Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
der Betonwände im modernen Kommandozentrum tief unter der Erdoberfläche wurde von einem Bildschirm eingenommen, auf dem eine große Karte von Russland und seinen Nachbarstaaten zu sehen war. Die verschiedenen Symbole darauf signalisierten die augenblickliche Position und Einsatzbereitschaft der wichtigsten Militäreinheiten, die an SCHUKOW beteiligt sein sollten. Im Raum selbst gab es eine Reihe von Arbeitsplätzen, die allesamt mit den neuesten abhörsicheren Kommunikationsmitteln bestückt waren, damit die Stabsoffiziere ständigen Kontakt mit den Truppenkommandeuren im Feld halten konnten.
Der russische Präsident Viktor Dudarew stand an der Rückwand des Raumes und beobachtete, wie seine versammelten Generäle, Obersten und Majore methodisch das komplizierte Werk vollbrachten, seine langgehegten Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Eins der letzten gelben Symbole – das für zwei Divisionen stand, die heimlich in den schneebedeckten Kaukasus verlegt worden waren – wurde grün.
»Generaloberst Sewalkin meldet, dass sein Kommando in Position ist«, murmelte sein militärischer Berater, Major Pjotr Kiritschenko. »Damit sind sämtliche SCHUKOW-Bodentruppen in ihren letzten Vorkriegsfeldlagern angekommen. In zwölf Stunden werden die befehlshabenden Offiziere beginnen, die Regiments-und Bataillonschefs einzuweihen.«
Dudarew nickte zufrieden. Die Entscheidung, die Einsatzbesprechungen praktisch bis zum allerletzten Moment hinauszuzögern, hatte er selbst getroffen, um undichte Stellen, die den Erfolg der Operation SCHUKOW gefährden könnten, zu vermeiden. Er wandte sich an Kiritschenko. »Zeigen unsere Ziele irgendeine Reaktion?«
Sein militärischer Berater schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Präsident. Unsere Nachrichtendienste melden, dass die Armeen in der Ukraine und anderswo sich nach wie vor in ihren gewohnten Quartieren befinden und es keinerlei Anzeichen für eine erhöhte Alarmbereitschaft gibt.«
»Was ist mit den Amerikanern und der NATO?«
Kiritschenko runzelte kaum merklich die Stirn. »Wir haben Hinweise darauf, dass amerikanische Flugzeugstaffeln auf Luftwaffenstützpunkten in Deutschland, Italien und Großbritannien womöglich in Kampfbereitschaft versetzt worden sind, aber es gibt keine Anzeichen, dass diese Flugzeuge sich auf unsere Grenzen zubewegen.«
Dudarew wandte sich dem stämmigen, grauhaarigen Mann zu, der hinter ihm stand. Er lüpfte eine Braue. »Nun, Alexei?«
»Bislang hat man den Amerikanern die Erlaubnis verweigert, ihre Luftwaffe nach Osten zu verlegen«, bestätigte Iwanow. »Die europäischen Regierungen haben den Kopf tief in den Sand gesteckt. Alle warten ab, ob Castilla ihnen beweisen kann, dass wir etwas vorhaben.«
»Und das dürfte ihm von der Intensivstation aus ziemlich schwerfallen«, sagte der russische Präsident mit einem kalten Lächeln. »In der Zwischenzeit wollen wir hoffen, dass die Europäer sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden weiter so klug verhalten. Wenn sie endlich aufwachen, wird es zu spät sein, das neue Kräfteverhältnis auf diesem Kontinent zu verändern.«
Nahe Orvieto
»Siehst du das Problem, Jon?«, murmelte Randi. Sie lagen nebeneinander in ihrem getarnten Versteck und beobachteten das hell erleuchtete ECPR-Gebäude, das sie als Wulf Renkes Labor ausgemacht hatte.
Langsam ließ Smith das leistungsfähige Fernglas sinken, das sie ihm geliehen hatte. Mit einem knappen, besorgten Nicken reichte er es ihr zurück. »Ja, natürlich. Der gottverdammte Laden ist praktisch eine Festung.«
»Genau das richtige Wort«, bestätigte Randi und begann, die Abwehrmaßnahmen, die sie erkannt hatte, an den Fingern abzuzählen. »Da wäre die Beleuchtung, ferngesteuerte Überwachungskameras, Bewegungsmelder, schusssichere Scheiben, eine Eingangstür aus massivem Stahl, Banktresorverriegelungen – und wahrscheinlich drinnen noch ein Dutzend bewaffnete Wachmänner in höchster Alarmbereitschaft.«
Smith nickte abermals, diesmal äußerst grimmig. »Ich denke, es wird Zeit, dass wir Kriegsrat halten.«
Vorsichtig schlichen Jon und Randi aus dem flachen Entwässerungsgraben und verschwanden wieder im Weinberg. Kirow und Fiona hatten einen Teil ihrer Ausrüstung an einer Stelle aufgebaut, an der eine kleine Bodenfalte Schutz vor den Kameras und Lichtern auf dem Labordach bot.
Sie hatten die Köpfe eng zusammengesteckt und studierten die unzähligen digitalen Überwachungsfotos, die von der CIA-Agentin bei ihrer langen
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