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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Ende ist es vielleicht doch umsonst.
    616

kapitel 31
ENDSPIEL
    In den letzten Monaten überschlugen die Ereignisse sich förmlich.
    Die mächtige Flotte der Zerstörer drang in Schalen-Formation ins Sonnensystem ein – durch die weiten, leeren Orbits der äußeren Planeten, vorbei an aufgegebenen Asteroiden ins heiße Herz des Systems.
    Eine nach der andern wurde die menschliche Präsenz im System vernichtet: Auf Triton, den Asteroiden, dem Mars. Menschliche Schicksale erfüllten sich in ewiger Kälte und Dunkelheit.
    ■
    Die Datenspäher fanden Nemoto – oder vielleicht wollte sie auch gefunden werden, sagte Madeleine sich.
    Wie sich herausstellte, hatte Nemoto sich nicht in die Untergrund-Kolonien zurückgezogen. Sie arbeitete an der Oberfläche, in einer aufgelassenen Forschungsstation in einem großen Krater namens Bach, der etwa tausend Kilometer nördlich von Chao City gelegen war.
    Madeleine nutzte die Einschienenbahn, um nach Bach zu gelangen. Die Bahn war noch in Betrieb; die anfliegenden Zerstörer-617
    Schiffe hatten Merkur noch nicht beeinträchtigt. Trotzdem hielt sich kein Mensch mehr auf der Oberfläche des Planeten auf; die unermüdlich arbeitenden robotischen Bagger waren sozusagen unter sich. Und überall sah Madeleine den Schimmer sprießender Sonnensegel-Blumen, die zum Teil von Robotern gehegt wurden.
    Im Schatten einer durch Erosion geglätteten Kraterwand bestellte Nemoto eine Regolith-Parzelle. Hier hatte eine der glasblättrigen Strukturen sich über den sonnendurchglühten Boden ausgebreitet.
    Die vom Alter gezeichnete Nemoto ging gebückt wie eine betende Nonne. Geduldig hegte und pflegte sie ihre Pflanzen aus Glas und Licht.
    Die Sonne stand in diesen nördlichen Breiten höher am Himmel. Sie war ein lodernder Feuerball, und Madeleines silberglänzender Schutzanzug warnte sie immer wieder vor drohender Überhitzung.
    »Nemoto …«
    Nemoto richtete sich mühsam auf. Sie bedeutete Madeleine zu schweigen und winkte sie zu sich in den Schatten. Dann wies sie nach oben.
    Madeleine lüftete das Helmvisier. Allmählich passten ihre Augen sich an die Lichtverhältnisse an, und die Sterne kamen hervor.
    Eine Ecke des Himmels wurde von der flammenden Korona der Sonne ausgefüllt.
    Aber die Sterne waren nur Kulisse für eine Armada von Schiffen.
    Sie hatten den Merkur völlig umzingelt. Sie sahen aus wie eine riesige Libellen-Wolke, die im Flug erstarrt war. Ein paar Geschwader umkreisten wie Irrlichter den Planeten. Und schon war ein weiterer Schwarm im Anflug. Er kam von der unsichtbaren Sonne, die diese Invasoren zuvor umkreist hatten.
    Die hauchdünnen silbrigen Flügel waren gefältelt und so ausgestellt, dass sie möglichst viel Sonnenlicht einfingen. Die Spannwei-618
    te der gazeartigen Schwingen betrug Tausende von Kilometern.
    Diese Schiffe waren keine Kurzstrecken-Fluggeräte, wie die Menschen sie für den Betrieb im dichten Sonnenwind entwickelt hatten; es waren mächtige interstellare Raumkreuzer, die Lichtjahre zu überbrücken vermochten und durch Räume flogen, wo selbst die größten Sterne zu Punkten schrumpften.
    Keine Libellen, korrigierte Madeleine sich. Heuschrecken. Denn kein einziges dieser Schiffe war von Menschenhand erbaut worden. Auch nicht von Gaijin. Es waren Schiffe der Zerstörer.
    »Das ist ein bemerkenswerter Anblick«, sagte Nemoto. »Ich meine, wenn man ihnen über Stunden oder Tage zusieht. Ich stehe einfach nur da und beobachte sie. Dann sehe ich, wie sie Segel setzen. Das Sonnenlicht stößt sie natürlich von der Sonne ab. Aber sie fliegen trotzdem auf die Sonne zu, indem sie quasi gegen das Licht kreuzen: Sie verlieren einen Teil der orbitalen Geschwindigkeit und stürzen einfach der Sonne entgegen. Allerdings sind Segelschiffe dieser Größe schwer zu manövrieren. Sie müssen den Kurs von der Oort-Wolke bis hierher zum Merkur exakt abge-steckt haben.«
    »Ich frage mich, woraus die Segel wohl bestehen«, sagte Madeleine.
    Nemoto grunzte. »Jedenfalls aus keinem Material, zu dessen Herstellung wir in der Lage wären. Vielleicht wüssten die Gaijin es.
    Für die Takelage kämen nur Diamantfasern infrage. Und was die Segel betrifft, wäre mit Aluminium metallisierte Spinnenseide für uns das Nonplusultra. Für Schiffe dieser Größe wäre aber selbst das noch viel zu schwer. Vielleicht züchten sie die Segel durch eine Art Vakuum-Ablagerung, Molekül für Molekül. Oder vielleicht sind sie Meister der Nanotechnik.«
    »Sie kommen wirklich, nicht wahr,

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