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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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ein russischer Patriot, Herr Doktor«, konterte Kirow. Seine Kinnmuskeln spannten sich sichtlich. »Doch ich bin kein blinder oder unvernünftiger Patriot. Dudarew und seine
Anhänger führen mein Vaterland wieder in die Dunkelheit zurück, auf dem altbekannten Pfad der Tyrannei, der uns nichts als Unglück bescheren wird. Solange das so ist und solange die wahren Interessen meines Landes nicht geschädigt werden, sehe ich nichts Falsches darin, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Ihnen in dieser Angelegenheit behilflich zu sein.« Er sah den Amerikaner unverwandt an, und als er wieder das Wort ergriff, hatte seine Stimme eine gewisse Schärfe. »In der Vergangenheit haben wir Seite an Seite gekämpft, Jon, und zusammen Blut vergossen. Und nun bitte ich Sie, mir noch einmal zu vertrauen. Ist das zu viel verlangt, nach allem, was ich schon für Sie getan habe – und für Ms. Devin?«
    »Nein, das ist es nicht«, gestand Smith, dem plötzlich klar wurde, dass er dem Russen zu nahe getreten war. Er erhob sich, damit er Kirow direkt in die Augen sehen konnte. »Es tut mir leid, Oleg«, sagte er leise und streckte ihm seine Hand entgegen. »Es war falsch von mir, Ihre Ehre und Integrität anzuzweifeln.«
    »An Ihrer Stelle hätte ich dieselben Fragen gestellt«, räumte der Russe ein. »Bei dem Spiel, das wir Agenten spielen, gehören Verdächtigungen und Zweifel einfach dazu.«
    Sichtlich verlegen drückten die beiden Männer sich die Hand.
    »Da Sie mit Oleg nun übereingekommen sind, dass ihr beide loyale, edle und vertrauenswürdige Tugendbolzen seid, könnten Sie mir eventuell helfen, mit Dr. Wedenskajas Aufzeichnungen fertig zu werden?«, wandte Fiona sich an Smith, ohne ein amüsiertes Lächeln unterdrücken zu können. Sie deutete auf die Papiere, die auf dem Couchtisch verstreut lagen. »Mein Russisch ist sehr gut. Aber diese hochgestochene medizinische Terminologie ist mir nahezu unbekannt. Wenn Sie mir nicht erklären können, was all diese Ausdrücke bedeuten, werde ich beim Versuch, dieses Material in verständliches Englisch zu übersetzen, nicht sehr weit kommen.«
    Smith grinste sie reumütig an, er wusste, dass sie Recht hatte mit ihrer Beschwerde. Noch ein wenig rot vor Scham setzte er sich wieder auf das Sofa und nahm die nächsten Befunde zur
Hand. »Schießen Sie los, Ms. Devin«, sagte er. »Mein Wissen steht Ihnen zur Verfügung.«
    Mit kaum unterdrücktem Kichern verschwand Kirow in der winzigen Küche des Appartements, um die Einkäufe zu verstauen. Er steckte den Kopf nur noch einmal kurz durch die Tür, um zu fragen, ob er etwas Tee machen solle, damit ihnen das Wachbleiben leichter fiel. Smith und Fiona waren einverstanden. Als Kirow den Tee fertig hatte, setzte er sich zu ihnen, dann kämpften sie sich gemeinsam durch kleine, dichte Reihen kyrillischer Maschinenschrift und versuchten, den verschiedenen Kürzeln und dem medizinischen Kauderwelsch, das Dr. Wedenskaja und die anderen Ärzte ihres Teams benutzt hatten, einen Sinn abzugewinnen.
    Diese eintönige, mühevolle Arbeit dauerte Stunden, bis weit in den frühen Morgen hinein. Obwohl schwer zu entziffern und gelegentlich rätselhaft, waren Dr. Wedenskajas Aufzeichnungen bemerkenswert gründlich. Sie hatte jede nur denkbare Einzelheit der ersten vier Todesfälle berücksichtigt – Name, Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, besondere körperliche und geistige Fähigkeiten. Außerdem gab es detaillierte Beobachtungen über den Verlauf dieser rätselhaften Krankheit bei jeder einzelnen Person, vom Moment der Aufnahme ins Krankenhaus bis zum Augenblick des Ablebens. Jedes Testergebnis und jeder Autopsiebericht war beigefügt, mit allen relevanten Daten, die aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und immer wieder neu bewertet worden waren.
    Schließlich ließ Smith sich mit einem enttäuschten Seufzer in die Kissen sinken. Seine geröteten Augen fühlten sich an, als hätte man sie mit Sandpapier bearbeitet, Nacken und Schulter waren so verspannt, dass sie bereits bei der kleinsten Bewegung schmerzten.
    »Nun, was denken Sie?«, fragte Fiona sanft.
    »Das wir des Rätsels Lösung nicht einen Schritt nähergekommen sind«, sagte er brüsk. »Diese Aufzeichnungen bestätigen im
Wesentlichen das, was Petrenko mir erzählt hat, bevor er starb. Die Opfer waren nicht miteinander bekannt. Sie lebten in weit voneinander entfernten Vierteln von Moskau oder am Stadtrand. Sie hatten keine gemeinsamen Freunde oder Bekannte.

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