Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Schwarzweiß-Bildern auf dem Schreibtisch ausbreitete. Sie zeigten die Reporterin in angeregtem Gespräch mit einem schlanken, dunkelhaarigen Mann. »Die Aufnahmen wurden vor etwa zwei Stunden gemacht, bei einem anscheinend geheimen Treffen am Patriarchenteich.«
»Und?«
»Sehen Sie selbst.« Lange schob ein anderes Blatt Papier über den Tisch. »Das wurde uns gerade von unseren Informanten gefaxt.«
Auf dem Blatt war eine Akte der US-Armee abgebildet – die von Lieutenant Colonel Jonathan Smith, M.D. Auch ein verschwommenes, schlecht gedrucktes Passfoto war dabei.
Brandt starrte auf das Foto hinab. Schweigend verglich er es mit den Bildern, die sein Überwachungsteam geschossen hatte. Sein Blick verfinsterte sich. Es gab keinen Zweifel. Sie zeigten denselben Mann. Smith befand sich also in Moskau – und er hatte die freiberufliche Journalistin kontaktiert, deren beharrliche Recherche ihnen Kopfschmerzen bereitete.
Den blonden Mann durchlief ein Beben. Trotz des feierlichen Versprechens, das er Alexei Iwanow gegeben hatte, wurde die Sicherheit der Operation HYDRA immer löchriger.
Er löste den Blick von den verräterischen Fotos. »Wo ist Smith abgestiegen?«
Lange schüttelte missmutig den Kopf. »Das ist unser erstes Problem. Wir wissen es nicht. Wir haben die Passagierlisten aller Moskauer Flughäfen und Bahnhöfe überprüft. Sein Name taucht nirgendwo auf.«
Brandt setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Also ist Smith unter einem Decknamen eingereist«, überlegte er. »Und er benutzt gefälschte Dokumente, die so gut sind, dass sie die russischen Einwanderungsbehörden getäuscht haben.«
»Mit ziemlicher Sicherheit«, bestätigte Lange. »Was ihn zum Spion macht, entweder für die CIA oder für einen anderen amerikanischen Geheimdienst.«
Der blonde Mann nickte grimmig. »Sieht ganz danach aus.«
»Der FSB könnte uns eventuell helfen«, schlug Lange zögerlich vor. »Wenn wir Zugang zu den Passregistrierungsformularen des Innenministeriums bekämen, könnten wir die aus den letzten Tagen mit einem Suchprogramm nach Smiths Konterfei durchforsten …«
»Und unseren russischen Freunden den Vorwand liefern, den sie brauchen, um unseren Teil der HYDRA-Operation zu übernehmen?« Brand schüttelte den Kopf. »Nein, Gerhard. Diese Sache nehmen wir selbst in die Hand. Ich möchte nicht, dass der FSB, insbesondere Iwanows 13. Abteilung, in irgendeiner Art und Weise beteiligt ist. Noch nicht. Klar?«
Lange nickte widerstrebend. »Alles klar.«
»Gut.« Brandt studierte die Fotos des Überwachungsteams abermals. Er tippte auf eines, das die beiden Amerikaner tief in ihre Unterhaltung versunken zeigte. »Diese Journalistin, Ms. Devin, ist der Schlüssel zu Smith. Einmal hat er sie bereits kontaktiert. Also wird er es mit ziemlicher Sicherheit wieder tun. Wo befindet sie sich im Augenblick?«
Der andere Mann zuckte düster die Achseln. »Das ist unser zweites Problem. Wir haben sie verloren.«
Brandt starrte ihn an. »Verloren? Wie?«
»Nach dem Treffen mit Smith hat sie Wegner und Tschernow an der Nase herumgeführt, durch halb Moskau«, berichtete Lange. »Zuerst hat sie mehrere Male die Metrolinie gewechselt, und schließlich ist sie in den Geschäften der Petrowski-Passage verschwunden. Unsere Männer glauben, dass sie Mütze oder Mantel gewechselt hat, um ihr Aussehen zu ändern, und dann unbemerkt in der Menge untergetaucht ist.«
Brandt nickte steif. In einer Stadt dieser Größe gab es viele
Wege, Verfolger abzuschütteln – wenn man wusste, dass man beschattet wurde und wie man sich einer Beschattung entzog.
»Sie sind unterwegs zu ihrer Wohnung, in der Hoffnung sie dort wiederzufinden«, fuhr Lange vorsichtig fort. »Aber vielleicht ist sie abgetaucht.«
»Höchstwahrscheinlich«, knurrte Brandt verärgert. »Vor zwei Jahren ist es ihr gelungen, mehreren Killerkommandos der Mafia zu entkommen, und zwar ganz allein. Diese Frau mag eine Amateurin sein, doch sie ist ganz sicher keine Närrin. Wahrscheinlich hat sie gemerkt, dass Wegner und Tschernow ihr folgen. Mittlerweile ist sie zweifellos im Hotel oder bei Freunden untergekommen.«
Lange seufzte. »Wenn das so ist, haben wir keine Möglichkeit, Smith zu finden. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, wir müssen die 13. Abteilung um Hilfe bitten.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Brandt in Gedanken versunken. »Es gibt eine Alternative.«
Sein Gegenüber sah ihn fragend an.
»Smith ist aus einem bestimmten Grund
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