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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vermochte diese Abläufe abzubilden, und sei es mit einer noch so raf-finierten Technik. So wurde jedenfalls argumentiert.
    Der Umstand, dass die ersten Reisenden, einschließlich Madeleine, Sattelpunkt-Transitionen überlebt hatten, schien diesen pessi-mistischen Standpunkt zu widerlegen. Langfristig schienen diese Bedenken jedoch begründet.
    Sie wusste, dass über Therapien für Diskontinuitäten-Patienten nachgedacht wurde. Madeleine machte sich jedoch keine Illusio-nen: Es wurde kein Geld in solche Forschungen gesteckt. Es gab eh nur ein paar Sternen-Reisende, für die kein Schwein sich interes-252
    sierte. Deshalb musste Madeleine diesen lästigen Biocomp-Anzug tragen, der sie vor zu langem Sitzen, Verbrennungen und Erfrie-rungen warnte und sie nachts aufweckte, damit sie sich nicht wund lag.
    Vielleicht hatten die Gaijin mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Niemand wusste es.
    Sie stand nackt am offenen Fenster, um sich abzukühlen. Es war Abend. Ihr Blick schweifte kilometerweit über bewaldete Hügel, wo es vor Leben nur so wimmelte. Es wehte eine Brise, die stark genug war, um abgefallene Blätter über den Balkon zu wehen.
    Aber der Wind schien ihr nur noch mehr feuchte Luft ins Gesicht zu schaufeln.
    Das Blätterdach, das die Hügel um die Startrampen herum bedeckte, wirkte krank: Die Blätter waren gelblich verfärbt und klein, die Bäume dünn und mickrig im Vergleich zu den entfernteren Exemplaren.
    Sie zog sich ein weites Kleid an und ging einen Kilometer zu dem Gebäude, in dem Ben wohnte.
    ■
    Sie sah Aborigines: Ihre ›Auszubildenden‹, Männer, Frauen und Kinder gingen in kleinen Gruppen umher und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Sie nahmen keine Notiz von ihr. Die Aborigines hatten geschmeidige Körper, obwohl ein paar Frauen überge-wichtig waren; viele waren barfuß, und alle trugen sie weite Ge-wänder wie Ben. Die Kleidung war jedoch schmutzig und verschlissen. Sie hatten runde Gesichter, mit einem helleren Braun, als sie erwartet hatte, platte Nasen und ausgeprägte Stirnwülste.
    Viele trugen Atemfilter und Sonnenbrillen und hatten Krebsnar-ben auf der Haut.
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    Sie muteten Madeleine fremdartig an, aber auch nicht mehr als die meisten Menschen des Jahres 2131.
    Ben begrüßte sie und servierte ihr ein Mahl: Kuskus mit Safran-reis, Sojabohnen und einem leichten Wein aus örtlichem Anbau.
    Er erzählte ihr von seiner Frau. Sie hieß Lena; sie war erst zwanzig und damit zehn Jahre jünger als Ben. Sie war im Orbit und arbeitete an den großen Auswandererschiffen, die Nemoto montierte. Ben hatte sie seit Monaten nicht mehr gesehen.
    Madeleine fühlte sich wohl in Bens Gesellschaft. Er war sogar darauf bedacht, sich klar und deutlich auszudrücken. Die Sprach-verschiebung schien erstaunlich schnell voranzuschreiten; nicht einmal ein Jahrhundert nach ihrer Zeit fiel es ihr manchmal schwer, die Aussprache eines ihr bekannten Worts zu verstehen.
    Außerdem musste sie damit rechnen, dass die Bedeutung sich inzwischen verändert hatte. Ben sorgte aber für eine reibungslose Verständigung.
    »Es ist schon seltsam, hier auf Aborigines zu treffen«, sagte Madeleine. »So fern der Heimat.«
    »So seltsam ist das gar nicht. Ost-Guayana ist schließlich auch ein koloniales Überbleibsel. Die Franzosen sind dem Beispiel der Briten in Australien gefolgt und haben Ost-Guayana mit Sträflin-gen bevölkert.« Er grinste und entblößte ein ebenmäßiges weißes Gebiss, das in krassem Kontrast zu Nemotos Zahnruinen stand, an die Madeleine sich erinnerte. »Wie dem auch sei, wir sind nun imstande, mit den Raketen die Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen.« Mit den Händen imitierte er einen Raketenstart. »Wusch.«
    »Ben – wieso gerade Triton? Ich weiß wohl, dass Nemoto ihre eigenen Ziele verfolgt. Aber bei Ihnen …«
    »Nemoto war die Einzige, die uns ein Angebot gemacht hat. Wir haben kein anderes Ziel. Aber vielleicht wären wir ihr sowieso gefolgt. Nemoto ist an den Rand gedrängt worden, und ihre Ideen werden lächerlich gemacht – am eifrigsten von den Freunden der 254
    Gaijin. Aber sie hat recht. Wir hatten bisher geglaubt, dass wir in einem jungfräulichen Universum allein seien. Und plötzlich finden wir uns in einem gefährlichen überfüllten Universum voller Ruinen wieder. Die Entdeckungen auf der Venus wurden von Furcht und Zorn begleitet. Sie hätte eine Zwillingswelt der Erde sein können – oder aber die Erde hätte das Opfer sein können.
    Mit der Zeit flaute die Empörung zwar ab

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