Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
Vom Netzwerk:
Überraschungsangriffe auf beiden Seiten. »Ich verstehe bloß den Zweck dieser Erkundung nicht. Der ganze Mist hat nur Sinn,
wenn wir eine Invasion vorhaben. Aber warum sollten wir uns die Mühe machen, um diese Einöde zu kämpfen?«
    »Weil Kasachstan einmal uns gehört hat. Beinahe die Hälfte der Einwohner gehört zum russischen Volksstamm und ist mit uns verwandt«, erklärte Timofejew leise. »Und weil hier riesige Mengen Öl, Gas, Bauxit, Gold, Chrom, Erz und Uran lagern – all die wertvollen Sachen, von denen Präsident Dudarew nachts träumt …«
    Abrupt brach er ab, denn hinter ihnen wieherte ein Pferd. Der Speznas-Oberleutnant und seine beiden Männer wandten sich alarmiert um und sahen sich einem kleinen Jungen gegenüber, der erstaunt vom Gipfel des Hügels auf sie hinunterblickte.
    Der Junge, nicht älter als zwölf oder dreizehn, trug einen langen wollenen Mantel, ein weites Hemd und eine ausgebeulte, in der Taille gegürtete braune Hose – die typische Tracht der kasachischen Hirten. In der Hand hielt er die Zügel eines zottigen Steppenponys, das damit beschäftigt war, das vertrocknete Gras zu beschnuppern. Hinter dem Sattel des Ponys waren ein Schlafsack, ein Zelt und Nahrungsmittel verzurrt.
    Timofejew und seine Männer erhoben sich misstrauisch.
    »Was machst du hier?«, frage der Russe barsch. Seine Hand bewegte sich langsam, beinahe unmerklich, auf sein Gürtelholster zu. »Also?«
    »Mein Vater und ich erkunden das Land, um uns auf den Frühling vorzubereiten«, antwortete der Junge rasch, die großen Augen unverwandt auf die drei Soldaten in Tarnanzügen gerichtet. »Wenn wir unsere Herden aus dem Winterlager bei Oral treiben, müssen wir wissen, wo das beste Futter und genügend Wasser zu finden sind.«
    »Ist dein Vater bei dir?«, fragte Timofejew täuschend sanft.
    »Oh nein.« Der Junge schüttelte stolz den Kopf. »Er reitet über das Land im Westen. Dieses Hügelland gehört zu meinem Bereich.«
    »Du bist ein guter Sohn«, lobte der Speznas-Oberleutnant
geistesabwesend. Geschmeidig zog er seine Pistole – eine P6 Makarow mit Schalldämpfer –, entsicherte, zielte und zog den Abzug durch.
    Die Kugel traf den Jungen oben in die Brust und schleuderte ihn nach hinten. Mit schreckgeweiteten Augen blickte er an sich hinab auf das Blut, das über sein zerfetztes weißes Hemd lief. Dann ging er ganz langsam in die Knie.
    Timofejew lud nach und schoss noch einmal auf ihn, diesmal in den Kopf. Der kasachische Junge sackte zusammen und fiel zu Boden. Zusammengekrümmt blieb er zwischen den hohen toten Grashalmen liegen.
    Sein Pony wieherte erschrocken. Vom kupfernen Geruch des warmen, frischen Blutes in Panik versetzt bäumte es sich auf und riss sich los, dann galoppierte das kleine, robuste Pferd über den Hügelkamm und verschwand. Belukow, der Speznas-Unteroffizier, fluchte und rannte auf den Gipfel, dicht gefolgt von seinen beiden Kameraden.
    Oben angekommen drückte er die AKSU-74 an die Schulter und nahm das Steppenpony, das auf der anderen Seite den Hügel hinunterpreschte, ins Visier. Er stellte den Wahlhebel auf vollautomatisch.
    »Nein!« Timofejew drückte die Maschinenpistole nach unten, ehe der Unteroffizier das Feuer eröffnen konnte. »Den Gaul so abzuknallen, würde zu viel Lärm machen. Lass ihn laufen. Je weiter das Pferd rennt, desto besser für uns. Auf diese Weise wissen die Kasachen nicht, wo sie mit der Suche nach dem Jungen anfangen sollen.«
    Belukow nickte mürrisch und akzeptierte den Verweis.
    »Heb mit Pausin da drüben eine Grube aus«, fuhr der Oberleutnant fort, indem er mit dem Daumen auf die nächste Baumgruppe deutete. »Während ihr die Leiche beseitigt, teile ich dem Hauptquartier mit, dass wir woanders Stellung beziehen.«
    »Sollten wir nicht zurück über die Grenze?«, fragte Belukow
überrascht. »Ehe die Kasachen mit der Suche nach dem Kind beginnen.«
    »Wir haben unsere Befehle«, ermahnte Timofejew ihn frostig und zuckte die Achseln. »Daran ändert auch ein bedauernswerter Todesfall nichts. Schließlich werden noch mehr Unschuldige sterben, wenn die Party steigt. Das liegt in der Natur des Krieges.«

Kapitel zweiundzwanzig

Berlin
    Randi Russell nahm immer zwei Stufen gleichzeitig, als sie die Treppe zum dritten Stock der Botschaft hinaufstieg. Oben angekommen hielt sie kurz inne, um den CIA-Fotoausweis an die Brusttasche ihrer marineblauen Jacke zu heften. Dann drückte sie eine Brandschutztür auf, wandte sich nach links und

Weitere Kostenlose Bücher