Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Verdammt, anscheinend ähneln sich nicht einmal die Lebens- und Arbeitsumstände. Ich finde hier absolut nichts, was als natürlicher Vektor für diese Krankheit gedient haben könnte.«
»Als Vektor?«
»Mit Vektor meint man den Überträger einer bestimmten Krankheit – egal ob Mensch, Tier oder Mikroorganismus«, erklärte Smith.
Kirow musterte ihn aufmerksam. »Und das ist wichtig?«
Smith nickte. »Es könnte sehr wichtig sein, denn es legt die Vermutung nahe, dass diese Krankheit ihren Ursprung nicht in der Natur hat. Also könnte das, was diese Menschen umgebracht hat, in einem Labor hergestellt worden sein, entweder absichtlich oder zufällig …«
Abrupt brach er ab und überlegte krampfhaft, die Lippen zu einer schmalen, harten Linie zusammengepresst.
»Was ist?«, fragte Fiona.
»Ein sehr hässlicher Gedanke«, antwortete Smith leise. Er runzelte die Stirn. »Die Menschen, die mit dieser Krankheit infiziert waren, sind anscheinend so unterschiedlich gewesen wie Menschen nur sein können, nicht wahr?«
Die beiden anderen nickten verwirrt.
»Es sieht fast danach aus, als wären sie als Versuchskaninchen benutzt worden – um die Auswirkungen zu untersuchen, die ein tödlicher Organismus oder Prozess auf Menschen hat, die vom Alter, Geschlecht und Stoffwechsel her möglichst unterschiedlich sind.«
»Das ist tatsächlich ein hässlicher Gedanke«, bestätigte Fiona nüchtern. Sie hob die Brauen. »Sie denken an das Gerücht, von dem Dr. Wedenskaja erzählt hat, dass dieser ostdeutsche Wissenschaftler wieder aufgetaucht ist, nicht wahr?«
»Ja, in der Tat«, gestand Smith. »Der erste Ausbruch gehört zu genau der Sorte von grausigen Biowaffentests, die diesem kranken Bastard Wulf Renke gefallen würden, wenn er noch am Leben wäre.« Dann ließ er die Schultern hängen. »Doch selbst wenn wir diese Möglichkeit in Betracht ziehen, bringt uns das nicht viel weiter. Es ist mir immer noch nicht gelungen, in den Befunden ein sinnvolles Muster zu erkennen. Sie scheinen keinerlei Informationen zu enthalten, die uns eine klarere Vorstellung davon vermitteln, wo genau diese Krankheit herkommt, wie sie ihre Opfer tötet oder wie diese verdammte Seuche übertragen wird.«
»Was uns mit einem irritierenden Paradox konfrontiert«, gab Kirow leise zu bedenken. Sein Blick war kalt. »Wenn die Aufzeichnungen nutzlos sind, warum sind dann so viele Menschen umgebracht worden, um Sie daran zu hindern, sie zu lesen?«
Kapitel einundzwanzig
19. FEBRUAR
Berlin
Der Flughafen Berlin-Schönefeld, achtzehn Kilometer südlich des Stadtzentrums, war noch in frühen Morgennebel gehüllt, als ein kleiner Firmenjet auf einer der Landebahnen aufsetzte. Die zwei Motoren dröhnten, während die Maschine nach und nach das Tempo drosselte und an der rot-grünen Pistenbefeuerung vorbeiglitt, die den langen Betonstreifen säumte.
Auf halbem Weg zu den hell erleuchteten Flughafengebäuden bog die Maschine von der Landebahn ab, rollte zu einem Vorfeld für Frachtmaschinen vor einer riesigen Wartungshalle der Lufthansa und kam dort zum Stillstand.
Ganz in der Nähe wartete eine schwarze BMW-Limousine auf dem glänzenden, nassen Asphalt.
Vier schlanke, sportliche Männer mit schweren Mänteln und Pelzmützen stiegen aus dem Flugzeug und gingen eilig auf den wartenden Wagen zu.
Alle hatten lediglich eine leichte Reisetasche dabei. Ihre kalten, harten Augen waren ständig in Bewegung, unablässig suchten sie die Umgebung nach möglichen Gefahren oder eventuellen Auffälligkeiten ab.
Ein fünfter Mann, etwas kleiner, untersetzter und älter, stieg aus dem BMW und kam ihnen entgegen. Er begrüßte den Anführer mit einem kühlen, förmlichen Kopfnicken.
»Willkommen in Deutschland, mein Herr. Wie ist es dieser Tage in Moskau?«
»Kalt und dunkel«, erwiderte Gerhard Lange mürrisch. »Genau wie hier.« Er schaute auf den älteren Mann herab. »Ist bei Einreise und Zoll alles geregelt?«
»Alles in Ordnung. Die Behörden werden keine Schwierigkeiten machen«, versicherte sein Gegenüber.
»Ausgezeichnet.« Der hagere Ex-Stasi-Offizier nickte befriedigt. »Und die spezielle Ausrüstung, die wir brauchen? Haben Sie die?«
»Im Kofferraum«, erwiderte der untersetzte Mann.
»Ich will sie sehen.«
Der ältere Mann führte Lange und die drei Männer aus seinem Team hinter den BMW. Dann ließ er mit einer schwungvollen Geste den großen Kofferraum aufklappen und trat beiseite, um den Männern die Möglichkeit zu geben, den
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