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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Aussage war völlig unerwartet für ihn gekommen. Er war perplex.
    Immerhin wurde ihm nun klar, weshalb sie ihn hierher gebracht hatte.
    Seit dem Ausscheiden aus der NASA hatte Malenfant darauf verzichtet, wie seine Kollegen sich einen lukrativen Posten im Vor-11
    stand eines Luft-und Raumfahrtunternehmens zu sichern oder in die Politik zugehen, wie es für abgehalfterte Astronauten üblich war. Stattdessen hatte er sein ganzes Gewicht in die Waagschale der Forschung geworfen, die er als langfristiges Denken betrachtete: SETI, mit dem Einsatz von Gravitationslinsen für die Suche nach Planeten und Signalen fremden Lebens, fortschrittliche An-triebssysteme, Pläne für die Kolonisierung der Planeten, Terraformen, interstellarer Raumflug, Auflösung des altehrwürdigen Fermi-Paradoxons.
    Der ganze Kram, dem Emma so ablehnend gegenübergestanden hatte. Du verschwendest deine Zeit, Malenfant. Kann man mit Gravitationslinsen vielleicht Geld verdienen?
    Aber seine Frau war lange tot. Dahingerafft von Krebs: Das Ergebnis eines zufälligen kosmischen Ereignisses, bei dem ein schweres Teilchen aus einer uralten Supernova durchs Universum schwirrte und ihr einen solchen Schaden zufügte … Es hätte genauso gut ihn treffen können; es hätte sie auch nicht treffen können; es hätte ein paar Jahre später passieren können, als man den Krebs in den Griff bekommen hatte. Aber es war anders gekommen, und nun war Malenfant, der ohnehin schon ausgebrannt war und nicht mehr ins All fliegen konnte, auch noch allein.
    Also hatte er sich in die Forschung gestürzt. Was hätte er auch sonst tun sollen?
    Nun, Emma hatte recht gehabt und wieder nicht. Immerhin vermochte er sich mit seinen Vortragsreisen über Wasser zu halten.
    Es hörten allerdings nur wenige ernsthafte Leute zu, wie sie ihm vorhergesagt hatte. Er musste ätzende Kritik einstecken; Lob oder zumindest nachdenkliche Stimmen waren die Ausnahme, und in den letzten Jahren war er nur noch in schöner Regelmäßigkeit durch die Talkshows getingelt.
    Und nun das.
    12
    Er fragte sich, wie er darauf reagieren und was er sagen solle. Nemoto war anders als die Japaner, die er auf der Erde kennengelernt hatte und die peinlich genau auf reigi bedacht waren – Etikette.
    Sie betrachtete ihn mit offensichtlicher Belustigung. »Sie sind überrascht. Konsterniert. Sie glauben vielleicht, dass ich nicht ganz richtig bin, solche Spekulationen zu äußern. Sie sind mit einer verrückten Japanerin auf dem Mond gefangen. Der amerikanische Alptraum!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht.«
    »Aber Sie müssen doch sehen, dass meine Spekulationen gar nicht so weit von Ihrer veröffentlichten Arbeit entfernt sind. Sie sind vorsichtig, wie ich auch. Niemand hört zu. Und wenn man dann doch Zuhörer findet, dann nehmen sie einen nicht ernst.«
    »So würde ich es nicht ausdrücken.«
    »Ihre Nation hat sich nach innen gewandt«, sagte Nemoto. »In ihr Schneckenhaus zurückgezogen.«
    »Vielleicht. Wir haben eben die Prioritäten geändert.« In den Vereinigten Staaten war der Raumflug zu einem Hobby für alte Männer und Frauen geworden, Träume eines Zeitalters sublimierter Kriegsführung, die nur nostalgische Bilder alter Raumschiffe hinterlassen hatten, die im Internet fleißig kopiert wurden. Sie hatten aber keinen Bezug mehr zur Gegenwart.
    »Wieso vertreten Sie dann noch immer so engagiert Ihren Standpunkt und geben sich der Lächerlichkeit preis?«, fragte sie.
    »Weil …« – wenn niemand es denkt, es definitiv nicht geschehen wird.
    Sie lächelte ihn an und schien ihn auch ohne Worte zu verstehen. »Der kokuminsei, der Geist Ihres Volkes schläft. Aber in Ihnen und vielleicht auch in anderen brennt eine starke Neugier.
    Ich glaube, wir beide sollten uns dem Geist unsrer Zeit widerset-zen.«
    »Wieso haben Sie mich hierher gebracht?«
    13
    »Ich versuche ein koan zu lösen«, sagte sie. »Ein Rätsel, das sich einer logischen Analyse widersetzt.« Zum erstenmal, seitdem sie sich begegnet waren, verlor ihr Gesicht das gewohnheitsmäßige Lächeln. »Ich brauche eine neue Sichtweise – eine Perspektive von einem größeren Denker wie Ihnen. Und …«
    »Ja?«
    »Ich habe Angst«, sagte sie. »Angst um die Zukunft der Spezies.«
    Die Zugmaschine rollte auf einem breiten aufgewühlten Pfad über den Mond. Nemoto reichte ihm weitere Speisen.
    ■
    Die Zugmaschine fuhr an einer Luftschleuse am Rand von Edo vor. Ein großes NASDA-Symbol prangte an der Schleuse: NASDA für

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