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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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waren. Im Vergleich zu den großen, schlanken Mond-Japanern wirkte er immer wie ein rastloser Menschenaffe.
    »Eta prikrasna«, murmelte Xenia.
    »Schön. Genau. Was sagt man dazu: Wir sind die letzten, die vom Mond wegkommen.«
    »O nein«, sagte sie. »Es gibt noch ein paar alte Spinner, die sich nicht wegbewegen, komme was da wolle.«
    »Nicht einmal bei einem Kometen?«
    »Takomi. Er ist zum Beispiel noch dort«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Er ist berüchtigt dafür.«
    »Ich lese keine Witzblätter«, sagte Frank schroff.
    314
    »Takomi ist der Einsiedler in den Ruinen von Edo, auf der Rückseite. Offensichtlich lebt er von dem, was das Land hergibt.
    Er reagiert nicht einmal auf Funksprüche.«
    Frank runzelte die Stirn. »Das ist der abgefuckte Mond. Wie will er da von dem leben, was das Land hergibt? Indem er Sauerstoff aus dem Gestein saugt, oder was?«
    Die Lichtverhältnisse änderten sich. Die in der Raumfähre versammelten Leute keuchten leise.
    Der Komet hatte den Mond getroffen.
    Eine Kuppel aus blendendem weißem Licht stieg wie eine neue Sonne von der Oberfläche des Monds auf: In Plasma verwandeltes Kometenmaterial, das mit zertrümmertem Gestein vermengt war.
    Xenia glaubte eine Welle durch die steinige Hülle des Monds laufen zu sehen, ein träges Kräuseln im pulverisierten Gestein, das allmählich abebbte.
    Nun sah sie, wie ein verschwommenes Licht sich über die staubige graue Mondoberfläche ausbreitete. Es schien sich in den tieferen Maria und Kratern zu sammeln und zeichnete die Konturen des Lands nach wie Frühtau auf der Erde. Es war Luft: Gase des zertrümmerten Kometen, die sich als flüchtige Atmosphäre auf dem Mond niederschlugen.
    Und als der geisterhafte Lufthauch über einen tiefen schattigen Krater hinwegwehte, sah sie ein Licht auflodern.
    Es war nur ein Streiflicht, das sie aus dem Augenwinkel wahrnahm. Sie reckte den Hals, um mehr zu sehen. Vielleicht hatten Rauch oder Gas auf dem Kraterboden in einer höheren Konzentration sich angesammelt und verdichtet; vielleicht war es auch ein Blitz, eine Art Kondensstreifen, der sich durch die vergängliche Kometenatmosphäre zog.
    Es musste sich um eine Nebenwirkung des Einschlags handeln.
    315
    Die Leute applaudierten wieder angesichts der Schönheit des Naturschauspiels und vor Erleichterung, weil sie überlebt hatten.
    Frank hatte kein Auge dafür.
    Nach der Landung erfuhren sie, dass der Kern des Kometen direkt in der Kuppel des Fracastorius-Kraters eingeschlagen hatte.
    ■
    Fracastorius am Rand des Nektar-Meers war eine der größeren Siedlungen außerhalb des primären Kopernikus-Landsberg-Kepler-Dreiecks. Die MondJapaner trauerten. Der Verlust von Menschenleben wog gering, aber der wirtschaftliche und soziale Schaden war groß – vielleicht irreparabel in diesen schwierigen Zeiten, wo die Mondsiedler sich an die hiesigen Verhältnisse anzupassen versuchten und die jahrhundertealte Nabelschnur zu den reichhaltigen Ressourcen der Erde kappen wollten.
    Frank Paulis schien völlig ungerührt. Er machte sich wieder an die Arbeit, ehe die Raumfähre noch gelandet war. Und von Xenia erwartete er das gleiche.
    Xenia und Frank hatten ein Jahr ihres Lebens in einem Blumen-Schiff der Gaijin verbracht. Sie waren die Risiken mehrerer Teleportationen durch Sattelpunkt-Tore eingegangen und in einer unbekannten Zukunft relativistisch gestrandet. Auf dem Rückweg vom Sattelpunkt-Radius hatten Frank und Xenia besorgt festgestellt, dass aus dem inneren System keine Antwort auf ihre Funksprüche kam. Schließlich fingen sie ein paar kurze Nachrichten auf.
    Es waren ausgesprochen schlechte Nachrichten.
    Die Erde befand sich im Bürgerkrieg. Es tobten Kämpfe in der Äquatorialregion, in der Sahara, Brasilien und im Fernen Osten.
    Frank und Xenia lauschten verwirrt Berichten, die mit Namen gar-316
    niert waren, von denen sie nie gehört hatten – von Feldzügen und Schlachten, von Generälen und Präsidenten, selbst Kaisern. Auch die Nationen schienen sich verändert zu haben. Manche waren zerfallen, andere hatten sich neu gebildet. Es war auch schwer, überhaupt den Anlass für diese Auseinandersetzungen zu erkennen – außer dem übergeordneten Grund, den schwindenden Ressourcen eines dem Untergang geweihten Planeten.
    Eins stand fest. Ihr ganzes Geld war weg, hatte sich in elektronischen Dunst aufgelöst. Sie waren verarmt auf dem Mond gelandet, im übertragenen Sinn nackt.
    Es hatte sie auf einen dicht besiedelten Mond verschlagen, der im Besitz

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