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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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das Bedürfnis zu schlucken – und er hatte inzwischen genügend Speichel dafür gesammelt. Er zuckte zusammen, als der Schmerz ihn traf, und wartete, bis das Brennen nachließ, bevor er wieder zu atmen begann.
    Er atmete langsam und laut. Seine Nasenlöcher schmerzten wegen des anhaltenden Luftstroms. Das Handtuch in seinem Mund schmeckte nach Schweiß und feuchter Kälte. Er sehnte sich danach, wieder durch den Mund atmen zu können.
    Die Tür bebte und Simon schnappte durch den Knebel in seinem Mund nach Luft und wurde vor ängstlicher, angespannter Erwartung stocksteif.
    Jedes Mal, wenn der Wind die Tür klappern ließ, befürchtete Simon, der Mann kehre zurück. Sein Herz machte einen Satz und er spürte, wie sich sein Magen verkrampfte.
    Doch der große, groteske Mann trat auch dieses Mal nicht durch die Tür und Simon entspannte sich wieder ein wenig.
    Er erinnerte sich vage daran, dass der Mann ihm seinen Namen genannt hatte, als er in seinen Wagen gestiegen war. Er war ihm noch nicht wieder eingefallen. Nicht, dass es eine Rolle spielte, schätzte Simon. Ganz egal, wie der Mann hieß, diese Sache würde so oder so dasselbe Ende nehmen.
    So darfst du nicht denken, ermahnte er sich. Es wird alles gut werden.
    Wieder kamen ihm die Tränen. Er konnte sie nicht zurückhalten, obwohl seine verquollenen Augen bereits wehtaten. Er dachte wieder an David und den Mann, der ihn erschossen hatte. War die Polizei inzwischen vor Ort? Wusste sie überhaupt schon Bescheid? Was war aus seinem Freund geworden?
    In seinem erbärmlichen Zustand beneidete Simon David tatsächlich: Er hatte einen schnellen Tod gefunden. Einen relativ schmerzlosen Tod.
    Woher willst du denn das wissen?, dachte er dann. Du bist schließlich noch nie erschossen worden.
    Aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es schlimmer war als das, was er momentan durchmachte.
    Simon ließ seinen Blick von der Tür zu den Kerzen hinüberwandern. Er beobachtete eine der Flammen. Es beruhigte ihn, zuzusehen, wie sie sich sanft im Luftzug bewegte. Er spürte das bescheidene bisschen Wärme, das von den beiden kleinen Flammen ausging – sie waren sein einziger Trost.
    Dann wandte er sich jedoch angewidert ab. In einer Situation wie dieser Trost zu verspüren, war einfach nicht richtig. Er sollte stattdessen lieber versuchen, sich von seinen Fesseln zu befreien. Versuchen, sein Leben zu retten.
    Und wie willst du weglaufen?
    Die Stimme des Mannes hallte in seinen Ohren nach. Sie verfolgte und verspottete ihn.
    Ja, wie nur?, fragte er sich.
    Jedes Mal, wenn er versuchte, seine Beine zu bewegen, schoss ein entsetzlicher Schmerz durch seinen gesamten Körper. Seine Knie pochten fürchterlich und er fühlte sich schrecklich wund und ausgelaugt. Seine Beine kamen ihm wie zwei schlaffe Klumpen Fleisch vor. Es war ein grauenhaftes Gefühl.
    Er konnte zwar nicht gehen, aber möglicherweise konnte er den Knebel aus seinem Mund bekommen und schreien.
    Ich muss zuerst meine Hände freikriegen, dachte er.
    Die ganze Zeit über, seit der Mann nun schon weg war, hatte Simon über verschiedene Möglichkeiten nachgedacht, wie er sich befreien konnte. Er wusste, dass es eigentlich nicht zu schaffen war, aber er musste trotzdem weiter hoffen, dass es ihm doch gelingen konnte.
    Allerdings war ihm keine richtige Lösung eingefallen.
    Zumindest noch nicht, sagte er sich.
    Wohin war der Mann nur verschwunden? Es verwirrte Simon. Er war ins Badezimmer gegangen und hatte im Dunkeln eine Zeit lang darin verbracht, bevor er wieder herausgekommen war und gesagt hatte … was waren noch gleich seine genauen Worte gewesen?
    Es hat sich etwas, nun, ziemlich Unerwartetes ergeben.
    Simon zermarterte sich das Hirn über die unterschiedlichsten Möglichkeiten, aber er hatte einfach keine Idee, was der Mann damit gemeint haben könnte.
    Allerdings hatte er ihm auch versichert, dass er zurückkommen würde.
    Um ihn zu erledigen?
    Simon schüttelte den Kopf. Jedes Mal, wenn er einen dieser Gedanken hatte, bedeutete das, dass er aufgab. Und er durfte nicht aufgeben, nicht, wenn er überleben wollte.
    Die Tür klapperte erneut. Niemand.
    Ihm war so kalt. Er konnte seinen Körper nicht davon abhalten zu zittern. Und es war eine durchdringende Kälte, die langsam unter seine Haut kroch und sich in seinen Knochen festsetzte.
    Er warf einen Blick auf den Radiowecker.
    Drei Uhr. Wie lange bin ich schon hier?
    Aber er hatte einfach nicht die geistige Kraft, darüber nachzudenken. Eigentlich hatte er

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