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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wache, die mit einem langen roten Mantel, einem mit Affenfell verzierten Turban, einer weißen Hose und einer schwarzen Hemdbluse bekleidet war. Alle waren mit Speeren bewaffnet. Aber es gab dort keinen Thron, und Mtesa war auch nicht 486
    zugegen. Stattdessen gab es nur ein rechteckiges Loch im Boden, das Malenfant für einen Brunnen hielt.
    Malenfant, Nemoto und den anderen wurden Plätze in Reihen vor der offenen Schacht angewiesen.
    Trommeln ertönten, und Dampfschwaden waberten aus der Öffnung, gefolgt von einem mahlenden mechanischen Geräusch. Eine Plattform erhob sich leicht ruckelnd aus dem Loch. Erneut fragte Malenfant sich, woher man die Energie für diesen Faxenkram nahm. Auf der Plattform stand ein Thron – ein pompöser Büro-sessel –, auf dem Mtesa saß. Mtesa hatte eine schlanke Figur und einen kahlrasierten Kopf, der mit einem Fez bedeckt war. Das Gesicht war glatt und faltenfrei, und sein Alter mochte zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig Jahren liegen. Die großen leuchtenden Augen verliehen ihm eine eigentümliche Schönheit, und Malenfant fragte sich, ob das Blut von Aufrechten in seinen Adern floss. Mtesa schwitzte, und die Gewänder waren etwas in Unordnung geraten, aber er grinste breit.
    Katekiro Nemoto, Mtesas Wesir und seine Schreiber traten alle vor und knieten vor ihm nieder. Ein paar küssten ihm die Handteller und Handrücken, andere warfen sich vor ihm auf den Boden. Es mutete Malenfant seltsam an, Nemoto in dieser Pose zu sehen.
    Währenddessen stand ein Mädchen neben Mtesa. Es war groß, ganz in Weiß gekleidet und hatte dunkles Haar, aber auch den dicken Hals und den flaumigen goldenen Pelz der Aufrechten. Das Mädchen konnte nicht älter als fünfzehn sein. Es bewegte sich mit einer katzenhaften Geschmeidigkeit – und war teuflisch sexy, fand Reid Malenfant, der vertrocknete hundertjährige Sternenfahrer.
    Aber es wirkte auch besorgt, wie ein Kind, das ein schlechtes Gewissen hat.
    An diesem Nachmittag ging es hauptsächlich um die Abfertigung von Bittstellern und Botschaftern, was Mtesa straff handhab-487
    te – und brutal, wenn er sich echauffierte. In solchen Fällen wurden die Lords des Strangs herbeigerufen: Große, kräftige Wachen, deren Aufgabe darin bestand, den Anlass von Mtesas Verdruss mit einem Strick um den Hals abzuführen. Das war eine bestechende Management-Technik, sagte Malenfant sich.
    Nemoto war in ihrer Eigenschaft als Katekiro unmittelbar am ganzen Geschehen beteiligt: Am Vortrag der Fälle und der Vorlage von Beweismitteln sowie der Verkündung des Urteils. Und jedem Urteilsspruch ging ein Kuss voraus, den Nemoto dem verängstig-ten Opfer auf die Backe drückte – ein Todeskuss von einer tausend Jahre alten Frau, sagte Malenfant sich mit einem Schauder.
    Schließlich wandte Mtesa sich an Malenfant. Durch einen Dolmetscher, einen verhutzelten kleinen Höfling, stellte der Kabaka Fragen. Er interessierte sich mit geradezu kindlicher Neugier für Malenfants Geschichte: Wo und wann er geboren war, die Orte, die er auf seinen Reisen gesehen hatte.
    Nach einer Weile fand Malenfant sogar Gefallen an der Sache.
    Zum erstenmal seit tausend Jahren hatte Reid Malenfant jemanden gefunden, der seine Anekdoten über die frühen Tage des amerikanischen Raumfahrtprogramms wirklich hören wollte.
    Es stellte sich heraus, dass Mtesa alles über die Gaijin, die Sattelpunkt-Tore und auch über die Diaspora der Menschen während der letzten tausend Jahre wusste. Die Vorstellung, dass Malenfant vor tausend Jahren geboren war, bereitete ihm keine Probleme. Zumal das ohnehin nur Abstraktionen für ihn waren, weil die Gaijin sich nicht in die Belange der Erde einmischten – zumindest nicht offen – und Mtesa sich eh mehr für das Kapital interessierte, das er aus Malenfant zu schlagen vermochte.
    Malenfant rief sich in Erinnerung, dass für die Menschen hauptsächlich ihr Abschnitt der Geschichte zählte; Mtesa war ein Mensch seiner Zeit, die mit Malenfants Epoche nichts zu tun hatte. Trotzdem fragte Malenfant sich, nach wie vielen Generationen 488
    nur die Könige und Höflinge noch die wahre Geschichte der Menschheit kannten, während alle anderen in Unwissenheit verharrten und die Blumen-Schiffe der Gaijin als Götter am Himmel verehrten.
    Mtesa bot Malenfant verschiedene Geschenke dar, sagte ihm, dass er so lange bleiben dürfe, wie er wolle, und entließ ihn.
    Nemoto, die Katekiro, setzte sich von Malenfant ab, sobald die Gelegenheit sich bot.
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    Als

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