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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die salzige Meeresluft ein und lief durch sanfte Dünen, die dicht mit Palmetto bewachsen waren. Das Terrain war schwieriger als früher: Der Strand war durch die Gezeiten stark erodiert und mit Unrat übersät, vor allem mit großen Stein-brocken, Seetang und Meerestieren – nicht zu reden von den vie-91
    len Ölklumpen und Abfällen, die zum Teil wahrscheinlich von den Wracks im Atlantik stammten. Aber für die hier herrschende Stille nahm Malenfant den Lauf durch diese Müllhalde in Kauf.
    Er hatte schon wieder eine schlaflose Nacht hinter sich. Er verzehrte sich schier vorm Verlangen, zum Roten Mond zu fliegen.
    Enttäuscht durch die Ablehnung, auf die seine Vorschläge im NASA-Hauptquartier in Washington gestoßen waren, hatte er beschlossen, mit seinen Plänen, Blaupausen, Modellen und Screen-Shows durch die NASA-Zentren zu tingeln, Arnes und Marshall, Kennedy und Johnson. Er wollte die Unterstützung der Öffentlichkeit gewinnen und damit Druck auf die NASA-Führung aus-
    üben.
    Wir können das schaffen. Wir sind schon einmal auf dem Mond gewesen – auf einem Mond zumindest –, zumal dieses neue Ding viel einladender ist als die alte Luna. Nun haben wir eine Atmosphäre, die uns das Überleben ermöglicht. Es ist kein angetriebener Abstieg aus der Umlaufbahn mehr nötig; man kann im Gleitflug landen … Wir können in ein paar Monaten einen Schwerlast-Booster aus Shuttle-Komponenten zu-sammenbauen. Das wäre die Herausforderung für Marshall, wo von Braun seine Mondraketen gebaut hatte. Und an die Adresse von Kennedy und Johnson, wo die Astronauten zugange waren: Wir haben ganze Kader ausgebildeter, erfahrener und motivierter Piloten, Spe-zialisten und Missions-Leitern, die nur darauf warten, diese neue Herausforderung eines neuen Monds anzunehmen. Teufel, ich würde selbst gehen, wenn ihr mich nur gehen ließet … An die Wissenschaftler hatte er sich auch gewandt, an die Geologen, Meteorologen und sogar an die Biologen, denen plötzlich eine ganz neue Welt zu Füßen lag: Das eröffnet eine ganz neue Perspektive für die menschliche Raumfahrt, eine Welt mit Meeren und einer Atmosphäre – einer Sauerstoff-Atmosphäre, bei Gott –, die nur drei Tage entfernt ist. Eine solche Welt hatten wir zu finden gehofft, als wir vor einem halben Jahrhundert die ersten zerbrechlichen 92
    Raumschiffe in die Weiten des Alls geschickt hatten. Und wer weiß, was wir dort alles entdecken werden …
    Und dann waren da noch die Gruppen, die er als Xenologen bezeichnete: Die Biologen und Philosophen, Astronomen und andere, die schon lang vor dem plötzlichen Erscheinen des Roten Monds über die tieferen Mysterien des Lebens gerätselt hatten: Sind wir allein? Und wenn nicht, wieso scheint es so, als ob wir allein seien? Wenn wir anderen Lebensformen begegneten, wie würden die wohl aussehen?
    Kommt schon, Leute. Unser Mond ist verschwunden und durch einen anderen ersetzt worden. Wie, zum Teufel, war das möglich? Handelt es sich vielleicht um ein Naturphänomen? Und wenn nicht, wer ist dafür verantwortlich? Wir jedenfalls nicht, das steht fest. Das größte Mysterium dieses und aller früheren Zeitalter hängt wie eine große Laterne am Himmel. Sollten wir nicht mal einen Blick darauf werfen?
    Aber zu seiner Enttäuschung und Verwunderung hatte er von niemandem signifikante Unterstützung bekommen – außer von den durchgeknallten UFO-Freaks, die ihm mehr schadeten als nutzten. Das Jet Propulsion Laboratory arbeitete im Auftrag der NASA an zwei unbemannten Orbitalsonden und einem Lander, der den Roten Mond anfliegen sollte. Aber das war dann auch schon alles. Die Entsendung von Menschen zum neuen Trabanten der Erde stand definitiv nicht auf der Tagesordnung.
    Das hatte Joe Bridges ihm höflich, aber bestimmt gesagt.
    »Bei Ihren Auftritten unterschätzen Sie die Größenordnung dieser Aufgabe, Malenfant. Ob Sie das wissentlich ignorieren oder nicht, weiß ich nicht. Wir wissen rein gar nichts über die Zusammensetzung der Atmosphäre des Roten Monds, was überhaupt die Grundvoraussetzung für die Entwicklung Ihres Gleiters wäre. Und dann wären da noch die Kosten und der Zeitrahmen für die Konstruktion Ihres ›Big Dumb Booster‹ – eine brandneue und für den bemannten Raumflug zugelassene Schwerlast-Trägerrakete, um 93
    Gottes willen. Unsere Analysten prognostizieren einen Zeitraum von ein paar Jahren und einen Kostenrahmen von vielleicht hundert Milliarden Dollar. Das Geld haben wir einfach nicht, Malenfant. Und

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