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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Drähten ersetzt worden, die den Kiefer ruhig stellten. Sein Gesicht war noch immer geschwollen und mit Hämatomen überzogen.
    Er sieht schlimm aus, dachte Dengler.
    Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante.
    Klein griff einen Block und einen Kugelschreiber.

    Dengler lachte.
    Immerhin hatte er seinen Humor nicht verloren.
    »Ich wollte dir etwas Obst mitbringen, aber in der nächsten Zeit wirst wohl noch nichts kauen können.«
    Klein kritzelte erneut auf seinen Block.

    »Ich will dir ein paar Bilder zeigen«, sagte Dengler zu Klein.
    Er zog die Phantombilder hervor, die Betty hatte anfertigen lassen.
    »Hast du diese Bilder schon einmal gesehen?«
    Klein schüttelte leicht den Kopf.
    »Erkennst du die Typen auf den Bildern?«
    Kopfschütteln.
    »Das waren nicht die Kerle, die dich zusammengeschlagen haben?«
    Klein bewegte den Kopf, nur ganz wenig, aber es war eindeutig ein Nein.
    Dengler zog die Kopien der Tübinger Phantombilder aus der Tasche und hielt sie seinem Freund unter die Nase.
    Klein reagierte prompt. Er erschrak. Seine Augen weiteten sich und füllten sich mit Tränen.
    Dengler nahm Block, Kugelschreiber und reichte sie Martin Klein, der sofort anfing zu schreiben.

    »Das werde ich tun, Martin. Das verspreche ich dir.«
    Er drückte seinem Freund vorsichtig die Hand und verließ das Krankenhaus.

    Den Nachmittag verbrachte Dengler bei Weber auf dem Stuttgarter Polizeipräsidium. Die Fahndungsblätter nach den Tätern von Klein wurden ersetzt.
    »Warum hat Betty Gerlach uns die falschen Bilder geliefert?«, fragte Weber.
    »Vielleicht ist sie rein künstlerisch nicht so begabt.«
    »Dengler, das sind zwei völlig verschiedene Typen, ganz andere Personen. Sie hat uns in die Irre geführt. Warum?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wir werden mit ihr reden.«
    »Ich auch.«
    Auf dem Rückweg machte er am Bahnhof in der Bar Bravo Charlie halt. Er stellte sich an den Tresen und bestellte einen Aperol Spritz. Er brauchte was Leichtes, Süßes. Er verstand nicht, wie die Dinge zusammenhingen, aber immerhin war er nun sicher, dass alles mit allem irgendwie zusammenhing. Klein, Jan und Charlotte von Schmoltke, Betty, die Monster, die er jagte.
    Er bestellte einen zweiten Spritz.
    Zwei Frauen stellten sich neben ihn.
    »Ich bin ihm völlig selbstverständlich geworden. Er strengt sich überhaupt nicht mehr an«, sagte die eine zu ihrer Freundin. »Früher hat er mir noch in den Mantel geholfen, die Tür aufgehalten, diese Dinge. Heute bin ich halt da wie ein Einrichtungsgegenstand.«
    »Und was läuft im Bett?«
    »Sein iPhone fasst er öfter an – und sanfter.«
    Dengler trank sein Glas aus und zahlte.
    Er kramte die Visitenkarte der Staatssekretärin hervor und rief sie auf dem Handy an.
    »Ich nehme Ihren Auftrag an, Frau von Schmoltke«, sagte er.
    »Beide? Es sind zwei Aufträge? Wer hat Jan so zugerichtet und was ist mit seinem Vater geschehen?«
    »Beides. Ich glaube, es hängt alles zusammen, aber ich weiß noch nicht, wie. Was war das für eine Warnung, die die drei Schläger Ihnen ausrichten ließen?«
    Sie zögerte.
    »Sie sagten … Also der Wortlaut war: Richte deiner adligen Fotzenschlampe aus, sie soll ihre Finger vom nationalen Widerstand lassen, sonst geht’s ihr schlimmer als dir. – Sehr höflich, nicht?«
    »Fühlen Sie sich also auch bedroht?«
    »An mich kommen diese Gestalten nicht so leicht ran. Ich hab Fahrer, Leibwächter, rund um die Uhr.«
    »Und wo tun Sie diesem nationalen Widerstand weh?«
    »Ich versuche, ein neues NPD-Verbotsverfahren in Gang zu bekommen. Dazu habe ich einen Antrag für den Wahlparteitag meiner Partei vorbereitet.«
    »Wegen eines Parteiantrags schicken die ihre Schläger los? Das klingt ein wenig – unwahrscheinlich.«
    »Das stimmt. Aber ich versuche auch, den Verfassungsschutz zu gewinnen, damit er seine V-Leute aus der NPDabzieht. Bevor das nicht geschieht, wird sich das Bundesverfassungsgericht nicht mit einem neuen Verbotsantrag beschäftigen.«
    »Und das tun die nicht?«
    »Nein.«
    »Aber auch das ist seltsam: Da müssten sie Ihnen doch dankbar sein. Eigentlich müssten die Neonazis doch froh sein, wenn der Geheimdienst seine Agenten aus der NPD abzieht …«
    »Eigentlich. Sie sehen, da gibt es einige Ungereimtheiten.«

Es war ein Unglück
    Das abhörsichere Handy klingelte am frühen Morgen. Dengler taumelte schlaftrunken in sein Büro.
    »Herr Dengler, ich muss Ihnen etwas Schreckliches mitteilen.«
    Georg Dengler war sofort wach, aber es dauerte

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