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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Bootstrap bezeichnen das Schiff als Big Dumb Booster. Es besteht zum großen Teil aus alten Space Shuttle-Komponenten. Sie werden die Vorzüge gegenüber der ursprünglichen Shuttle-Konstruktion sofort erkennen: Durch die Inline-Triebwerke bekommen wir eine viel robustere Stufe …«
    »Ich bin genauso wenig ein Ingenieur wie Sie einer sind, Xenia«, sagte Dorothy mit gutmütigem Spott.
    Xenia konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Verzeihung. Es ist schwer, vom Drehbuch abzuweichen, wenn man das schon so oft getan hat … Dies ist ein Raumschiff für den Flug zu den Planeten. Oder den Asteroiden.«
    Dorothy lächelte. »Sie haben ein Raumschiff für Amerika gebaut.«
    »Es ist ein Skandal«, ereiferte Xenia sich, »dass Amerika, die erste Nation, die einen Menschen zu einem anderen Himmelskörper gebracht hat, seine Fähigkeiten bis zu dem Punkt hat verkümmern lassen, dass es keine Kapazitäten für einen Schwerlast-Weltraum-start mehr hat.«
    »Aber die Chinesen sind im Erdorbit, und die Japaner sind auf dem Mond. Es gibt sogar Gerüchte, wonach die Chinesen einen eigenen Flug zu den Asteroiden vorbereiten.«
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    Xenia schaute mit schmalen Augen zum ausgewaschenen staubigen Himmel empor. »Dorothy, es ist fünf Jahre her, seit die Gaijin im Sonnensystem erschienen sind. Ein Kontakt ist aber nicht hergestellt worden. Noch nicht. Wie Sie schon sagten, haben sie noch auf keins unsrer Signale reagiert. Sie bauen nur wie die Verrückten. Wenn es uns gelingt, eine Sonde dorthin zu schicken, werden wir vielleicht richtigen Kontakt herstellen – die Art von Kontakt, die wir uns immer erträumt haben.«
    »Und Sie glauben, Amerika sollte zuerst dort sein.«
    »Wer sonst, wenn nicht wir? Die Chinesen etwa?«
    Eine Sirene ertönte: Ein Triebwerkstest stand bevor. Der SmartDrive des Fahrzeugs schaltete sich ein und brachte sie aus der Ge-fahrenzone.
    ■
    »… Wir hatten immer geglaubt, dass außerirdisches Leben unwahrscheinlich sei – dass Leben vielleicht sogar auf die Erde beschränkt sei«, sagte Malenfant. »Fred Hoyle hat einmal gesagt, die Vorstellung, organische Moleküle in einer Ursuppe zu mischen und durch reinen Zufall ein DNA-Molekül zu erhalten, sei so realistisch wie die Annahme, ein durch eine Flugzeugfabrik fegender Wirbelwind sei imstande, aus Einzelteilen ein Flugzeug zu montieren.« Gelächter. »Doch nun müssen wir uns von dieser Vorstellung verabschieden. Wir glauben nun, dass die Komplexität, die Leben definiert und ihm zugrunde liegt, irgendwie in den Gesetzen der Physik ›fest verdrahtet‹ ist. Leben sprießt.
    Stellen Sie sich einen Topf mit kochendem Wasser vor. Wenn in der Flüssigkeit die Konvektion einsetzt, sieht man, wie ein gleichmäßiges Muster aus Zellen entsteht, das einer Wabe ähnelt – kurz bevor der Siedepunkt erreicht wird und die Bewegung chaotisch 41
    wird. Es sind nur Wassermoleküle im Topf, nichts anderes. Niemand sagt diesen Molekülen, dass sie sich zu diesen erstaunlichen Mustern organisieren sollen. Dennoch tun sie es.
    Dies ist nur ein Beispiel, wie Ordnung und Komplexität aus einem ursprünglich uniformen und unstrukturierten Zustand entstehen. Und vielleicht ist Leben nur das Endprodukt einer langen Reihe selbst organisierender Schritte, das …«
    Malenfant hielt den Vortrag in Bootstraps klimatisierten PR-Auditorium: Der einzige Bereich, in den Frank außer dem Engineering selbst Geld zu investieren bereit war. Xenia und Dorothy verspäteten sich etwas. Zu Xenias Überraschung war das Auditorium fast voll besetzt, und sie mussten sich auf zwei Sitze in den hinte-ren Rängen quetschen.
    Das Podest war leer außer einem Pult und einem drei Meter gro-
    ßen Kunststoffmodell des Big Dumb Booster – und natürlich Malenfant.
    Für Xenia war Malenfant – ein geschmeidiger, aber durch Wind und Wetter gegerbter Sechzigjähriger, dessen Kahlkopf im Scheinwerferlicht glänzte – kein attraktiver Anblick. Auch als er sprach, wirkte er seltsam deplatziert und schaute blinzelnd ins Publikum, als ob er nicht wüsste, was er hier überhaupt sollte.
    Aber das Publikum, hauptsächlich junge Ingenieure, war hinge-rissen. Sie erkannte Frank in der ersten Reihe, der als dunkle, massige Gestalt vor dem ehemaligen Astronauten saß und genauso verzückt war wie der Rest. Der alte Raumfahrer hatte seine Zauber-kraft wohl noch nicht verloren, sagte sie sich; hier herrschte eine atavistische Atmosphäre, als ob die Zuhörer die Nähe des Zaube-rers suchten, des Weisen, der an

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