Das Muster der Liebe (German Edition)
Idee, aber ich muss am Samstag arbeiten.” Ich wusste, dass gerade der Samstag ein erstklassiger Verkaufstag war, und ich konnte es mir schlicht nicht leisten, den Laden
nicht
zu öffnen. Mein Ruhetag war stattdessen montags.
Meine Schwester zögerte einen Moment lang. Als sie schließlich weiterredete, klang sie beinahe schadenfroh. Und es dauerte nicht lange, bis ich herausfand, wieso.
“Wenn du arbeiten musst, treffen die Mädchen und ich uns am Samstag mit Mom, und du kannst sie dann am Sonntag besuchen.” Das bedeutete, dass Margaret Mom nicht mit mir teilen musste. Moms gesamte Aufmerksamkeit wäre auf Margaret gerichtet – und genau das war der Grund, warum sie alles so arrangiert hatte. Bis heute konnte ich nicht verstehen, warum sie in allem einen Wettkampf sah.
“Oh. Ich hatte gehofft, wir würden uns alle gemeinsam treffen.”
“Am Sonntag arbeitest du doch nicht, oder?”
Ich ließ meine Schultern sinken. “Nein, aber … also, wenn du es so möchtest.”
“Es geht nicht anders.” Margaret sprach in diesem bestimmenden harschen Ton, den ich so verabscheute. “Du bist doch diejenige, die Samstag nicht mitkommen kann. Ich glaube beinahe, du möchtest, dass ich meine Pläne an deinen Zeitplan anpasse. Doch das werde ich ganz bestimmt nicht tun.”
“Ich habe nicht gesagt, dass ich das möchte.”
“Nicht wörtlich, aber ich kann zwischen den Zeilen lesen. Ich bin verheiratet, weißt du, und er hat auch eine Mutter. Dieses eine Mal möchten wir den Muttertag mit ihr verbringen.”
Um keinen Streit zu provozieren, schlug ich mit möglichst ruhiger Stimme vor: “Wir könnten ja vielleicht einen Kompromiss finden.”
“Was meinst du?”
“Ich weiß, dass Mom gern auf der Strandpromenade essen gehen würde. Ich könnte den Laden für einige Stunden schließen und euch dort treffen. Dann wären wir alle zusammen, und ich kann sie am Sonntag trotzdem noch einmal besuchen.”
Schon an der langen Pause, die nun entstand, konnte ich erkennen, dass Margaret dieser Vorschlag überhaupt nicht gefiel. “Du schlägst ernsthaft vor, dass ich Mom abhole und mit ihr an einem Samstagnachmittag nach Seattle fahre – weil es für
dich
angenehmer ist? Wir beide wissen doch, wie furchtbar der Verkehr ist.”
“Es war nur eine Idee.”
“Ich möchte lieber, dass wir den Muttertag dieses Jahr getrennt feiern.”
“Gut. Vielleicht ist das auch besser.” Dabei beließ ich es und nahm mir vor, es Mom später zu erläutern.
“Gut. Dann haben wir das geklärt.” Mir fiel auf, dass Margaret nicht danach fragte, wie die ersten beiden Geschäftswochen gelaufen waren. Sie fragte aber auch sonst nichts oder gab mir irgendeine Möglichkeit zu erfahren, was in ihrem Leben so vor sich ging.
“Ich muss los”, sagte Margaret. “Julias Tanzunterricht beginnt in fünfzehn Minuten.”
“Drück sie von mir”, entgegnete ich.
Meine zwei Nichten sind meine ganze Freude. Ich liebe sie abgöttisch und fühle mich beiden, Julia und Hailey, sehr verbunden. Weil sie offenbar meine Empfindungen für die Mädchen kannte und nicht guthieß, tat Margaret alles, um die beiden von mir fernzuhalten. Aber mittlerweile waren sie alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Wir unterhielten uns oft, und ich ahnte, dass sie ihrer Mutter davon nichts erzählten.
Meine Schwester verabschiedete sich hastig und hängte ein. Das war typisch für Margaret.
Ich ging zur Ladentür und drehte das Schild auf “Geschlossen”. Gerade als ich das tat, sah ich Brad Goetz aus dem Apartmenthaus kommen, in dem Alix wohnte. Offenbar war er in Eile, denn er rannte beinahe zu seinem Wagen. Ich konnte nicht sehen, wo sein Auto stand, aber ich ahnte, warum er es so eilig hatte. Er war gut aussehend und im besten Alter. Und ohne Zweifel war er auf dem Weg zu einer Verabredung am Freitagabend.
Ich hätte diejenige sein können, mit der er sich zum Dinner traf. Doch ich war es nicht. Es war meine Entscheidung – eine Entscheidung, die ich zu bereuen begann …
10. KAPITEL
J acqueline Donovan
In der Hoffnung, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen, schenkte Jacqueline sich ein zweites Glas Chardonnay ein. Sie nahm einen Schluck, ging in die Küche und holte die Platte mit den Horsd’œuvres für die Gäste. Martha hatte Cracker mit Kräuterfrischkäse und kleinen Shrimps garniert. Paul und Tammie Lee wollten heute Abend vorbeikommen.
Sie hatten den Muttertag in Louisiana verbracht, wo sie Tammie Lees Mutter besuchten. Ihr
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