Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
großen Bandbreite geheimer Informationen verschafft. Und ihr Hintergrund – früh verwitwet, keine Familie, keine echten Freunde – tja, fast zu schön, um wahr zu sein. Wenn ich eine Legende aufbauen wollte für einen Schläfer, einen Maulwurf, der ganz tief eindringt, würde ich exakt so etwas suchen.«
»Du hältst sie für eine russische Spionin?«, fragte der Präsident.
Klein nickte. »Das ist sehr wahrscheinlich.« Er stand auf. »Aber wir werden es herausfinden. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Tu ich auch, Fred«, sagte Castilla mit einem dankbaren Lächeln. »Tu ich immer.« Dann wurde er langsam wieder ernst. »Genauso wie ich mich auf Colonel Smith und die anderen verlasse.«
Nahe Orvieto
Bestürzt starrte Konstantin Malkowitsch auf die entschlüsselte Botschaft auf seinem Laptop. »Unmöglich!«, murmelte er. Er wandte sich an Brandt, der neben ihm stand. »Wie kann das sein?«
»Die Amerikaner sind uns dichter auf den Fersen, als wir dachten«, blaffte Brandt, während er die dringende Meldung las, die der Agent des Milliardärs aus Deutschland geschickt hatte. »Das ist alles.«
»Aber was können wir tun?«, fragte der andere, seine sonst volltönende Stimme klang schrill.
Verächtlich schaute Brandt auf seinen Arbeitgeber hinab. Malkowitsch verlor vor seinen Augen die Fassung. All die Angeberei des Milliardärs, seine vielgerühmte Selbstsicherheit, war nichts als eine Farce, erkannte der Mann mit den grauen Augen kühl. Oh, dieser serbische Finanzjongleur mochte durchaus mutig sein, wenn er auf der Gewinnerseite war oder wenn er mit abstrakten Dingen zu tun hatte – wie etwa Währungen, Öl, Gas oder das Leben anderer Menschen –, doch im Grunde war er ein Feigling, einer, der weglief, wenn sein eigenes Leben bedroht war. Wie bei vielen habgierigen Männern, die unaufhörlich nach mehr Macht und noch mehr Geld strebten, steckte im Grunde nicht viel dahinter.
»Wir müssen sofort evakuieren«, sagte Brandt überlegt. »Professor Renkes DNA-Bestände und seine Konstruktionspläne sind fertig gepackt. Wir nehmen sie und Renke und verschwinden auf der Stelle.«
Malkowitsch sah ihn verwirrt an. »Aber seine Ausrüstung …«
»Kann ersetzt werden«, erwiderte Brandt barsch.
»Was ist mit Renkes Assistenten? Seinem Laborteam?«, stammelte der Finanzier. »Die Hubschrauber werden zu spät kommen und in den Autos ist kein Platz für sie.«
»Stimmt«, bestätigte Brandt unbeeindruckt, während er in das Hauptlabor sah, wo die Wissenschaftler und Techniker nach wie vor hart arbeiteten, um ihre teuren Gerätschaften für einen Umzug vorzubereiten, der nicht mehr stattfinden würde. Er zuckte die breiten Schultern. »Wir werden sie zurücklassen müssen. Zusammen mit den italienischen Wachmännern.«
Malkowitsch erbleichte. »Was? Sind Sie verrückt? Wenn die Marines dieses Gebäude stürmen, werden die Wachen gefangengenommen und dann reden sie.«
»Nein«, blaffte Brandt, »werden sie nicht.« Er zog seine Walther aus dem Schulterholster und inspizierte die Waffe schnell. Zuletzt vergewisserte er sich, dass sich ein voller Ladestreifen im 15-Schuss-Magazin befand.
Unter dem hellen, fluoreszierenden Laborlicht sah der Milliardär krank aus. Er ließ sich schwerfällig auf einen Stuhl fallen und stierte auf den sterilen Boden zu seinen Füßen.
Brandt drehte sich zur Seite und winkte einen der Leibwächter heran.
»Ja, Herr Brandt?«, fragte der Mann ein wenig gelangweilt. »Was gibt es?«
»Sagen Sie der Belegschaft, sie soll sich im Aufenthaltsraum versammeln, Sepp. Und zwar alle, ohne Ausnahme.« Der ehemalige Stasi-Offizier senkte die Stimme ein wenig. »Dann erklären Sie Karl und den anderen, dass wir ein paar Leute töten müssen. Und Fjodor soll seine Kisten aus dem Kofferraum holen. Wir werden seinen Sprengstoff doch brauchen.«
Zum ersten Mal glomm in den stumpfen Augen des Leibwächters so etwas wie Interesse auf. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
Brandt nickte kühl. »Ich weiß. Aus diesem Grund finde ich dich und deine Kameraden so nützlich.« Einige Augenblicke schaute er zu, wie der Leibwächter sich aufmachte und begann, die übermüdeten Wissenschaftler und Techniker aus dem Hauptlabor zu führen.
Renke kam zu ihnen herüber. Sein leicht verkniffener Mund verriet seine Irritation darüber, dass seine Assistenten weggeführt wurden, ehe sie ihre Arbeit beendet hatten. »Was hast du vor, Erich?«, fragte er.
»Lies das«, versetzte Brandt ausdruckslos
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