Das München-Komplott
Dengler platziert?«
Es überraschte Dengler, dass sie sich zuerst meldete.
»Hallo, Georg, hier ist Betty. Ich muss mit dir reden.«
»Ich mit dir auch«, sagte er kurz angebunden. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
»Können wir uns sehen?«
»Sicher. Ich bin in meinem Büro. Komm her. Wir gehen dann runter ins Basta und trinken einen Kaffee.«
»Das geht nicht. Wir müssen uns unauffällig treffen.«
»Unauffällig?«
»Im Augenblick muss ich mich verstecken. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.«
»Etwa, warum du die falschen Phantombilder hast anfertigen lassen von den Typen, die Martin Klein überfallen haben?«
»Ja. Auch das. Können wir uns sehen?«
»Sicher.«
»Komm in den Hafen. Den Stuttgarter Hafen. Kennst du dich da aus?«
»In den Hafen?«
»Ich verstecke mich gerade vor … vor gewissen Leuten. Und ich muss dir und Martin etwas sagen. Es ist sehr wichtig.«
»Nun gut. Wie finde ich dich?«
»Fahre Richtung Stuttgarter Hafen, in den Mittelkai. Dumusst durch einen schmalen Durchgang gehen. Dann bist du direkt an Neckar. Dort sehen wir uns.«
»Wann?«
»Morgen Abend. Neun Uhr.«
Bevor Dengler etwas sagen konnte, hatte sie aufgelegt.
Ein Gespräch
Es war die letzte Sitzung des Innenausschusses dieser Wahlperiode gewesen. Ein kurzes Treffen, aber die Abgeordneten waren fast vollständig erschienen, auch die Staatssekretäre des Innenministeriums und die Präsidenten der wichtigsten Bundesbehörden.
»Frau Staatssekretärin, kann ich Sie einen Moment sprechen?«
Der Präsident des Verfassungsschutzes stand vor ihr.
»Gern, wollen Sie zu mir ins Ministerium kommen – oder gehen wir ein paar Schritte?«
»Ein kleiner Spaziergang wäre wunderbar. Ich halte Sie nicht allzu lange auf.«
Sie gingen zu Fuß hinüber zum Tiergarten. Vier Bodyguards folgten ihnen halbkreisförmig in einem Abstand von vier Metern.
Es war ein schöner Tag. Nur vereinzelt standen ein paar Quellwolken am Himmel.
»Stört es Sie, wenn ich mein Jackett ausziehe?«
Charlotte hob den Arm, als Zeichen, dass nichts dagegen einzuwenden wäre.
Die letzte Sitzung vor der Wahl. Morgen würde sie in Tübingen sein. Es war Wahlkampf. Sie würde in Kirchentellinsfurt reden. Vor allem aber würde sie Jan sehen. Sie freute sichauf ihn. Es ging ihm besser. Nächste Woche würde er aus dem Krankenhaus entlassen werden. Und dann würden sie ihr Leben neu überdenken.
Es konnte nur besser werden.
»Was kann ich für Sie tun, Herr Präsident?«, fragte sie heiter.
»Nun, ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll. Wir haben Informationen …«
»Informationen?«
»Nun ja, Informationen sind unser Geschäft. In diesem Fall geht es um eine große Boulevardzeitung.«
»Die mit den großen Buchstaben?«
»Ja. Sie hat etwas in Erfahrung gebracht.«
Wahrscheinlich hast du etwas in Erfahrung gebracht, du kleine Ratte, dachte sie und wappnete sich innerlich.
»Sie sollen einen Flug der Flugbereitschaft privat genutzt haben. Die Zeitung plant noch vor der Wahl groß mit dieser Geschichte herauszukommen.«
»Ich? Privat genutzt?«
»Ja. Einen Hubschrauberflug. Sie sollen angegeben haben, dass Sie den Minister vertreten haben. Tatsächlich war der Flug jedoch höchst privater Natur. Sie wissen, wie sensibel die Bevölkerung auf solche Vorkommnisse reagiert. Denken Sie an die Gesundheitsministerin, die mit dem Dienstwagen in Ferien gefahren ist. Einen zweiten Skandal in dieser Richtung können wir uns nicht leisten.«
Dieses Schwein, dachte sie. Dieses kleine widerliche Schwein hat etwas gegen mich gefunden. Das Dumme war nur: Es stimmte. Sie hatte die Flugbereitschaft belogen. Sie war mit dem Hubschrauber nach Tübingen geflogen. Ein Privileg, das ihr nur zustand, wenn sie den Minister in einer offiziellen Angelegenheit vertrat. Sie aber war geflogen, um Jan zu sehen. Getrieben von ihrer großen Sorge um ihn. Und jetzt würde dieser Widerling sie darüber straucheln lassen.
»Sie würden sich innerhalb der Partei keine Freunde damitmachen. Jetzt, so kurz vor der Wahl. Und es würde Wählerstimmen kosten.«
Er genoss die lange Pause und holte tief Luft.
»Aber wir haben einen gewissen Einfluss«, sagte der Präsident des Verfassungsschutzes und rieb sich über seinen Schnurrbart.
»Auf wen?«
»Auf diese Zeitung. Wir stehen in Kontakt. Mit gewissen höherstehenden Journalisten und Organen. Man kann manchmal das eine oder andere erreichen. Man gibt – man nimmt. Wie das Leben so spielt. Immer geht es um
Weitere Kostenlose Bücher