Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Wedenskaja ermordet, um sie daran zu hindern, uns diese medizinischen Befunde zu übergeben. Richtig?«
Beide Männer nickten zustimmend.
»Na, also«, sagte die dunkelhaarige Frau grimmig. »So wie ich es sehe, heißt das, dass Colonel Smith und ich unser Bestes tun sollten, um herauszufinden, was sie uns verraten können.«
Teil drei
Kapitel neunzehn
Berlin
Das Bundeskriminalamt (BKA) ist das deutsche Gegenstück zum amerikanischen FBI. Wie beim FBI sind mehrere tausend Polizeibeamte und forensische Experten damit beschäftigt, die Polizeien der sechzehn deutschen Bundesländer zu unterstützen und zu koordinieren. Und wie das FBI ist auch das BKA dafür verantwortlich, eine breite Palette von schwerwiegenden Verbrechen zu untersuchen, unter anderem internationalen Waffen- und Drogenhandel, Geldwäsche und Terrorismus.
Das Amt befand sich mitten in einer weitreichenden Umstrukturierung. Ein Großteil des Personals und der Einrichtungen wurde schrittweise nach Berlin verlegt, mit dem vorhersehbaren Ergebnis, dass ein gewisses Maß an Chaos und Verwirrung herrschte, solange die Einheiten sich auf die ungewohnten Büros in der Stadt verteilten.
Der Staatsschutz – zuständig für die Untersuchung schwerer politischer Verbrechen, die eine Bedrohung für die Bundesrepublik darstellen – war keine Ausnahme. Seine Angestellten und Beamten in Berlin arbeiteten nun in einem fünfstöckigen Gebäude im Nikolaiviertel, einem labyrinthischen Ensemble aus geschäftigen Straßen, Alleen, Restaurants und kleinen Museen an den mauergesäumten Ufern der Spree. Das Haus selbst war eine Rekonstruktion eines mittelalterlichen Gebäudes, das einst Händler und Handwerker beherbergte.
Im Foyer, hinter einer langen Empfangstheke, hatte Otto
Fromm an der Rezeption Platz genommen, um die lange, öde Nachtschicht anzutreten. Die Boulevardzeitung, die er mitgebracht hatte, um sich die Zeit zu vertreiben, langweilte ihn schon und er gähnte.
In jungen Jahren, direkt nach der Berufsschule, hatte er als einfacher uniformierter Wachmann beim BKA angefangen und sich eingebildet, eines Tages aufgrund seiner Verdienste zum Sicherheitschef befördert zu werden. Zwanzig Jahre später war er beruflich immer noch nicht vorangekommen, obwohl er inzwischen wesentlich mehr verdiente und sechs Wochen bezahlten Urlaub bekam.
Die Eingangstür öffnete sich und ließ einen Schwall klare, kalte Luft herein.
Fromm schaute von seiner Zeitung auf. Eine groß gewachsene, langbeinige junge Frau mit modisch kurz geschnittenem, beinahe stachligem, rostrotem Haar, gerader Nase, energischem Kinn und auffallenden, tiefblauen Augen kam durch das Foyer direkt auf seinen Schalter zu. Sie knöpfte ihren langen Wintermantel auf und enthüllte eine schlanke Figur mit kleinen, aber festen Brüsten, was seinen Puls in die Höhe schnellen ließ.
Angesichts einer derart attraktiven Frau begannen Fromms Augen zu leuchten, insbesondere da sie an ihrer linken Hand keinen Ehering trug. Die letzte Freundin, mit der er zusammengelebt hatte, hatte ihn schon vor sechs Monaten vor die Tür gesetzt, und nun drängten ihn seine Saufkumpane »wieder auf die Jagd zu gehen«. Unwillkürlich setzte er sich gerader hin und strich das widerspenstige, schütter werdende Haar glatt. »Ja, Fräulein?«, fragte er höflich. »Kann ich Ihnen helfen?«
Mit einem strahlenden Lächeln reichte sie ihm ihren BKA-Ausweis. »Sicher können Sie das. Mein Name ist Vogel. Petra Vogel. Ich arbeite in der Abteilung für Informationstechnik in Wiesbaden.« Schwungvoll legte sie ihren ledernen Aktenkoffer auf die Theke, klappte den Deckel hoch und ließ ihn eine Reihe von CD-ROMs
sehen, die in verschiedenen Fächern steckten. »Ich bin hier, um ein neues Software-Programm für Ihr örtliches Netzwerk zu installieren.«
Unfähig, seine Verwirrung zu verbergen, sah Fromm zu ihr auf. »Jetzt? Aber es sind schon fast alle nach Hause gegangen.«
»Darum geht es ja gerade«, erklärte die junge Frau freundlich lächelnd. »Wenn ich die Nachrüstung durchführe, muss ich womöglich Teile des Systems für ein oder zwei Stunden abschalten. Um diese Zeit wird niemand ernstlich gestört oder verliert allzu viel wertvolle Computerzeit.«
»Trotzdem brauchen Sie dafür eine offizielle Erlaubnis«, murmelte Fromm, während er hastig in den Papieren kramte, die auf seinem Tisch lagen. »Und ich finde keine Genehmigung für diese Installation. Hier ist nichts vermerkt. Außerdem ist Herr Zentner, unser
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