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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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anzusaugen, zu verdichten und damit eine Fusionsreaktion zu starten – genauso wie Wasserstoff im Herzen der Sonne zu Helium verbrannt wird.
    Das Problem ist nur, diese Gaswolken sind so dünn, dass man einen riesigen Ansaugstutzen brauchte. Also schlug Bussard vor, 103
    mithilfe von Magnetfeldern Gas in einem Volumen von Milliarden Kubikkilometern anzusaugen.«
    Sie zeigte ein anderes Bild: Ein imaginäres Raumschiff, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Meeresbewohner hatte. Maura verglich es mit einem Tintenfisch – ein zylindrischer Körper mit riesigen magnetischen Tentakeln, deren Spitzen Funken sprühten.
    »Das interstellare Gas müsste zunächst elektrisch geladen werden, damit das Magnetfeld es überhaupt ablenken kann. Also würde man es, wie Sie hier sehen, mit Laserstrahlen beschießen und es zu einem Plasma erhitzen, das so heiß ist wie die Sonnenoberfläche.
    Es ist zwar ein exotisches und schwieriges Konzept, aber immer noch einfacher, als Unmengen Brennstoff mitzuschleppen.«
    »Nur dass es nicht funktionieren wird«, murmelte Nemoto, die mit ihren Geräten zugange war.
    »Richtig …«
    Maura war bereits in ähnliche Exposees und Extrapolationen eingeweiht, die vom Verteidigungsministerium und der US Air & Space Force ausgearbeitet worden waren. Sie sagte sich, dass all diese Faktoren ein zusammenhängendes Bild ergaben – vor allem wenn man berücksichtigte, dass Sallys Vortrag auf spärlichen Informationen von diversen weltraumbegeisterten Interessengruppen und NASA-Mitarbeitern in unterschiedlichen Abteilungen des Landwirtschaftsministeriums beruhte.
    Das Problem von Bussards Entwurf bestand jedoch darin, dass nur ein Prozent des angesaugten Gases überhaupt als Brennstoff nutzbar war. Der Rest würde sich vorm Raumschiff stauen und den magnetischen Ansaugstutzen verstopfen. Also würde Bussards schönes Schiff so viel Energie allein in die Überwindung dieser Hürde stecken müssen, dass es niemals die für interstellare Raumflüge erforderliche Geschwindigkeit erreichen würde.
    Sally präsentierte verschiedene Weiterentwicklungen des ursprünglichen Konzepts, die dieses grundsätzliche Handicap zu ver-104
    meiden versuchten. Der vielversprechendste Ansatz wurde als RAIR bezeichnet, was für Interstellare Rakete mit Staustrahlantrieb stand. In diesem Beispiel wurde die Zufuhr interstellaren Wasserstoffs erheblich verringert und diente nur als Ergänzung eines Wasserstoffvorrats, den das Schiff mitführte. Es wurde unterstellt, dass der RAIR-Entwurf die doppelte oder dreifache Leistung des Bussard-Systems hatte und etwa zehn bis zwanzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreichte.
    »Und soweit es aus den Daten der Bruno hervorgeht«, sagte Sally, »handelte es sich bei diesem Gaijin-Blumenschiff um eine RAIR-Konstruktion: Sie sah zwar exotisch aus, gab uns aber keine gro-
    ßen Rätsel auf. Die Bruno ist eigentlich nur durch eine Art Abgas-strahl geflogen, ehe sie zu senden aufhörte.« Ein netter Euphemis-mus für gefangen und zerlegt, sagte Maura sich. »Die Abgase waren typisch für die Produkte einer Deuterium-Helium-3-Fusionsreaktion der Art, wie wir sie auf der Erde seit ein paar Jahrzehnten beherrschen.«
    Sally hielt inne. Die kleine adrette Frau wirkte ernst und besorgt.
    »Es gibt trotzdem offene Fragen. Wir hätten jetzt schon ein Dutzend Verbesserungsvorschläge für die Gaijin-Konstruktion – zwar würden die im Moment unsre technischen Möglichkeiten überstei-gen, nicht aber unsere physikalischen Kenntnisse. Die Deuterium-Helium-Fusionsreaktion ist zum Beispiel geradezu primitiv und hat einen denkbar geringen Wirkungsgrad. Es gibt weitaus produk-tivere Optionen, wie Reaktionen mit Boron oder Lithium. Ich hatte immer geglaubt, dass, wenn einmal Außerirdische auftauchten, sie über eine Technologie gebieten würden, die wir uns in unsren kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätten. Die Blumen-Schiffe sind ja recht nett, aber sie sind nicht das, womit wir zu den Sternen fliegen würden …«
    »Schon gar nicht in dieser Region des Alls«, sagte Nemoto gleichmütig.
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    »Wie meinen Sie das?«, fragte Maura.
    Nemoto lächelte verhalten, wobei die Wangenknochen durch die papierne Haut schimmerten. »Wo wir nun Teil einer interstellaren Gemeinschaft sind, ob es uns gefällt oder nicht, zahlt sich das Verständnis der Geografie unsres neuen Terrains aus. Das interstellare Medium, die Gase, die ein Staustrahltriebwerk antreiben würden, sind uneinheitlich. Die Sonne

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