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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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Obenauf lag ein Abdruck eines alten Schwarzweiß-Fotos, das einen dunkelhaarigen Mann mit schmalem Gesicht zeigte. Er trug eine Uniform, die Dienstuniform eines ostdeutschen Offiziers mit vier Hauptmannssternen auf den Schulterstücken. Dieses Bild verglich sie mit der Erinnerung an den schwarzgekleideten Killer, der sich erst vor wenigen Stunden so große Mühe gegeben hatte, sie umzubringen. Sie nickte knapp. Das war der Mann.
    Ihr Blick richtete sich auf die Bildunterschrift. »Gerhard Lange«, las sie laut vor. »Ehemaliger Hauptmann im ostdeutschen Ministerium für Staatssicherheit. Nach dem Zusammenbruch der DDR im Zusammenhang mit verschiedenen politischen Morden in Leipzig, Dresden und Ostberlin anfänglich von der Bonner Regierung festgenommen. Kurz danach aus Mangel an Beweisen wieder entlassen. Wahrscheinlich einen Monat später nach Serbien emigriert. Von 1990 bis 1994 angeblich interner Sicherheitsberater für das Milosevic-Regime, anschließend wieder ausgewandert, diesmal nach Russland. Keine weiteren Informationen archiviert.«
    »Sieh an, sieh an«, murmelte Randi. »Anscheinend arbeitet der gute Doktor Renke gern mit Landsleuten zusammen. Ich frage mich, wie viele Ex-Stasi-Leute noch nach seiner Pfeife tanzen.«

Köln
    Bernhard Heichler saß an seinem Schreibtisch in der Zentrale des BfV, des Bundesamtes für Verfassungsschutz, und starrte fassungslos auf die dringlichen Berichte, die ihn leicht für immer ins Unglück stürzen konnten. Er stöhnte laut auf und hielt dann jäh den Atem an, erschrocken darüber, wie weit das Geräusch in dem seltsam stillen Gebäude zu tragen schien.
    Um drei Uhr morgens waren die Büros des BfV fast vollständig verwaist, nur mit einer rudimentären Nachtschicht besetzt, die aus Mitarbeitern der Spionageabwehr und einigen Büroangestellten bestand. Dass er immer noch da war, würde sicherlich zu überraschten Mienen und zynischen Kommentaren führen, insbesondere bei seinen eigenen Untergebenen in der Abteilung V. Heichler war allgemein dafür bekannt, dass er sich an die Routine hielt und jede Effekthascherei verabscheute. In diesem Licht betrachtet, würden viele seiner Kollegen die Tatsache, dass er so lange im Büro geblieben war, um die neuesten Nachrichten über das gestrige
Attentat auf drei amerikanische Agenten zu verfolgen, als Beweis nehmen, dass er auf eine weitere Beförderung aus war.
    Niemand würde ahnen, warum Heichler wirklich diese geheimen Berliner Polizeiberichte als Erster lesen wollte, noch vor allen anderen in der deutschen Spionageabwehr.
    Immer noch ungläubig las er sie ein weiteres Mal durch. Den Forensikern der Polizei war es gelungen, die Waffen, die bei dem Anschlag auf die CIA-Agenten benutzt worden waren, mit denen in Verbindung zu bringen, die man bei den sechs Leichen in und vor der ausgebrannten Villa eines hochrangigen BKA-Beamten gefunden hatte. Heichler schluckte die bittere Galle hinunter, die in ihm aufstieg. In was für eine teuflische Verschwörung war er da hineingeraten?
    Plötzlich klingelte sein Telefon, erschreckend laut in der unnatürlichen Stille seines Büros. Heichler hob hektisch den Hörer ab. »Ja? Was gibt’s?«
    »Ein Anruf aus Amerika, Herr Heichler«, sagte die Frau aus der Telefonzentrale. »Ein Herr Andrew Coates, Mitarbeiter des CIA-Direktors. Er möchte mit dem ranghöchsten Beamten in Abteilung V sprechen.«
    »Stellen Sie ihn durch«, blaffte Heichler. Seine Hände zitterten. »Hallo?«
    »Bernhard?«, fragte eine bekannte Stimme. Coates war der Verbindungsmann zwischen der CIA und der verwirrenden Vielzahl von ausländischen und eigenen Nachrichtendiensten in Deutschland. Er und Heichler trafen sich recht häufig zum Informationsaustausch. »Mann, bin ich froh, dass du noch da bist! Hör zu, ich wollte dich über den Stand unserer Ermittlungen auf dem Laufenden halten und dir sagen, dass wir eine gute Neuigkeit haben. Eine Agentin hat dieses gottverdammte Massaker überlebt. Und nicht nur das, mit ziemlicher Sicherheit ist es ihr gelungen, entscheidende Beweise zu sichern, die uns zu den Verbrechern führen werden, die hinter diesem Anschlag stecken …«
    Mit wachsendem Schrecken hörte Heichler zu, wie sein Kollege bei der CIA jede Hoffnung, dass er seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen könnte, die er sich mit seinem Verrat selbst geknüpft hatte, endgültig zunichte machte. Irgendwie gelang es ihm, die Unterhaltung zu überstehen, ohne loszuheulen. Als der Amerikaner endlich

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