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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Welt sich plötzlich bis in die Unendlichkeit.
    Er vermied es, sich umzuschauen, und aufs Gaijin-Artefakt wollte er schon gar keinen Blick werfen. Noch nicht.
    Entschlossen drehte er sich zur Perry um. Die pulvergraue Meteoriten-Matte über der Hülle war verblichen und vergilbt, und das 97
    Material selbst hatte auch gelitten; doch im trüben Sonnenlicht sah es aus, als ob das ganze Raumschiff in Gold getaucht würde.
    Die MMU, die Bemannte ManövrierEinheit, war unter der Meteoriten-Matte in einem Stauraum in der Wand der Perry untergebracht. Er holte die MMU heraus und setzte sich hinein, als ob er auf einem Stuhl mit Armlehnen Platz nähme. Klinken sicherten den Druckanzug. Er fuhr die Steuersysteme hoch und überprüfte die stickstoffgefüllten Brennstofftanks im Rückentornister. Dann brachte er die beiden Handregler in Flugposition und löste die Sicherungsklinken der Betriebs-Station.
    Er probierte die Manövriereinheit aus. Mit dem linken Regler flog er vorwärts, und mit dem rechten vermochte er sich zu drehen, zu neigen und zu rollen. Jedes Mal, wenn ein Steuertriebwerk feuerte, ertönte ein leiser Signalton im Kopfhörer.
    Er bewegte sich in kurzen geraden Linien um die Perry herum.
    Nach all den Jahren im Museum des KSC funktionierten nicht mehr alle Rückstoßdüsen der Manövriereinheit. Aber es schienen noch genug Triebwerke zu arbeiten, um den Flug zu kontrollieren.
    Und der automatische Kreiselstabilisator war auch aktiviert.
    Es war wie die Arbeit außerhalb einer Raumfähre, wenn er sich auf die allernächste Umgebung konzentrierte. Aber die Lichtverhältnisse stimmten nicht. Er vermisste die tröstliche Gegenwart der Erde; im niedrigen Erdorbit war die Tagseite des Planeten ein überwältigender Anblick, hell wie ein tropischer Himmel. Hier gab es nur die Sonne, eine ferne Punktquelle, die lange, scharfe Schatten warf. Und um sich herum sah er die Sterne, die unendliche Weite des Alls.
    Plötzlich stieg zum erstenmal auf der ganzen verdammten Mission Panik in ihm auf. Er spürte einen Adrenalinstoß, bei dem er sich flatterig wie ein Vogel fühlte und das arme alte Herz heftig pochte.
    Es wird Zeit, Malenfant.
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    Entschlossen betätigte er den rechten Handregler und wandte sich dem Gaijin-Artefakt zu.
    Das Artefakt war ein schlichter geheimnisvoller Kreis, der die Sterne einrahmte. Er sah nichts, was er nicht auch durch die Kameras der Perry gesehen hätte; es war nur ein Ring aus einem leuchtenden blauen Material, dessen polierte Ränder im trüben Licht der Sonne kaum sichtbar waren.
    Aber das Innere war pechschwarz und reflektierte kein einziges Photon, das von der Helmlampe abgestrahlt wurde.
    Er schaute auf die Scheibe aus Dunkelheit. Wozu bist du gut?
    Wieso bist du hier?
    Er bekam natürlich keine Antwort.
    Alles der Reihe nach. Widmen wir uns zunächst einmal der Wissenschaft.
    Malenfant betätigte die Steuertriebwerke und driftete auf den Reif zu. Er war xenonblau und schien von innen heraus zu glü-
    hen. Der Reif war gerade so breit wie seine Handfläche, und er sah weder Fugen noch eine Körnung des Materials.
    Er streckte die behandschuhte Hand aus und versuchte den Reif mit der ummantelten Affenklaue zu berühren. Etwas Unsichtbares lenkte die Hand seitlich ab.
    Egal, wie sehr er es versuchte und wie viel Gas er mit den Steuertriebwerken gab, er gelangte mit dem Handschuh nicht näher als einen Millimeter ans Material heran. Und immer dieses unangenehme Gefühl, seitlich wegzuglitschen.
    Dann führte er mit der Hand Wischbewegungen vorm Reif aus.
    Er kräuselte sich – unsichtbar, aber spürbar.
    Er driftete zur Mitte des Reifs zurück. Die stumme dunkle Flä-
    che erschien ihm wie eine Herausforderung. Im Licht der fernen, stecknadelkopfgroßen Sonne warf er einen Schatten auf die Struktur. Wo das Licht auf die dunkle Fläche des Reifs fiel, wurde es jedoch nicht zurückgeworfen: Kein Widerschein, kein Lichtreflex.
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    Malenfant kramte mit steifen behandschuhten Fingern in einer Ärmeltasche und nahm die Hand hoch, um zu sehen, was er da gefunden hatte. Es war sein Schweizer Armeemesser. Er warf das Messer in den Reif.
    Das Messer flog in einer geraden Linie davon.
    Als es die schwarze Fläche erreichte, verschwamm es, und Malenfant hatte den Eindruck, dass es sich rötlich verfärbte – als ob es von einem erlöschenden Licht angestrahlt würde.
    Das Messer verschwand.
    Unbeholfen umrundete er mit feuernden Steuertriebwerken das Artefakt. Die MMU war dafür ausgelegt, ihn in

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