Das Multiversum 2 Raum
Asteroidengürtel«, sagte er. Plötzlich wurde er sich der Weiterungen bewusst. »Reichlich Ressourcen, die frei schweben und weit von den großen Gravitationsquellen entfernt sind … Nicht einmal die Hauptgürtel stehen allzu dicht beisammen, aber man würde sich wahrscheinlich eine Kirkwood-Lücke aussuchen, um das Risiko einer Kollision zu minimieren. Der Orbit würde zwar durch Jupiter gestört, genauso wie bei den Asteroiden, aber man könnte die Position trotzdem ohne großen Aufwand stabilisieren.
Und ein Schiff oder eine Kolonie dort draußen wäre für uns schwer zu orten, selbst mit einem Durchmesser von ein paar Kilometern.« Er schaute sie durchdringend an. »Wollten Sie mir das sagen? Haben Sie im Gürtel etwas gefunden?«
»Ich habe die Kirkwood-Lücken mit den Sensoren hier untersucht. Und in einer Lücke, die der Eins-zu-Drei-Resonanz mit Jupiter entspricht, habe ich das hier gefunden …« Sie deutete auf ei-ne breite, deutliche Lücke im virtuellen Modell.
In der Mitte der Lücke stach eine geheimnisvolle, hell leuchtende Kette von Rubinen aus dem Schatten.
»Das sind Infrarotquellen«, sagte sie. »Quellen, für die ich keine Erklärung habe.«
Malenfant bückte sich, um die kleinen Lichtperlen genauer zu betrachten. »Sind das vielleicht Asteroiden, die nach Zusammenstößen in die Lücke gewandert sind?«
»Nein. Dazu sind die Quellen zu hell. Sie strahlen mehr Wärme ab, als ich von der Sonne empfange. Natürlich bin ich auf der Suche nach konkreteren Beweisen: Zum Beispiel nach einer Struktur in der Infrarotsignatur, oder vielleicht fange ich auch Radiowellen auf.«
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Er schaute auf die rubinroten Lichter. Mein Gott. Sie hat recht.
Wenn die Dinger Wärme abstrahlen, dann ist der Fall klar: Es wäre ein Beweis für industrielle Aktivität …
Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Irgendwie hatte er nicht geglaubt, was sie ihm gesagt hatte. Doch wo er es nun sah, wurde sein Weltbild revolutioniert.
Er erkannte ihr Gesicht im trüben Licht, das vom Regolith reflektiert wurde, die glatte menschliche Haut in dieser staubigen Wildnis. Obwohl es ein großer Moment – ein Moment des Triumphs – für sie gewesen sein musste, ihm diesen Beweis zu zeigen, wirkte sie bedrückt. »Nemoto, weshalb haben Sie mich hierher bestellt. Sie haben eine große wissenschaftliche Leistung vollbracht, soweit ich das sehe. Das Ergebnis ist eindeutig. Sie sollten es ver-
öffentlichen. Wieso brauchen Sie dann noch eine Bestätigung von mir?«
»Ich weiß, dass es eine große wissenschaftliche Leistung ist. Aber die Antwort ist falsch. Ganz falsch. Das koan ist mitnichten gelöst.
Sehen Sie das denn nicht?« Sie schaute mit finsterem Blick gen Himmel, als ob sie die Signatur der Aliens mit bloßem Auge zu erkennen versuchte. »Wieso jetzt?«
Er wusste, was sie meinte.
Sie müssen eben erst angekommen sein, sonst hätten wir ihr Werk, die umgeformten Asteroiden schon ausschwärmen sehen …
Aber wieso erscheinen sie ausgerechnet jetzt, wo wir uns anschi-cken, die Erde zu verlassen – wo wir erstmals imstande sind, sie zu verstehen? Ein bloßer Zufall? Wieso sind sie nicht schon viel frü-
her gekommen?
Er grinste. Der alte Fermi war noch nicht geschlagen; hier traten tiefere Schichten des Paradoxons zutage – mit neuen Rätseln, die es zu lösen und neuen Fragen, die es zu stellen galt.
Aber nun war der falsche Zeitpunkt für Philosophie.
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Die Gedanken jagten sich. »Wir sind nicht allein. Trotz aller Weiterungen und der unbeantworteten Fragen – mein Gott, was für ei-ne Vorstellung. Wir werden die Ressourcen der ganzen Rasse, von jedem Einzelnen von uns einsetzen müssen, um darauf zu reagieren.«
Sie lächelte verhalten. »Ja. Es scheint, dass die Sterne interveniert haben. Ihr kokuminsei, der Geist Ihres Volkes, muss wiederbelebt werden. Es wird satori – ein Neuerwachen geben. Kommen Sie.« Sie streckte die Hand aus. »Wir sollten nach Edo zurückfahren. Wir haben viel zu tun.«
Er schielte und versuchte die Sternbilder vorm glänzenden Regolith zu erkennen. Gaijin-kusai, der Geruch des Fremden, sagte er sich. Er verspürte ein Hochgefühl, ein Erwachen, als ob eine Hän-gepartie beendet wurde. Das ändert alles.
Er nahm Nemotos Hand, und sie gingen über den Regolith zum Fahrzeug zurück.
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kapitel 2
BAIKONUR
Unter einem Priester hatte Xenia Makarova sich eigentlich etwas anderes vorgestellt.
Xenia war selbst nicht religiös. Und Xenias Familie, die vor vier Generationen in die
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