Das Muster der Liebe (German Edition)
bestimmten seine Arbeitszeiten ihren Tagesablauf. Jeden Nachmittag warf sie sehnsüchtige Blicke auf die Uhr. Sie fragte sich, wie viele Stunden, Minuten noch vergehen würden, bis Doug endlich heimkam.
“So wie immer”, versprach er.
Ihr Ehemann, mit dem sie seit sieben Jahren verheiratet war, arbeitete als Antragsprüfer für eine Versicherung. Sie hatte in ihrem Job mehr verdient als er. Mit ihrem Gehalt konnten sie eine beträchtliche Anzahlung auf die Eigentumswohnung leisten, in der sie jetzt lebten. Als sie heirateten, hatte ihr kluger und bescheidener Mann darauf bestanden, ihren Lebensstandard so auszurichten, dass sie allein von seinem Gehalt leben konnten. Er befürchtete, dass sie sonst auf Carols Einkommen angewiesen sein würden. Der Plan, eine eigene Familie zu gründen, hätte sonst daran scheitern können. Nach ihrer Hochzeit warteten sie noch drei Jahre, um sich ein finanzielles Polster zu schaffen. Das sollte sich als eine gute Entscheidung entpuppen. Denn selbst mit der Unterstützung durch die Versicherung waren die Kosten für eine künstliche Befruchtung horrend.
“Habe ich schon mal erwähnt, wie furchtbar das Fernsehprogramm tagsüber ist?”, fragte sie.
“Dann schalte doch den Apparat aus und mach einen Spaziergang.”
“Jawohl, Sir”, erwiderte sie in einem gespielt unterwürfigen Ton.
Er lachte. “Bin ich wirklich so schlimm?”
“Nein. Es ist nur – nicht mehr zu arbeiten habe ich mir irgendwie ganz anders vorgestellt.” Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das Leben zu Hause endlose Stunden Langeweile bedeutete. Oder den verzweifelten Versuch, sich abzulenken, bis ihr Mann endlich wieder da war. Bisher hatte sie ständig an irgendwelchen Meetings teilgenommen oder schwerwiegende Entscheidungen getroffen. Sie war es gewohnt, immer unter Strom zu stehen. Allein zu Hause zu sein war eine völlig neue Erfahrung für sie – und keine, die sie genoss.
“Soll ich vielleicht später mit dir zusammen rausgehen?”
“Nein, alles okay. Du hast recht. Ich sollte kurz an die frische Luft. Es ist so ein wundervoller Nachmittag.” Kein Fleckchen auf der Erde war schöner als Seattle, wenn die Sonne schien. Es war ein perfekter Maitag, und sie betrachtete versonnen die schneebedeckten Olympic Mountains in der Ferne und das blaugrüne Wasser der Puget-Sound-Bucht zu ihren Füßen.
“Ich sehe dich dann gegen halb sechs”, sagte er.
“Ich werde da sein.” Bevor sie die Immobilienfirma verlassen hatte, war Doug immer als Erster zu Hause gewesen. Er hatte das Essen gekocht. Und er hatte den Fernseher angeschaltet, um die Lokalnachrichten zu verfolgen. Carol hatte keine Mühe gehabt, diese Rolle zu übernehmen. Nun war diese tägliche Routine einer der interessanteren Parts in ihrem Leben.
Sie stellte ihr Essen in den Kühlschrank und schnappte sich auf ihrem Weg nach draußen einen Apfel.
Carol nahm den Aufzug und fuhr runter ins Foyer des Gebäudes. Sie ging durch die Glastür und trat nach draußen auf den Bürgersteig. Während sie ihren Apfel aß, lief sie in Richtung Wasser.
Alle Kollegen im Büro hatten Carol gewarnt. Sie erzählten ihr, dass Frauen, die nicht arbeiteten – vor allem Mütter –, ständig mit ihrem Gewicht zu kämpfen hätten. Viel in der Küche und stets mit Essen konfrontiert zu sein machte es unmöglich, schlank zu bleiben – das sagten jedenfalls ihre ehemaligen Mitarbeiter. Aber das war kein Problem für Carol. Nie zuvor hatte sie gesünder gegessen als im Moment. Die Ernährung war ein wichtiger Teil ihres Lebens, und sie schaffte es mühelos, ihre Kleidergröße zu halten.
Eine kühle Brise wehte vom Wasser herüber, als sie den vertrauten Weg entlangspazierte. Aus einer Laune heraus änderte sie die Richtung und stieg Pill Hill hinauf, wo sich das
Virginia Mason Hospital
und das
Swedish Medical Center
befanden. Sie war völlig außer Atem, als sie den steilen Anstieg hinaufgeklettert war. Langsam ging sie weiter und sah sich in der Gegend um, bis sie irgendwann in die Blossom Street einbog.
Einige der Häuser wurden gerade saniert. Die Straße war abgesperrt, aber den Bürgersteig konnte man benutzen. Auf der einen Seite der Blossom Street schienen die Bauarbeiten abgeschlossen zu sein: Die Fronten der Läden waren frisch gestrichen, und eine grün-weiß gestreifte Markise spendete einem Blumenladen Schatten. Tulpen und Lilien waren in großen Gefäßen vor der Eingangstür des Ladens arrangiert.
Trotz des Baustellenlärms schlenderte
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