Das Multiversum 2 Raum
ein Merkmal irdischen Lebens sein.
Wenn das Leben also überall sprießt und sich so schnell und weit ausbreitet wie möglich, wie kommt's dann, dass sich noch niemand bei uns breitgemacht hat?
Natürlich ist das Universum riesig. Es gibt große Räume zwischen den Sternen. Aber so groß ist es nun auch wieder nicht.
Selbst wenn wir mit Nussschalen durchs Universum schlichen, die nur einen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit erreichen – Schiffe, deren Bau wir heute schon in Angriff nehmen könnten –, würden wir die Galaxis in ein paar Dutzend Millionen Jahren kolonisieren. In hundert Millionen Jahren, wenn's hoch kommt.
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Einhundert Millionen Jahre: Das scheint eine Ewigkeit zu sein – schließlich herrschten vor hundert Millionen Jahren die Dinosaurier auf der Erde. Aber die Galaxis ist hundertmal so alt. Seit der Geburt der Sterne wäre ausreichend Zeit gewesen, die Galaxis viele Male zu kolonisieren.
Bedenken Sie, es bedürfte nur einer Rasse, die den Willen und die Mittel zur Kolonisierung aufbringt; und wenn dieser Prozess erst einmal angestoßen wurde, ist es im Grunde unmöglich, ihn wieder zum Stehen zu bringen.
Als Kind auf dem Rasen habe ich sie nicht gesehen. Ich schien nur von Leere und Stille umgeben.
Wir machen doch schon auf allen Funkfrequenzen Rabatz. Dann müssten wir mit unsren riesigen Radioteleskopen auch die galaktischen Zivilisationen entdecken, die auf unsrem Entwicklungsstand sind. Aber das ist nicht der Fall.
Und höherentwickelte Zivilisationen würden noch viel eher auf-fallen. Es müsste möglich sein, jemanden zu orten, der seinen Stern in eine Hülle packt oder nuklearen Abfall darin entsorgt.
Wir würden solche Aktivitäten vielleicht sogar in anderen Galaxien feststellen. Aber das ist auch nicht der Fall. Diese anderen Galaxien, andere Sternenriffe, scheinen genauso öde und leer zu sein wie diese.
Vielleicht haben wir auch nur Pech. Vielleicht leben wir in der falschen Zeit. Die Galaxis ist alt; vielleicht haben viele Spezies schon existiert, sind erblüht und wieder vergangen. Doch bedenken Sie dies: Selbst wenn sie schon lang verschwunden sind, müssten wir trotzdem ihre Ruinen überall um uns herum finden. Aber wir finden nicht einmal das. Die Sterne zeigen keinerlei Anzeichen von technischer Umgestaltung. Das Sonnensystem wirkt urzeitlich in dem Sinn, dass es keine Anzeichen der großen Projekte zeigt, die wir uns bereits vorzustellen vermögen – wie Terraformen der Planeten, Manipulation der Sonne und so weiter.
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Es gibt viele Erklärungen für das Fehlen zivilisatorischer Merkmale.
Vielleicht gibt es irgendetwas, das jede Zivilisation wie die unsre abtötet, ehe wir zu weit gehen – ehe wir uns zum Beispiel durch einen Atomkrieg oder eine Umweltkatastrophe selbst vernichten.
Oder vielleicht gibt es solche Dinge wie Schwärme von Todesrobo-tern, die lautlos zwischen den Sternen patrouillieren und aus unverständlichen Motiven aufstrebende Zivilisationen vernichten.
Oder vielleicht ist die Antwort auch nicht so brutal. Vielleicht befinden wir uns in einer Art Quarantäne – oder in einem Zoo.
Allerdings überzeugt mich keiner dieser Filtermechanismen.
Sehen Sie, man sollte meinen, dass dieser wie auch immer geartete magische Unterdrückungsmechanismus bei jeder Rasse in dieser unserer Galaxis wirkt. Es würde schon genügen, wenn nur eine Rasse den Krieg überlebt, den Vakuum-Robotern entkommt oder die Quarantäne unterläuft, um den Eingeborenen Glasperlen zu verkaufen – oder auch nur eine außerirdische Version von X-Akten ausstrahlt. Wir würden sie sicher hören oder sehen.
Aber wir hören und sehen nichts.
Dieses Paradoxon wurde erstmals im zwanzigsten Jahrhundert von einem Physiker namens Fermi formuliert. Das ist ein großes Mysterium. Die Widersprüche sind offensichtlich: Leben scheint überall entstehen zu können; eine raumfahrende Rasse hätte sich bis heute mit Leichtigkeit in der Galaxis auszubreiten vermocht; die Entwicklung scheint zwangsläufig zu sein – aber nichts ist passiert.
Die Beschäftigung mit Paradoxa vermittelt den Menschen Denk-anstöße. Ich glaube, das Fermi-Paradoxon will uns etwas Grundlegendes übers Universum und unsren Platz darin sagen. Oder wollte uns etwas sagen.
Nun ist natürlich alles ganz anders.
4
… Und er hatte das Gefühl zu ertrinken, als ob er in einer dicken, viskosen Flüssigkeit dem Licht zustrebte. Er wol te den Mund zu einem Schrei öffnen – aber er hatte keinen Mund und auch keine
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