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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nachdem sie den Bogen erst einmal raus hatten und die Vorteile genossen, vermochten sie der Versu-chung nicht zu widerstehen und taten es immer wieder.«
    »Die falsche Strategie, um sich beliebt zu machen.«
    »Alles, was in dieser darwinistischen Galaxis zählt, ist kurzfristiger Erfolg. Egal, wie viele Sonnen dabei zerstört und wie viele Welten verwüstet werden … Die Zeit reicht einfach nicht, um sich Skrupel zu leisten. Das ist der Lauf der Galaxis – sie schert sich nicht um die winzigen Wesen, die in ihr kämpfen und sterben …«
    Sie fuhr mit der Gartenarbeit fort, und Madeleine folgte ihr.
    ■
    »Sie müssen uns helfen«, sagte Carl ap Przibram.
    Madeleine fühlte sich unbehaglich und fragte sich, was sie darauf erwidern solle. Sie hatte Platzangst in diesem Büro, angesichts 622
    der über ihrem Kopf lastenden Gesteinsschichten des Merkur und der dräuenden Nähe der Sonne: Als ob sie die riesige Masse und die durch sie verursachte Verzerrung des Raums irgendwie spürte.
    Er beugte sich vor. »Seit fünfzehn Jahrhunderten leben meine Leute in solchen Verhältnissen.« Er hielt die Hände hoch, um die räumliche Enge darzustellen. »In geschlossenen Umgebungen. Fragile kollektive Systeme.« Sein Gesicht umwölkte sich vor Zorn und Feindseligkeit. »Wir vermochten uns den Luxus von Aggression und Krieg nicht zu leisten.«
    Nun verstand sie. »Im Gegensatz zu uns auf der ›primitiven Er-de‹. Ist das Ihre Meinung? Allerdings war meine Welt auch klein.
    Wir hätten einen Krieg zu entfesseln vermocht, der den Planeten unbewohnbar gemacht hätte.«
    »Das stimmt.« Er wies mit dem Finger auf sie. »Aber so haben Sie nicht gedacht, nicht wahr? Sie, Madeleine Meacher, schafften Waffen von einem Kriegsgebiet ins andere. Das war Ihr Job, mit dem Sie sich Ihren Lebensunterhalt verdienten.
    Sie stammen aus einer einzigartigen Zeit, an die wir uns heute noch erinnern; wir haben das nämlich im Unterricht gelernt. Ihr wart über die Maßen verschwenderisch. Ihr hattet reichlich Energie aus den urzeitlichen Reserven der Erde. Es ist euch sogar gelungen, auf einer fremden Welt, dem Mond Fuß zu fassen. Aber ihr habt euer Erbe verprasst – habt es in Gift verwandelt, das das Klima eures Planeten aus dem Gleichgewicht brachte.«
    Sie stand auf. »Das ist ein alter Hut.« Die Erbitterung über die gründlich dokumentierte Verschwendung ihrer ›guten alten Zeit‹
    hatte sich in den darauffolgenden Jahrhunderten kaum gelegt, und die Reisenden, in der Zeit gestrandete Flüchtlinge aus jener Ära, waren leichte Zielscheiben für ätzende Kritik. Doch nun kam es auch nicht mehr darauf an. »Carl ap Przibram, sagen Sie mir endlich, was Sie von mir wollen.«
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    »Ich bin ermächtigt, mit Ihnen zu verhandeln. Ich darf Ihnen alles anbieten, worüber wir verfügen …«
    Sein Ansinnen war ebenso klar wie unmöglich. Die Koalition wollte sie mit der Verteidigung des Merkur beauftragen: Sie sollte Waffen montieren und eine Art Streitmacht aufstellen, sie ausbil-den und eine Taktik entwickeln. Sie sollte Krieg gegen die Zerstörer führen.
    Sie lachte, und ap Przibram wirkte beleidigt. »Sie halten mich wohl für eine Art Barbarenkrieger, der aus der Vergangenheit gekommen ist, um Sie mit seinen primitiven Instinkten zu retten.«
    Er schaute finster. »Sie sind mehr Krieger – und Barbar –, als ich jemals sein werde.«
    »Das ist absurd. Ich weiß nichts über eure Ressourcen, eure Technologie und Kultur. Wie sollte ich euch da führen können?«
    Sie musterte ihn misstrauisch. »Oder läuft hier ein anderes Spiel?
    Sucht ihr vielleicht jemanden, der für euch die Kastanien aus dem Feuer holt? Ist es das?«
    Er rätselte über diese Redewendung. Dann vertiefte sein Stirnrunzeln sich. »Entweder wollen Sie bemüht witzig sein, oder Sie reden Unsinn. Wenn wir uns nicht verteidigen, wird es bald niemanden mehr geben, der irgendwelche Kastanien aus einem Feuer holt.
    Im schlimmsten Fall wird es überhaupt niemanden mehr geben.
    Wir wenden uns an Sie, weil …«
    Weil sie verzweifelt sind, sagte sie sich, diese sanften asteroiden-geborenen Menschen. Verzweifelt und zu Tode erschrocken angesichts dieses darwinistischen Ansturms von den Sternen.
    »Ich werde mein Möglichstes tun«, sagte sie. »Aber ich kann nicht euer Anführer sein. Es tut mir Leid«, fügte sie hinzu.
    Er schloss die Augen und legte die Finger aneinander. »Ihre Freunde, die Flüchtlinge von Triton, sind noch immer im Orbit.«
    »Das weiß ich«, sagte sie

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