Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
verschwinden – mit allem, was er braucht, um Malkowitschs Biowaffengeschäft wiederzubeleben.«
»Wir können also nicht rein, wir können sie nicht bombardieren und wir können nicht warten, bis sie herauskommen. Würde es dir etwas ausmachen, mir zu verraten, was es sonst noch für Möglichkeiten gibt, Jon?«, fragte Randi scharf, es fiel ihr sichtlich schwer, ihr Temperament zu zügeln.
Ebenso frustriert wie sie biss Smith die Zähne zusammen. »Ich weiß es nicht.« Verärgert schüttelte er den Kopf. »Aber wir müssen einen Weg finden, die Pläne dieser Kerle zu durchkreuzen, damit sie zur Abwechslung mal auf unsere Spielzüge reagieren müssen.«
Unfähig, das Nichtstun länger zu ertragen, stand er auf und begann in dem kleinen Lager herumzutigern. Es musste doch etwas geben, das sie tun konnten, irgendeinen Hebel, den sie ansetzen
konnten, um an Malkowitsch und seine Mannen heranzukommen und sie aus dem Schutz ihres Labors herauszutreiben, ehe es zu spät war.
Abrupt blieb Jon stehen und wartete, bis die vage, verrückte Idee, die ihn gestreift hatte, nach und nach Form und Substanz annahm. Vielleicht hatte Randi ihnen bereits den Weg gewiesen. Ein angriffslustiges Funkeln erschien in seinen Augen. Er wirbelte zu Kirow herum. »Ich brauche dein Handy, Oleg«, bellte er. »Sofort!«
Nickend warf ihm der Russe das letzte der abhörsicheren Covert-One-Handys zu. »Machen Sie bloß was Vernünftiges«, bemerkte er trocken.
Smith grinste ihn an. »Vernünftig kann man das eigentlich nicht nennen.«
Er ging außer Hörweite und gab die Nummer für die Covert-One-Zentrale ein.
Fred Klein hörte aufmerksam zu, während Jon ihm ihre Situation schilderte. »Eine böse Falle, Colonel«, sagte er leise, als Smith geendet hatte. »Haben Sie einen Plan?«
»Ja, den habe ich. Aber ich brauche Hilfe aus Washington, damit er funktioniert. Und zwar so schnell wie nur irgend möglich.«
»Was soll ich tun?«, fragte Klein.
Smith sagte es ihm.
Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause. Als Klein endlich wieder sprach, hörte er sich besorgt an. »Das, worum du mich bittest, ist aber kaum zu schaffen, Jon.«
»Ich weiß.«
Klein seufzte. »Vor den Leuten in Washington können der Präsident und ich die Existenz von Covert-One wahrscheinlich geheimhalten, doch ich mache mir Sorgen um Ms. Russell. Sie weiß über unsere Aktivitäten und Möglichkeiten schon viel mehr als gut ist. Und was Sie vorschlagen, könnte ihr genug Informationen liefern, die Tarnung dieser Organisation auffliegen zu lassen.«
»Sie ist bereits äußerst misstrauisch, Fred.«
»Zwischen Misstrauen und Gewissheit besteht ein himmelweiter Unterschied, Colonel«, erwiderte Klein scharf. »Und mir wäre es lieber, Randi Russell bliebe auf der anderen Seite.«
Smith zuckte die Schultern. »Haben wir eine Wahl?«
»Nein«, gab der Leiter des Covert-One schließlich zu. »Also gut, Jon. Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn hier alles geregelt ist.«
»Ich warte«, bestätigte Smith.
Die Verbindung wurde unterbrochen.
22. FEBRUAR
Abhörsichere Videokonferenz der amerikanischen und deutschen Geheimdienste
Große Fernsehmonitore in Washington, D. C., Langley, Virginia, Berlin, Bonn und Köln erwachten gleichzeitig zum Leben und verbanden Gruppen von Männern und Frauen, die um Konferenztische saßen und durch tausende Kilometer und mehrere Zeitzonen getrennt wurden. Die Konferenzteilnehmer in Deutschland wirkten müde und nervös. Mitternacht war schon vorüber gewesen, als man sie eilig in ihre Büros zurückbeordert hatte, weil der neue amerikanische Geheimdienstdirektor William Wexler ihnen eine angeblich außergewöhnlich dringliche Mitteilung zu machen habe.
Wexler dagegen wirkte kühl und gelassen. Seine Körpersprache vermittelte, dass er das, was er gleich sagen würde, für absolut zutreffend und überzeugend hielt. Beim Reden blickte er direkt in die Kamera, sodass jeder in dem geheimen Zirkel den Eindruck hatte, ihm Auge in Auge gegenüberzusitzen.
Was keiner der Teilnehmer an dieser satellitenunterstützten Videokonferenz wusste, war, dass eine Verbindung direkt ins Weiße
Haus führte. Und Fred Klein, der die Übertragung mit Präsident Castilla im Oval Office verfolgte, mutmaßte zynisch, dass Wexlers offensichtliche Lockerheit unter anderem der Tatsache zu verdanken war, dass der ehemalige Senator es gewohnt war, Fernsehansprachen zu halten, die er entweder selber nicht verstand oder nicht
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