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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Augen in der Düsternis leuchteten.
    Malenfant betrachtete die schmalen blutenden Schultern der vor ihm gehenden Gefangenen. Da stieg sie zur Hölle hinab, fast noch ein Kind, und trotzdem hatte sie versucht, einen Fremden vor Schaden zu bewahren.
    Tiefer und tiefer. Bis hierher drang das Tageslicht nicht mehr.
    Sie erreichten einen Punkt, wo die beiden Gefangenen in eine aus dem Fels gehauene Kammer geführt wurden. Später würden sie vermutlich zur Arbeit eingesetzt werden. Bevor sie hineingestoßen wurden, warfen sie noch voller Abscheu und Furcht einen Blick in die Grube. Dort unten wartete die Maschine, die ihr Henker war.
    Schließlich nahm die Treppensteigung ab. Malenfant vermutete, dass sie sich dem Mittelpunkt des ausgehöhlten Bergs näherten.
    Sie blieben vielleicht fünfzehn Meter über der Sohle des Schachts stehen. Von hier aus musste Malenfant allein weitergehen.
    523
    Im Licht einer qualmenden Funzel bat er die Wachen mit einem Minenspiel um einen Gefallen. Sie zuckten die Achseln und schienen keine Einwände gegen eine Pause zu haben.
    Malenfant zog den ramponierten alten NASA-Druckanzug aus dem Sack. Er hob die untere Torso-Baugruppe, die untere Hälfte der EMU an und stieg in die Hose mit den angeschweißten Stiefeln. Anschließend zwängte er sich ins Oberteil. Dann streifte er die Astronautenhaube über, und zuletzt stülpte er sich den verschrammten Kugelhelm über den Kopf. Er ließ den Verschluss im Halsring einrasten.
    Die Wachen schauten trübe zu.
    Er schaute an sich hinunter. Im Licht eines fremden Sterns hatte Madeleine Meacher sich die Zeit genommen, den Anzug für ihn auszubessern. Die EMU leuchtete noch immer in einem annehm-baren Weiß, und das Sternenbanner prangte noch immer am Ärmel.
    … Doch dann war das kleine Ritual des Ankleidens vorbei, und er wurde wieder in den Strudel der Ereignisse gerissen.
    War es das? Sollte er nach all seinen Reisen, nach dem langen Leben allein hier sterben?
    Irgendwie wollte er das nicht glauben. Er nahm seinen Mut zusammen.
    Er ließ die Wachen stehen und ging die Treppe hinunter, dem Feuer entgegen. Durch die Schrammen des alten Kugelhelms tanzten und flackerten die Flammen; es war sogar irgendwie schön.
    Der Atem rauschte im Helm, und er glaubte schon zu ersticken und zu verbrennen, obwohl das wahrscheinlich nur Einbildung war. Der Tornister war tot – kein Zischen von Sauerstoff, keine surrenden Lüfter – und lastete schwer auf dem Rücken. Aber vielleicht würde der Anzug ihm noch eine Gnadenfrist verschaffen.
    524
    Er würde einfach weitergehen und diese Stufen im Dunklen hin-untergehen, solang er konnte. Er wusste auch nicht, was er sonst hätte tun sollen.
    Es schien aber nicht allzu lang zu dauern, bis die Hitze und der Sauerstoffmangel ihn überwältigten. Die Welt wurde grau, und er kippte vornüber. Er hob die Hände, um den Helm zu schützen und rollte sich wie eine Schildkröte auf den Rücken.
    Er vermochte nicht mehr aufzustehen. Vielleicht sollte er kriechen wie de Bonneville, aber er schien nicht einmal mehr dazu in der Lage.
    Er war schließlich hundert Jahre alt.
    Er schloss die Augen.
    ■
    Es schien ihm, als hätte er für eine Weile geschlafen. Er wunderte sich darüber, dass er überhaupt wieder aufgewacht war.
    Er sah ein Gesicht über sich. Ein dunkles breites Gesicht. War es de Bonneville? Nein, de Bonneville war tot.
    Zwei Brauenwülste. Tiefe Augen. Eine Affenstirn unter einer Art durchsichtigem Helm.
    Er wurde getragen. Abwärts. Noch tiefer in den Berg von Kimera hinein. Es waren starke Arme, die ihn trugen.
    Keine menschlichen Arme.
    Und dann sah er ein neues Licht. Ein blaues Glühen.
    Er lächelte. Dieses Glühen kannte er.
    Malenfant freute sich auf den Schmerz der Transition, während er in nichtmenschlichen Armen gewiegt und durchs Tor geschoben wurde.
    Er sah einen Blitz aus xenonblauem Licht.
    525

kapitel 27
KINTUS ANTLITZ
    Vor langer Zeit, vor langer, langer Zeit.
    Mächtiger Kintu kommt von Norden.
    Nichts.
    Keine Welten, keine Sterne, keine Menschen. Kintu traurig. Kintu einsam. Sehr einsam. Nichts nichts nichts.
    Kintu atmet ein. Was atmet er ein? Nichts atmet er ein.
    Die Brust schwillt an, riesengroß. Rund. Mund von Kintu hier, Nabel von Kintu dort. Atme ein, tief tief tief, sauge dieses ganze Nichts ein.
    Die Haut platzt, pop pop pop. Welten. Sterne. Menschen. Platzen aus der Haut, pop pop pop. Atmet noch immer ein, ein ein ein, tief tief tief.
    Hier. Jetzt. Das Antlitz von Kintu. Hier. Schau,

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