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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Spezia-list für Schwarze Löcher, oder? Vielleicht möchte er Sie begleiten.
    Wie amüsant.«
    Amüsant. Auch so ein kleiner relativistischer Tod.
    Sie hörten ein Dröhnen und drehten sich zum Fenster um. Madeleine sah, wie ein paar Kilometer entfernt, hinter den Mangrovensümpfen, die spitze Nase des Boosters sich über die Bäume erhob, gefolgt vom Triebwerksfeuer. Das Licht der Feststoff-Booster schien über die Baumwipfel zu schwappen und die Sümpfe in Brand zu setzen, während die Ariane sich um ihre Achse drehte.
    »Da«, sagte Nemoto. »Wegen Ihnen habe ich nun den Start verpasst.«
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kapitel 15
KOLONISTEN
    Sechs Monate:
    Nachdem Nemoto ihr das Datum der Sattelpunkt-Mission genannt hatte, vermochte sie an nichts anderes mehr zu denken. Der Rest ihres Lebens – die Arbeit in Kourou und sonst wo, die Rechtsstreitigkeiten mit dem Ziel, wenigstens einen Teil des Gelds zurückzubekommen, das auf ihren Konten gesperrt war und sogar die langsam sich anbahnende Beziehung mit Ben –, all das verblasste zu einem Hintergrundglühen im Vergleich zu der leuchtenden Aussicht, am genannten, langsam näherrückenden Datum wieder durch ein Sattelpunkt-Tor zu gehen.
    Sie hatte sich mit anderen Sternenreisenden getroffen, die von Spritztouren mit den Gaijin zurückgekehrt waren. Alle waren entschlossen, weiterzumachen. Vor ihrem geistigen Auge erschien eine Wolke menschlicher Reisender, die immer tiefer in den unbekannten Kosmos vorstieß und deren Bindungen an eine verschwommene, in schnellem Vorlauf in die Zukunft eilende Erde immer brü-
    chiger wurden.
    Es war nicht nur die Diskontinuität. Sie gehörte nicht hierher. Sie vermochte nicht einmal die Toilettenspülung zu bedienen.
    Sie sehnte sich nach dem Aufbruch.
    264
    ■
    Das Landungsboot japanischer Bauart landete auf dem Mond. Die Raketen wirbelten eine Staubwolke auf, die sich schnell wieder setzte. Es gab verschiedene Artefakte hier auf der Oberfläche des Monds, und Nemoto, die Spinne im Netz dieser Operation, erwartete sie schon. Sie war mit einem anonymen schwarzen Raumanzug bekleidet.
    Ben und Madeleine legten ihre Anzüge an, wobei sie große Sorg-falt walten ließen. Madeleine vergewisserte sich, dass Ben hinter ihr ging; sie war schließlich die erfahrene Astronautin.
    Sie stieg über eine kurze Leiter zur Oberfläche hinab, wobei sie sich in der niedrigen Schwerkraft von Sprosse zu Sprosse fallen ließ. Von der letzten Sprosse trat sie auf Regolith, der wie Schnee unter ihrem Gewicht knirschte.
    Sie entfernte sich vom Landungsboot und ließ die Pastell-Farben des Monds auf sich wirken: Das bunteste Objekt hier war das alu-miniumverkleidete Landungsboot von Nishizaki Heavy Industries, das aus der Ferne wie ein kleines, zartes Insekt aussah, das in einem kräftigen Schwarz, Silber, Orange und Gelb leuchtete. Das Meer der Ruhe befand sich in der Nähe des Mondäquators, sodass die Erde direkt über ihrem Kopf stand. Es war schwierig, im Druckanzug den Kopf in den Nacken zu legen, um sie zu sehen.
    Wenn Ben auf Triton lebt, sagte sie sich, wird die Sonne eine helle Punktquelle sein. Und die Erde wird nur noch ein fahlblauer Lichtpunkt sein, der aber auch nur dann zu sehen ist, wenn die Sonne ausgeblendet wird. Eine merkwürdige Vorstellung.
    Nemoto zeigte Ben die verschiedenen Artefakte, die sie hier zu-sammengetragen hatte. Madeleine sah eine Anzahl großer Metallkästen und Kabel, die sich als Hochleistungs-Röntgenlaser erwie-265
    sen. »Eine kleine Atombombe dient als Zünder. Bei der Detona-tion der Bombe wird ein Schwall Gammastrahlen emittiert. Sie breiten sich entlang von Metallstäben aus. Das erzeugt einen starken Strahl. Die Kraft der Bombe wird quasi gebündelt …«
    Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den Geräten um Ex-perimentalwaffen aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert – Satel-litenwaffen, die für den Abschuss von ballistischen Interkontinentalraketen vorgesehen waren.
    »Und was haben die Gaijin uns für diesen Schrott bezahlt?«, fragte Madeleine.
    »Das geht Sie nichts an.«
    Das Habitat, das sie am Leben erhalten würde, war auch so ein Meisterstück der Improvisation und Kosteneinsparung, sagte Madeleine sich. Wie die Friendship-7, an die sie sich wehmütig erinnerte. Es basierte auf zwei Modulen – dem so genannten FGB russischer Bauart und der Ausrüstungskapsel aus amerikanischer Fertigung –, die aus der Internationalen Raumstation der NASA stammten. Die Ausrüstungskapsel war mit einem astrophysikali-schen

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