Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
und mit dem Blut vieler erlegter Beutetiere verkrustet. Die Waffe war ein Gebrauchsgegenstand ohne irgendwelche Schnitzereien oder sonstige Verzierungen.
    Der schlanke Speer der Skinny -Leute war zum Werfen gedacht, so dass man ein Tier über eine große Entfernung zu erlegen vermochte und sich ein unnötiges Gemetzel ersparte. Die Hams indes hatten keine solche Technik und würden sie auch nie entwickeln.
    Und dann traf Abel ein lebenswichtiges Organ, und das Tier brach im Staub ein. Die anderen Männer kamen schreiend herbei gerannt, um das im Todeskampf sich wälzende Tier zu überwältigen. Trotz der Schmerzen durch die Quetschungen im Oberkörper und Rücken stimmte Joshua mit einem freudigen Geheul ein.
    Doch ehe sie das Tier überwältigt hatten, zogen sie alle sich Quetschungen und Schnittwunden zu; ein Mann brach sich einen Finger.
    Als das Pferd tot war, begann das Schlachtfest.
    Joshua fand einen flachen Stein. Er setzte sich auf den Boden, wobei er ein Bein unter den Körper zog, umwickelte beide Hände mit Fetzen aus Antilopenleder und bearbeitete den Stein mit schnellen, präzisen Bewegungen.
    Mit schnellen Schlägen eines weiteren Steins schlug er Splitter vom Stein ab und arbeitete sich am Umfang vor, bis er eine Reihe schmaler Grate auf einer kuppelförmigen Oberfläche hervorgebracht hatte. Nach ein paar Dutzend Schlägen, als vor ihm sich schon die Steinsplitter häuften, zog er einen Knochenhammer aus der Schnur um die Hüfte. Der Hammer war aus dem Oberschenkelknochen einer Antilope gefertigt und war durch häufigen Gebrauch schartig, verfärbt und abgeschliffen. Vorsichtig bearbeitete 234
    er einen Grat. Ein dünner, tränenförmiger Splitter brach ab. Er hob ihn auf und begutachtete ihn; er war fein und scharf und konnte ohne Nachbearbeitung verwendet werden. Dann widmete er sich wieder dem Stein und spaltete mit routinierten Schlägen eine Reihe von Splittern ab, bis der Kern wieder eine rundliche Form angenommen hatte. Anschließend bearbeitete er den Kern wie zuvor den ursprünglichen Stein.
    Joshua hatte Geschick im Bearbeiten von Steinen. Das war eine hohe Kunst, weil jeder Bereich des Steins nämlich bestimmte Eigenschaften hatte; der Werkzeugmacher musste sich sozusagen einen Weg durch den Stein bahnen, den er oder sie bearbeitete. Das Geheimnis war, das fertige Werkzeug im ›rohen‹ Stein zu sehen.
    Männer und Frauen gleichermaßen waren von seinen schnellen, präzisen Bewegungen fasziniert und versuchten ihn zu kopieren.
    Die Frauen schickten ihre Kinder zu ihm, damit sie durch Zuschauen lernten. Allerdings stellte ihm niemand Fragen; die Leute sprachen nicht über die Werkzeugherstellung.
    Die Herstellung solcher Werkzeuge war das, was Joshua am besten konnte – wofür man ihm Wertschätzung entgegenbrachte und woraus er Selbstbestätigung bezog. Gleichzeitig wurde er dadurch aber in eine Außenseiterrolle gedrängt.
    Er steckte den Knochenhammer wieder in den Ledergürtel und ging mit den Splittern zum Pferd. Er fing mit einem Bein an. Mit schnellen Schnitten ritzte er die Haut an der Innenseite des Beins auf und zog sie ab. Bald klebten dicke dunkle Pferdehaare am Werkzeug. Dann ging er zum Bauch und schnitt die Bauchdecke auf. Er packte die Haut und zog sie seitlich weg. Wo Membranen an der Haut klebten, schabte er sie mit dem Splitter vorsichtig ab, wobei er den Stein in der Mitte zwischen den Fingern führte. Die Membranen lösten sich leicht ab. Es war ein unblutiges und sauberes Handwerk.
235
    Als das Pferd abgehäutet war, wurde es zerlegt. Joshua tranchierte den Hals; das Fleisch löste sich fast von selbst ab. Er drehte die Steinaxt, um die volle Schneidwirkung der Klinge zu nutzen. Als er fertig war, nahm er sich den Brustkorb vor und schnitt ihn auf.
    Die Leute unterhielten sich leise. Sie rühmten sich ihrer eigenen und der Kühnheit der anderen bei der Pferdejagd und sprachen über die Leute, die in der Hütte auf sie warteten – vor allem von der jungen Mary, deren Brüste und Hüften sich fraulich formten und sie zum Brennpunkt des Interesses für die Männer und der Belustigung für die Frauen machten. Die Leute waren ganz auf sich fixiert; nachdem das Pferd sich in einen Fleischvorrat verwandelt hatte, war es aus ihrem Bewusstsein verschwunden.
    Doch selbst während sie hier gemeinsam am Pferdekadaver arbeiteten, distanzierten sie sich etwas von Joshua. Sie vermieden es, ihn direkt anzuschauen und ignorierten das, was er sagte – obwohl sie auf die Äußerungen

Weitere Kostenlose Bücher