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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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NASA-Ära, ein altes Schrottgerät, das seine Lebensdauer fast schon so weit überschritten hatte wie sein Besitzer selbst. Er gab keine Ruhe, bis Madeleine den Anzug anlegte, zum Landungsboot hinüberging, das ihn hergebracht hatte und ihm seine EMU brachte. Es war der einzige Besitz, den er in der Welt oder den Welten hatte. Sie vermochte nachzuvollziehen, wie er sich fühlte.
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    Er kramte in den Taschen und brachte ein verblichenes und geknicktes Foto zum Vorschein, das eine lächelnde Frau an einem Strand zeigte.
    Nachdem sie ihn in den Tank verfrachtet hatten, verbrachte Madeleine einige Zeit mit der Reparatur dieses versifften alten Anzugs. Sie vermochte zwar die Thermounterwäsche und die Schläuche des Kühlanzugs auszubessern, die Schrammen am Kugelhelm herauszupolieren und das Gewebe zu flicken, aber sie bekam ihn nicht wieder sauber; der Staub vieler Welten hatte sich zu tief ins Material gefressen. Und Malenfants Gestank bekam sie auch nicht wieder heraus.
    Die ganze Zeit saß der Gaijin, der durch die Fenster des Landungsboots zu sehen war, reglos wie eine Statue da und starrte vor sich hin. Als ob er darauf wartete, dass Dorothy oder Madeleine einen Fehler machten.
    ■
    Während Malenfant schlief und sich von einer zwanzigjährigen Reise erholte, unternahmen Dorothy Chaum und Madeleine eine Wanderung über die schrundige Eisenebene zum gelben Meer.
    Sie waren beide an die Einsamkeit gewöhnt und fühlten sich in der Gegenwart des jeweils anderen unbehaglich – und bei der Vorstellung, dass sie von den Gaijin herzitiert worden waren und einen Auftrag erhalten hatten.
    Dorothy war eine kleine, korpulente Frau, die für diese überhöhte Gravitation wie geschaffen schien. Sie wirkte älter, als Madeleine sie in Erinnerung hatte; auf der Reise hatte sie mehr von ihrer relativen Lebenszeit verbraucht als Madeleine.
    Sie kamen an dem reglosen Gaijin-Wächter vorbei.
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    »Malenfant nennt ihn Kassiopeia«, murmelte Dorothy. »Er sagt, er sei seit dem Sonnensystem sein ständiger Begleiter.«
    »Ein Junge und sein Gaijin. Nett.«
    Bei Dorothy Chaums persönlicher Sternenfahrt schien es sich um eine sublimierte Suche nach Gott zu handeln. Diesen Eindruck hatte Madeleine jedenfalls.
    »Ich habe die Gaijin auf der Erde studiert«, sagte Dorothy. Madeleine sah ihr Lächeln. »Sie erinnern sich an Kefallonia. Ich bekam meinen ersten Auftrag vom Papst … Ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt noch einen Papst gibt. Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den Gaijin und uns. Sicher, sie sind roboterartige Wesen, aber sie sind finit, etwa in der gleichen Größe wie wir erschaffen und scheinen zumindest eine gewisse Individualität zu haben.
    Doch trotz dieser Ähnlichkeit – oder vielleicht gerade deshalb – wurde ich sofort von ihrer Fremdartigkeit überwältigt. Das bewog mich dazu, ihnen zu den Sternen zu folgen und mit ihnen zu arbeiten.«
    »Und haben Sie schon herausgefunden, ob die Gaijin eine Seele haben?«
    Dorothy schien ihr das nicht übel zu nehmen. »Ich weiß nicht, ob diese Frage von Bedeutung ist. Umgekehrt scheinen die Gaijin von unsrer Seele fasziniert. Vielleicht sind sie neidisch …«
    Dorothy blieb plötzlich stehen und hob die Hand. Madeleine sah, dass eine Art schwarzer Schnee oder ein feiner Staub sich auf ihrem weißen Handschuh niederschlug. »Das ist Kohlenstoff«, sagte Dorothy. »Ruß. Nur dass er aus der Luft regnet. Erstaunlich.«
    Das war es wohl, sagte Madeleine sich.
    Sie gingen weiter durch den exotischen Regen.
    »Dann sind Sie also mit den Gaijin gereist, weil Sie nach Erkenntnis gestrebt haben«, versuchte Madeleine Dorothy aus der Reserve zu locken.
    »Ja. Malenfant hatte wahrscheinlich das gleiche Motiv.«
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    »Und hatten Sie Erfolg?«
    »Ich glaube nicht. Das ist aber nicht so schlimm wie etwas anderes vielleicht«, sagte sie. »Ich glaube nämlich nicht, dass die Gaijin auf der Suche nach dem, wonach sie suchen, auch nur ein Stück weitergekommen sind.«
    Sie erreichten die Küste des Meeres. Es war ein harter Strand, der mit einer dünnen Schicht aus rostigem Sand überzogen und mit Ruß geschwärzt war. Er sah aus wie der Saum eines unterseeischen Kohleflözes.
    Das Meer war quittengelb. Die Flüssigkeit war dünn und schien zu sprudeln, als ob sie mit Kohlensäure versetzt wäre. Weiter drau-
    ßen hingen schwere, dichte Nebelbänke. Es war ein unheimlicher Anblick, wie dieses bizarre Meer sich bis zu einem scharf konturierten gelben Horizont ausdehnte.
    Sie gingen

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