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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Schulen. Psychologen und Soziologen hatten die Begriffe ›Millenialisten‹ und ›Katastrophisten‹ geprägt, wie Xenia wusste.
    Die Millenialisten, die sich an Denkern wie Carl Sagan – nicht zu reden von Gene Roddenberry – orientierten, glaubten nicht, dass eine sternenumspannende Kultur einer primitiven Spezies wie der Menschheit feindselig begegnen würde. Deshalb mussten die Gaijin unterwegs sein, um uns Wissen zu vermitteln, auf eine hö-
    here Stufe zu liften oder uns vor uns selbst zu retten. Die intellek-tuelleren Millenialisten hatten immerhin mit hilfreichem, wenn auch nur bedingt brauchbarem Material aufgewartet: Sorgfältige Studien der Parallelen zu interkulturellem Kontakt in der Vergangenheit der Erde, die von den verhängnisvollen Folgen westlicher Kolonisierung bis zu den positiven Einflüssen reichten, die die 35
    Aneignung von Wissen der Kulturen Arabiens und der alten Grie-chen für das Europa des Mittelalters gehabt hatten.
    Manche Millenialisten waren aber direkter. Diverse große, komplexe Strukturen waren in die Erde gegraben, eingebrannt oder auf die Erdoberfläche gemalt worden – Darstellungen des Friedenssym-bols, von Yin und Yang, des christlichen Kreuzes, einer menschlichen Hand. Riesige Graffiti, die, wie Dorothy wusste, auch die Wüsten der Erde zierten und sogar – freilich illegal – die antarkti-sche Eiskappe. Die Künstler hofften sehnsüchtig, mit ihren Werken die Aufmerksamkeit der unbekannten Wesen zu erlangen, die sich draußen im Gürtel einrichteten.
    Andere waren weniger subtil. Sie sah einen Kreis von Leuten, die mit ausgebreiteten Armen und zum Wüstenhimmel gewandten Gesichtern beteten. Sie wusste, dass es ähnliche Versammlungen, sogar Dauersitzungen an vielen heiligen Stätten der großen Weltreli-gionen und an anderen mystischen Orten gegeben hatte: In Jerusa-lem, Mekka, vor den Pyramiden und in den europäischen Stein-kreisen. Nimm mich! Nimm mich!
    Die Katastrophisten indes glaubten, dass die Aliens eine schreckliche Gefahr darstellten.
    Die Angst und der Zorn richteten sich natürlich gegen die Aliens selbst, und es lagen schon Pläne für Militärangriffe gegen die mutmaßlichen Asteroidenbasen in den Schubladen – die in manchen Fällen mit dem Verweis auf die offenkundige Bösartigkeit der meisten Aliens begründet wurde, die ihnen im Zusammenhang mit UFO-Entführungsfällen nachgesagt wurde. Es gab sogar eine eindrucksvolle Präsentation eines großen Luft-und Raumfahrtkar-tells mit Animationen und Toneffekten auf Softscreen-Plakaten, die über den Maschendrahtzaun von Bootstrap drapiert waren.
    Die Lobbyisten des militärisch-industriellen Komplexes versuchten immer, eine unheilvolle Lage herbeizureden, um sie in lukrative 36
    Verträge umzumünzen, und sie hätten allzu gern einen Auftrag für den Bau riesiger Schlachtschiffe für den Asteroidengürtel erhalten.
    Aber die Wut der Katastrophisten war so groß, dass sie sich auch noch gegen andere Ziele richtete, zumal ihr Groll auch noch von Verschwörungstheoretikern geschürt wurde. Es gab immer noch Leute, die behaupteten, dass die US-Regierung seit dem Roswell-Zwischenfall 1947 mit den Aliens paktierte – »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen«, hatte Frank einmal enerviert gesagt; »das wür-de vieles leichter machen« –, und der Protest richtete sich gegen Regierungsstellen auf allen Ebenen, die Vereinten Nationen, wissenschaftliche Gremien und überhaupt gegen jeden, der der Ver-wicklung in die große Verschwörung verdächtigt wurde. Die spektakulärste Attacke war in diesem Zusammenhang der Granatwer-ferangriff gewesen, durch den die marode Saturn V-Mondrakete zerstört wurde, die nie ins All geflogen war und jahrzehntelang als Denkmal vorm Johnson Space Center der NASA gelegen hatte.
    Die Bootstrap-Wachen waren auf der Hut.
    »Interessant«, murmelte Dorothy. »Besorgniserregend.«
    »Orte wie dieser sind immer ein Sammelbecken«, sagte Xenia sanft. »Die übergroße Mehrheit der Weltbevölkerung steht der ganzen Sache aber gleichgültig gegenüber. Als die Neuigkeit von den Gaijin verkündet wurde, war das natürlich eine Sensation und hat die Medien beherrscht – für ein paar Tage, vielleicht eine Woche.
    Ich hatte damals schon mit Frank gearbeitet. Wir waren beide fasziniert und hielten die Nachricht für die bedeutendste unseres Lebens. Und angesichts der Geschäftsmöglichkeiten, die sich dadurch vielleicht ergaben, war Frank ganz aus dem Häuschen.«
    Dorothy lächelte. »Das

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