Das Musical
Augenblick vergaß er, seine Gedanken abzuschirmen. Es spielte überhaupt keine Rolle, wie sehr er sich für den Dalai nützlich machte – die Chance, daß er lange genug überlebte, um die Früchte seiner Arbeit zu genießen, war äußerst gering. Dan würde ihn benutzen, bis er ihn nicht mehr gebrauchen konnte, und dann würde er ihn wegwerfen. Wie Abfall. Und all das wurde ihm in diesem einen einzigen Augenblick bewußt. Rex würde nirgendwohin gehen. Absolut nirgendwo.
»Ich bitte um meine Entlassung«, sagte Rex. »Ich steige aus.«
Dan lachte, doch in seinem Lachen war nicht eine Spur von Humor. »Niemand steigt so einfach aus, Rex. Man steigt nicht aus bei dem Dalai Lama.«
»Nun, ich schon. Ich bin fertig hier.« Rex wandte sich um und wollte gehen.
»Haltet ihn auf!«
Einer der anonymen Schläger sprang von seinem Stuhl auf und zog eine Handfeuerwaffe. Rex wirbelte herum, trat ihm die Waffe aus der Hand und versetzte ihm einen mächtigen Schlag gegen das Kinn. Dann bückte er sich und hob die heruntergefallene Waffe auf. Er richtete den Lauf auf den Dalai Lama. »Ich bin ein toter Mann, oder nicht?«
Dan zuckte die Schultern. »Sie können sich die Sache immer noch überlegen. Legen Sie die Waffe weg. Seien Sie ein guter Junge.«
Rex schluckte. Mit zitternder Hand zielte er auf Dans Gesicht. Die ganze Sache war für seinen Geschmack viel zu schnell außer Kontrolle geraten. Er begriff überhaupt nicht mehr, was er da tat.
»Legen Sie die Waffe weg, Rex.«
»Ich denke nicht.« Rex betätigte den Abzug.
Ein Schuß bellte.
Rex Mundi sank zu Boden.
In seinem Hinterkopf klaffte eine riesige Wunde. Der zweite anonyme Schläger blies den Rauch aus dem Lauf seiner Pistole.
Dan starrte auf den Leichnam von Rex herab. »So eine Verschwendung«, sagte er. »So eine verdammte Verschwendung. Jemand soll die Sauerei wegmachen, und dann quetschen Sie aus diesem Blutaxt heraus, was herauszuquetschen geht. Ich bin in meinen Gemächern. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie fertig sind.«
»Jawohl, Sir.« Der anonyme Schläger drehte Rex’ Leichnam mit der Stiefelspitze um und machte sich daran, seine Taschen zu durchwühlen.
Ein unbehagliches Trio schob sich durch den Korridor auf der Vorstandsetage der Erdlinge Inc. Lavinius Wisten, mit fest zusammengebundenen Händen, wurde hinter Gryphus Garstang hergezogen. Elvis Presley, ein nonchalantes Lächeln auf dem Gesicht, schlenderte voraus und knackte mit den Fingern. Die Mündung einer gewissen fehlerbehafteten Waffe drückte sich in seinen Rücken.
»Los, ein bißchen schneller«, befahl Gryphus Garstang.
»Ich hab’ noch kein freies Schußfeld«, kam eine Stimme durch Jason Morgawrs Kopfhörer. »Er hat Lavinius Wisten hinter sich angebunden.«
»Bleiben Sie auf Empfang.« Morgawr drehte sich zu Fergus Shaman um.
Fergus zuckte gleichgültig die Schultern. »Sie wissen, wie ich über die Sache denke. Es liegt jetzt alles in Ihren Händen.«
»Wir könnten einfach das Feuer auf ihn eröffnen und sehen, was geschieht.«
»Das werden Sie ganz bestimmt nicht!« bellte der Lippenleser. »Meinetwegen machen Sie mit Garstang, was Sie wollen, aber ich will kein weiteres Vorstandsmitglied mehr verlieren! Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
»Jawohl, Sir«, sagte Jason Morgawr.
Bei Gottes Nase, dachte Fergus Shaman.
»Sie sind in den Aufzug gestiegen, Sir.«
»Sind Ihre Teams im Forschungslaboratorium in Stellung gegangen?«
»Jawohl, Sir. Aber was machen wir, wenn wir kein freies Schußfeld erhalten?«
Morgawr drehte sich fragend zu Mungo Madoc um. Mungos Blick war ernst.
»Gehen Sie nach Gehör vor«, ordnete Jason an. Mungos Blicke durchbohrten ihn. »Äh, Verzeihung, Sir. Sollte keine Anspielung sein.«
»Dort entlang, zu der hyperponischen Bank. Bleiben Sie beim letzten Tank in der Reihe stehen.« Garstang schwang herum und zerrte Lavinius Wisten hinter sich her. Ganz in Hollywoodmanier hob er die Waffe.
»Und Sie bleiben zurück!« brüllte er. »Wenn irgend jemand versucht mich aufzuhalten, erledige ich alle beide.«
»Mann, ist das vielleicht alles aufregend«, sagte Elvis und unterdrückte ein Gähnen.
»Also bis zum letzten Tank, Chef, ja?«
»Bis zum letzten Tank. Und versuchen Sie nicht, mich aufs Kreuz zu legen.«
»Sicher, kein Problem, Chef.« Das unbehagliche Trio erreichte ungehindert das Ende der Bank. »Soll ich hier halten, Chef?«
Garstang richtete seine experimentelle Waffe auf Elvis. »Was soll dieses ganze
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