, schien sie die auf dem Display aufleuchtende Nummer sofort zu erkennen und lächelte bereits, als sie das Handy ans Ohr hob. Das nun folgende Gespräch dauerte neunundvierzig Sekunden und wurde von mehreren Geheimdiensten abgefangen, darunter die amerikanische National Security Agency, der britische GCHQ und sogar ein russischer Abhördienst, der allerdings nichts damit anfangen konnte. Gabriel und Graham Seymour konnten live mithören, da Leachs Telefonleitung bei Christie's angezapft war. Als die Verbindung wieder unterbrochen wurde, sah Gabriel einen der Techniker an - Marlowe oder Mapes, er konnte sie nie auseinanderhalten - und bat ihn, das Gespräch noch einmal abzuspielen.
    »Elena, Teuerste, hier spricht Alistair Leach von Christie's. Mein Anruf kommt doch nicht ungelegen?«
    »Aber nein, Alistair. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich glaube, ich kann eher etwas für Sie tun, Teuerste. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich überaus interessante Neuigkeiten bezüglich unserer gemeinsamen Freundin Madame Cassatt habe.«
    » Was für Neuigkeiten? «
    » Wie es scheint, hat unser Mann einen Sinneswandel vollzogen. Er hat mich heute Morgen angerufen und gesagt, dass er nun doch daran interessiert sei, über einen Verkauf zu sprechen. Soll ich Sie später noch einmal anrufen, oder wollen Sie den Rest gleich hören?«
    »Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Alistair! Erzählen Sie mir alles.«
    »Er sagt, er habe sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Er sagt, wenn der Preis stimmt, sei er bereit, sich von dem Bild zu trennen.«
    » Wie viel will er dafür?«
    »So um die zweieinhalb, aber Sie müssten es etwas günstiger bekommen können, Elena. Unter uns gesagt, seine finanziellen

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