Das Motel
machte sich nicht die Mühe, hochzusehen. Er drehte sich zu Eddy um und sagte: »Ich versuch, mich zu beeilen, okay?«
In der Dunkelheit sah Eddys Gesicht, der in den Nachthimmel hinaufschaute, blassgrau aus. Al blickte sich um, um zu sehen, ob noch andere Gäste in der Nähe waren. Alles war ruhig.
»Komm schon«, flüsterte Al.
Sie machten sich auf in Richtung Büro.
KAPITEL 14
Madge war in der Küche und machte sich gerade eine Tasse Kräutertee, als sie die Türklingel hörte. Sie goss das heiße Wasser in ihre Tasse, verließ die Küche und ging ins Wohnzimmer hinüber.
Sie fragte sich, ob wer immer dort auch vor der Tür stand, irgendetwas mit dem Schrei zu tun hatte, den sie vor Kurzem gehört hatte.
Vermutlich waren das diese beiden Flegel, dachte sie.
Sie trat durch den violetten Vorhang ins Büro und schaute durch den Türspion.
Verdammt! Das hat mir gerade noch gefehlt.
Am liebsten hätte sie ihn einfach dort draußen stehen lassen und so getan, als schlafe sie oder hätte die Türklingel nicht gehört. Aber sie wusste, was sie ihm und allen anderen Gästen gesagt hatte. Und davon abgesehen: Was, wenn der Schrei echt gewesen und sein Freund verletzt war?
Mit einem tiefen Seufzer schloss Madge die Tür auf und öffnete sie.
»Hi. Tut mir leid, dass ich Sie so spät noch störe.«
»Unsinn«, erwiderte sie lächelnd. »Dafür bin ich doch da.«
Sie machte einen Schritt zur Seite und ließ ihn eintreten. Als er drinnen war, schloss sie die Tür. »Also, was kann ich für Sie tun, Michael?«, fragte sie und schlurfte hinter den Tresen. Dort versuchte sie, so unauffällig wie möglich nach dem Baseballschläger zu greifen, der darunter versteckt lag. »Ist mit Ihrem Freund alles in Ordnung?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich habe vorhin Schreie gehört. Ich dachte, das wäre vielleicht einer von Ihnen beiden gewesen.«
Michael schüttelte den Kopf. »Das waren wir nicht. Ich glaube, das kam von den Leuten, die erst vor ’ner Weile angekommen sind.«
Wayne und sein Sohn?
»Na ja, kein Grund, sich Sorgen zu machen. Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Na ja, ich weiß, dass es eigentlich schon ein bisschen zu spät ist, um Sie darum zu bitten, aber ich hab mich gefragt, ob Sie vielleicht ein paar Karten haben. Sie wissen schon, eine, auf der die ganzen Wanderwege hier in der Gegend verzeichnet sind.«
Madge löste ihren Griff um den Baseballschläger, beließ ihre Hand jedoch in der Nähe – für den Fall, dass. Sie lächelte und nickte. »Stimmt ja, Sie und Ihr Freund wollen morgen wandern gehen. Ich fürchte allerdings, dass ich keine Karten habe. Ich hatte mal welche, aber da die Geschäfte nicht mehr so gut laufen, hab ich sie irgendwann abgeschafft.«
»Macht ja nichts«, erwiderte Michael. Er kratzte sich am Kopf. »Äh, wie ist es denn hier oben so?«
»Also, ich hab Ihrem Freund vorhin schon von dem Berg hier erzählt.«
Sie sah, wie Michael abwesend nickte. »Und Sie sind ganz sicher, dass Sie keine Karten haben?«
Ist der Typ taub und obendrein noch dämlich?, dachte Madge.
»Ja, ich bin ganz sicher.«
»Und was, würden Sie sagen, ist die beste Wanderung hier in den Bergen?«
Madge holte tief Luft. »Wie ich Ihrem Freund schon gesagt habe, die anspruchsvollste Wanderung ist die zur Teufelsschlucht. Dann wäre da noch …«
Plötzlich sah sie, wie Michaels Augen sich weiteten und er scharf die Luft einzog. Er schien an Madge vorbeizuschauen, senkte seinen Blick dann jedoch blitzschnell wieder.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie und drehte langsam den Kopf. Außer dem Schlüsselbrett und dem violetten Vorhang konnte sie nichts entdecken. Sie drehte sich wieder zu Michael um und legte ihre Hand erneut um den Baseballschläger.
»Äh, ja. Danke für Ihre Hilfe. Teufelsbucht, sagten Sie?«
»Teufels schlucht .«
»Ach ja, richtig«, sagte Michael und grinste. »Und wie gesagt, tut mir leid, dass ich Sie gestört habe, aber wir brechen morgen schon ganz früh auf und wir haben vorhin einfach vergessen, Sie nach einer Karte der Gegend zu fragen.«
»Schon okay. Ich wünsche Ihnen viel Spaß morgen.«
Michael nickte. Er drehte sich um und ging zur Tür. Madge sah zu, wie er in die windige Nacht hinaustrat.
Sie ließ den Baseballschläger los und schüttelte den Kopf. Diese beiden würde sie im Auge behalten müssen. Sie war sich sicher, dass sie irgendetwas im Schilde führten. Es würde eine unruhige Nacht mit wenig Schlaf für sie werden.
Sie verließ das Büro, ging
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