Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
eine flache offene Grube sehen, die anscheinend zur Müllverbrennung benutzt worden war. Benzinkanister und eine Sammlung von schmutzigen, ölgetränkten Lumpen lagen an ihrem Rand gestapelt. Abrupt blieb er stehen und ging keinen Schritt weiter. Nun war ihm klar, welches Schicksal ihnen zugedacht war. Er und Fiona sollten in diese Grube getrieben und dort erschossen werden. Dann würde man ihre Leichen mit Benzin übergießen und anstecken.
Irgendwo hinter sich konnte er die beiden Killer leise miteinander reden hören. Anscheinend waren sie mehrere Meter zurückgefallen.
Smith verzog das Gesicht. Sie hatten keine Zeit und keine Wahl. Wenn sie schon sterben mussten, war es besser, kämpfend unterzugehen. In diesem Augenblick hörte er Fiona erschrocken den Atem anhalten, also hatte auch sie die wartende Grube und das
Benzin gesehen. Jon schaute zu ihr hinüber. »Machen Sie mit?«, fragte er leise, mit einer leichten Kopfbewegung zu Brandts Killern, die wieder zu ihnen aufschlossen.
Tränen waren ihr in die Augen getreten, doch sie reckte das Kinn und nickte entschlossen. »Bis zum bitteren Ende, Colonel.« Dann gelang ihr tatsächlich ein ganz kleines Lächeln.
Voller Bewunderung lächelte Smith zurück. »Das ist die richtige Einstellung. Vielleicht können wir sie nah genug heranlocken. Ich nehme den Kerl links. Sie den auf der rechten Seite«, flüsterte er. »Bringen Sie ihn, wenn möglich, zu Fall. Sonst treten Sie ihn in die Eier und hören nicht mehr auf zu treten. Okay?«
Wieder nickte sie.
»Ruhe da!«, bellte der Kahlrasierte. »Immer weitergehen!«
Smith gehorchte nicht. Er blieb mit dem Rücken zu den zwei Bewaffneten still stehen und wartete. Seine Haut prickelte in Erwartung eines plötzlichen Kugeleinschlags. Kommt ein bisschen näher, dachte er grimmig. Nur noch ein kleines bisschen.
Schritte knirschten über den Schnee auf ihn zu. Er spannte die Muskeln und setzte zum Sprung an. Ein Schatten fiel über seine Schulter.
Jetzt!
Jon wirbelte herum und ließ blitzartig den rechten Fuß vorschnellen. Aus den Augenwinkeln sah er Fiona dasselbe tun.
Es hatte keinen Zweck.
Brandts Männer mussten auf einen letzten verzweifelten Fluchtversuch geradezu gewartet haben. Mit geringschätziger Leichtigkeit wichen sie ihren wilden Tritten aus. Beide zogen sich grausam grinsend schnell aus der Reichweite ihrer Gefangenen zurück.
Durch die plötzliche Bewegung aus der Balance gebracht, stolperte Smith. Da seine Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt waren, konnte er sich nicht halten und fiel schließlich auf die Knie. Keuchend ließ Fiona sich neben ihm in den Schnee sinken.
Der Kahlrasierte drohte ihnen langsam und spöttisch mit dem Finger. »Das war sehr dumm.« Dann zuckte er die Achseln. »Aber das ist wohl egal. Wie alles – am Ende.« Er machte seinem Komplizen ein Zeichen. »Bring sie um, Kostja.«
Kalt nickend trat der braunhaarige Mann einen Schritt vor und hob seine Maschinenpistole.
Erstaunt über seine eigene Gelassenheit zwang Smith sich dazu, dem Killer direkt in die zusammengekniffenen Augen zu blicken. Er hatte sich gut geschlagen. Was konnte er noch tun, außer dem, was ihm bevorstand, so unerschrocken wie möglich entgegenzusehen? Er konnte Fiona ganz leise vor sich hinmurmeln hören, wohl irgendeine Art von Gebet.
Der Finger des Killers krümmte sich langsam um den Abzug. Ein Windstoß fuhr durch sein widerspenstiges braunes Haar.
Krach .
In einem Schauer aus Blut und Knochen riss die Brust des Killers von vorn bis hinten auf. Die kraftlosen Hände konnten die Maschinenpistole nicht länger halten. Der Körper schwankte und fiel zur Seite, auf einen Haufen Gestrüpp zwischen zwei Grabsteinen.
Für den Bruchteil einer Sekunde regte sich niemand.
Der andere Killer starrte vollkommen verständnislos auf den zusammengesackten Leichnam seines Komplizen. Dann setzten seine Reflexe jäh wieder ein, und er warf sich zu Boden.
Krach .
Ein zweites Hochgeschwindigkeitsgeschoss zerschmetterte das schneebedeckte Kreuz, neben dem Brandts kahlrasierter Killer gerade noch gestanden hatte. Der Einschlag ließ Schnee und Marmorsplitter aufspritzen.
Smith rollte sich nach links und fand Deckung hinter einem halb umgekippten Grabstein. Ein Bildhauer hatte eine schlafende Mutter mit Kind in die Oberfläche eingemeißelt. Fiona folgte seinem Beispiel. Beide drückten den Oberkörper fest auf die Knie,
darauf bedacht, den Kopf nicht über den Rand des Steins ragen zu lassen.
»Was zum
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