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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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weggelaufen.
    Wo Morrie einen Jungen erschossen hatte.
    Diese Tatsache musste sie erst mal verdauen.
    Morrie … ist … ein … Mörder.
    Sie schüttelte den Kopf und begann zu weinen. Sie hatte sich einem Verbrecher hingegeben. Der schlimmsten Sorte von Verbrecher. Jener Sorte Mensch, für deren Verhaftung ihr geliebter Jack sein Leben lang gekämpft hatte.
    Sie hatte einen Mörder geliebt. Beim Gedanken daran fühlte sie sich schmutzig und mehr als unwohl.
    Sie erhob sich mit zitternden Beinen und wartete, bis sich das Schwindelgefühl wieder ein wenig gelegt hatte.
    Sie musste die Polizei rufen.
    Es waren nicht nur zwei Mörder in ihrem Motel abgestiegen, dieser Mistkerl hatte sie auch angelogen und sie dazu gebracht, ihm so nahe zu kommen, wie zwei Menschen einander nur kommen konnten, obwohl er ganz genau wusste, was für ein Mensch er wirklich war und was er getan hatte. Darüber war sie am wütendsten und es verletzte sie am meisten.
    Wäre Jack noch am Leben gewesen, hätte er dasselbe getan.
    Madge konnte Jacks Stimme hören, tief und rau, die ihr sagte, dass sie die Polizei anrufen müsse. Dass es das Richtige war.
    Sie wischte sich die Tränen weg und eilte zum Telefon.
    Sie nahm den Hörer ab und wählte die Nummer der Polizei, doch obwohl sie den Hörer ganz dicht an ihr Ohr presste, hörte sie nichts. Verwirrt legte sie den Hörer wieder auf und versuchte es erneut.
    Noch immer nichts als Rauschen.
    »Oh, bitte nicht«, weinte sie leise.
    Sie beugte sich nach unten und untersuchte das Telefonkabel unter dem Tisch. Es steckte noch in der Buchse.
    Sie richtete sich wieder auf, rannte ins kalte Büro, eilte zum Telefon hinüber, das auf dem Tresen stand, und legte den Hörer ans Ohr.
    Auch dieser Apparat war tot.
    »Mein Gott«, wimmerte sie.
    Wie kann das sein?
    Angst kroch ihr in die Knochen.
    Das letzte Mal hatte sie vor 15 Jahren ein Problem mit dem Telefon gehabt, als der Ast eines Baumes während eines Sturms abgeknickt war und die Leitung durchtrennt hatte.
    Am nächsten Tag waren die Leitung wieder repariert und die umstehenden Bäume drastisch zurückgeschnitten worden.
    Seither waren in den 15 Jahren zahlreiche Unwetter über ihrem Motel niedergegangen, einige noch heftiger als in dieser Nacht, aber die Telefonleitungen hatten sie immer unbeschadet überstanden.
    Daher bezweifelte Madge, dass die Telefone aufgrund des Sturmes tot waren.
    Sie hastete durch den Vorhang ins Schlafzimmer, wo sie ihren Morgenmantel abstreifte und aus ihrem Schlafanzug schlüpfte.
    Morrie hat ein Kind erschossen.
    Sie trat vor ihren Schrank und schnappte sich ihre alten Jeans, ein altes Hemd und einen Wollpullover und holte ein Paar alte Turnschuhe heraus.
    Nachdem sie sich angezogen hatte, griff Madge nach ihrem Regenmantel und ihren Schlüsseln und eilte dann in die Küche.
    Sie legte die Schlüssel auf den Küchentisch, während sie ihren Mantel anzog und den Reißverschluss bis zum Hals zumachte. Dann nahm sie die Schlüssel wieder an sich.
    Bevor sie ihre Wohnung verließ, schnappte sich Madge die große, wasserdichte Taschenlampe, die auf der Arbeitsplatte in der Küche lag, und rannte zur Hintertür.
    Sie setzte sich die Kapuze ihres Regenmantels auf, entriegelte die Tür und trat in die Nacht hinaus.
    Draußen schaltete sie die Taschenlampe ein und kämpfte sich durch den starken Wind und den trommelnden Regen.
    Hinter der Hausecke ließ Madge den Lichtstrahl der Taschenlampe an der Hüttenwand entlang zum Dach hinaufgleiten und fand schließlich die Stelle, an der die Telefonleitung in ihr Wohnzimmer führte.
    Nein, der Sturm hatte die Leitung nicht herausgerissen.
    Sie folgte dem Kabel die Wand hinunter und an der Seite der Hütte entlang, wo es versteckt zwischen den Baumstämmen verlegt war.
    Sie hatte die Stelle, an der das Kabel ihr Haus verließ und weiter zum Telefonmast am Highway verlief, beinahe erreicht, als der Lichtstrahl die Quelle ihres Telefonproblems erfasste. Ihr Herz begann zu rasen und sie stieß ein hohes Kreischen aus.
    Die Telefonleitung war durchgeschnitten worden.
    Madge ging näher heran und starrte zu dem durchtrennten Kabel hinauf. Es bestand kein Zweifel daran, dass irgendjemand die Telefonleitung mit Absicht gekappt hatte.
    Das Kabel führt oberhalb des großen Fensters entlang, wo Madge es nicht erreichen konnte. Aber ein großer Mann, der sich auf seine Zehenspitzen stellte, konnte das Kabel problemlos durchschneiden.
    Ein großer Mann wie Morrie.
    Sie konnte zwar nicht

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