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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Sanddünen dreißigtausend Jahre alt waren. Die menschliche Besiedlung schien sich auf den Küstenstreifen und ein paar verstreute Ortschaften im Landesin-nern zu beschränken.
    Sie flogen nach Alice Springs im trockenen Herzen des Inselkon-tinents.
    Beim Landeanflug auf den Flughafen sah sie eine moderne Einrichtung: Eine riesige weiße Kugel und andere Anlagen. Zwischen den Strukturen erkannte sie die charakteristischen glänzenden Kegelstümpfe von Gaijin-Landungsbooten. Ein neuer silbriger Zaun spannte sich im Umkreis von Kilometern um die zentrale Anlage.
    Das Ausmaß der Gaijin-Präsenz in Australien erstaunte sie. Die Zeiten, als die Bewegungsfreiheit der Gaijin auf einen schwer be-wachten Militärstützpunkt auf einer griechischen Insel beschränkt war, schienen lang vorbei zu sein.
    Ben verzog das Gesicht. »Das ist eine alte amerikanische Weltraum-Überwachungsstation namens Pine Gap, die damals bei den Anwohnern auf starke Ablehnung gestoßen war. Angeblich wusste nicht einmal der Premierminister von Australien, was dort vor-269
    ging. Und die örtlichen Aborigines waren wegen des Landraubs er-zürnt.«
    »Doch nun sind die Amerikaner abgezogen«, sagte sie trocken.
    »Wir betreiben keine Weltraumüberwachung mehr, weil wir kein Raumfahrtprogramm mehr haben, das solche Maßnahmen erfordert.«
    »Nein«, murmelte er. »Also haben sie Pine Gap den Gaijin überlassen.«
    »Wann war das?«
    Er zuckte die Achseln. »Vor vierzig Jahren, glaube ich.« Vor seiner Zeit.
    Madeleine wusste, dass es auf dem ganzen Planeten das Gleiche war. Überall, wo die Gaijin auf der Erde landeten, breiteten sie sich aus: Langsam, unmerklich fast, aber die Strategie der Landnahme war klar ersichtlich. Und jedes Jahr stieg die Zahl der menschlichen Flüchtlinge an, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
    Nur wenige Leute erhoben dagegen Protest, weil nur wenige die Entwicklung sahen. Nemoto hat recht, sagte sie sich. Die Gaijin beuten unser kurzes Leben aus. Nemoto hat ganz recht, dass sie zu überleben und ihr Leben zu verlängern versucht, um zu sehen, was mit uns geschieht.
    Ben überraschte sie. Wo er nun hier war und das alles sah, verlor er die Contenance; er wurde gereizt und zornig. »Die Gaijin trampeln noch mehr auf unsren Gefühlen herum als die Europäer.
    Aber wir waren lang vor den Gaijin und Europäern hier. Sie waren alle Gaijin, Fremde für uns. Ein paar von uns fliehen von hier.
    Aber vielleicht werden sie eines Tages alle verschwunden sein, all die Fremden, und wir werden die Kleider ablegen und wieder in die Wüste hinausziehen. Was meinst du …?«
    Das Flugzeug landete unsanft und wirbelte eine Wolke aus rotem Staub auf.
    270
    ■
    Alice Springs – Ben nannte es die Alice – erwies sich als eine öde Stadt mit einer dürren Vegetation, die aus einem schachbrettarti-gen Netz sonnendurchglühter Straßen bestand. Die Hauptstraße war die Todd Street, ein Asphaltstreifen, der noch aus den Tagen der Pferdefuhrwerke stammte. Heute sah die Straße mit den Bars und Souvenirläden jedoch aus wie in einer x-beliebigen amerikanischen Kleinstadt.
    Madeleine ließ den Blick über die Schaufenster schweifen. Es gab typisch australische Andenken – animierte T-Shirts, Plüschkängurus, Bücher und Datendisks –, doch um die Nähe zum Pine Gap-Reservat auszunutzen, gab es auch eine Reihe von Gaijin-Souvenirs: Modelle von Landungsbooten, Blumen-Schiffen und animier-ten spinnenartigen Spielzeug-Gaijin, die hinter den Schaufenstern herumkrabbelten. Es schienen sich aber nur wenige Touristen hier aufzuhalten; die Tourismusbranche, deren Niedergang schon vor Madeleines erstem Sattelpunkt-Abenteuer begonnen hatte, war nun völlig eingebrochen.
    Sie quartierten sich in einem anonymen Hotel in der Nähe der Todd Street ein. Vor dem Haus stand ein knorriger alter Eukalyp-tusbaum, der den Asphalt durchstoßen hatte. Der Baum hatte kleine, wächsern glänzende Blätter, und die Rinde schälte sich in gro-
    ßen aschgrauen Streifen vom Stamm. »Ein heiliges Denkmal«, sagte Ben leise. »Es ist der Träumenden Raupe gewidmet.« Sie wusste nicht, was das bedeutete. Die SmartDrive-Fahrzeuge umfuhren einfach den sturen Stamm; in den Zeiten, als die Leute noch Auto gefahren waren, musste er aber ein Verkehrshindernis gewesen sein.
    Ein paar Kinder gingen vorbei – sie waren dünn, hatten eine tiefschwarze Haut und waren dick mit Sonnenschutzcreme einge-271
    schmiert. Sie sahen Ben und Madeleine zu, wie die den Baum betrachteten. Ben

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