Das Muster der Liebe (German Edition)
also doch!” Verdammt, sie hatte es geahnt und wünschte sich, sie hätte zuerst etwas gesagt.
“Erinnerst du dich an die vierte Klasse der Grundschule? Es hat ein bisschen gedauert, bis ich darauf kam.”
“Ich habe mir gedacht, dass du es sein könntest … ich kann es kaum glauben!” Sie rief sich die Schulzeit wieder in Erinnerung und betrachtete ihn eingehend. “Wir waren in derselben Klasse, weißt du noch?”
“Was ich noch weiß”, entgegnete er und grinste, “ist, dass du neben Jimmy Burkhart gesessen hast.”
Sie erinnerte sich an Jimmy, als wäre es erst gestern gewesen. Sie hatte ihm eine blutige Nase verpasst und war zum Rektor bestellt worden – und all das nur, weil Jimmy einen Scherz darüber gemacht hatte, dass sie Jordan Turner heiraten wollte. Sie und die Hälfte aller Mädchen aus der vierten Klasse fanden den Sohn des Pfarrers süß und interessierten sich für ihn. Und nun war Jordan offensichtlich in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Er war Jugendseelsorger und würde Pfarrer werden. Verdammt, dass hätte man sich denken können.
“Ich hatte eine Valentinsüberraschung für dich.”
Sie starrte ihn an, überwältigt von der Erinnerung an das schicksalhafte Jahr – das Jahr, in dem ihre Mutter versucht hatte, ihren Vater zu töten.
“Ich wollte es dir in der Pause geben, aber du warst nicht da. Und du bist nie wiedergekommen.”
Alix antwortete nicht. In der Nacht vor dem Valentinstag, als sie in der vierten Klasse war, hatte ihre Mutter ihren Vater angeschossen. Beide waren sehr betrunken. Schließlich brach der unvermeidliche Streit aus. Schnell waren die Polizei und Sanitäter vor Ort. Ihre Mutter wurde in Handschellen abgeführt. Weil es keine Verwandten gab, die sich um Alix und ihren Bruder hätten kümmern können, kamen die beiden zu Pflegefamilien. Die Nacht bedeutete den Anfang vom Ende eines Familienlebens für Alix – so traurig das auch klingen mochte. Ihre Mutter kam ins Gefängnis, und ihr Vater verschwand, als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Den Kontakt zu seinen Kindern versuchte er erst gar nicht wieder aufzunehmen.
Der Staat übernahm damals die Vormundschaft für die Geschwister. Wegen all des Durcheinanders war Alix nie an die Jackson-Schule zurückgekehrt … und hatte nie die Valentinsüberraschung bekommen, die Jordan ihr schenken wollte.
“Also”, begann Jordan und beugte sich ein wenig vor, “ich habe mich gefragt, wie du auf meine Bitte reagiert hättest, mit mir den Valentinstag zu verbringen …”
Sie konnte sich kaum ein Lachen verkneifen. Ja, sicher. Die Tochter von Alkoholikern und der Sohn eines Pfarrers. Irgendwie, fürchtete sie, würde das nicht lange gut gehen.
17. KAPITEL
“M it ein bisschen Übung und Geduld lernen wir die notwendigen Handgriffe, und dann ist unser Geist frei, um den Akt des Strickens zu genießen.”
(Bev Galeskas, Fiber Trends)
Lydia Hoffman
Das Geschäft begann langsam zu laufen, und ich war sehr zufrieden. Den Großteil meines Bestands an Wolle hatte ich schon verkauft und musste nun bereits nachbestellen. Mein erster Anfängerkurs näherte sich dem Ende. Ich konnte kaum glauben, dass sechs Wochen so schnell vorübergegangen waren. Dass meine Kursteilnehmer nach fünf Wochen darauf drängten, weiterzumachen, war eine besondere Freude für mich. Also willigte ich ein und verlängerte den Kurs.
Erstaunlicherweise wurden diese drei völlig verschiedenen Frauen langsam vertraut miteinander. Ich konnte spüren, dass es so war. Sie freundeten sich untereinander und mit mir an.
Wenn es um ihre Fähigkeiten beim Stricken ging, so war Carol die Geschickteste von allen. Sie hatte inzwischen mit einer neuen Arbeit begonnen – einem Hut aus Filz.
Alix und Jacqueline kämpften derweil immer noch mit einigen grundlegenden Techniken. Aber Alix hatte wohl einfach nicht genug Zeit zum Üben. Und bei Jacqueline bereitete mir ihre gesamte Einstellung Sorgen. Sie mochte ihre Schwiegertochter anscheinend nicht, obwohl sie nie offen darüber sprach. Sie begann langsam, sich nach neuen Herausforderungen umzuschauen, und bevorzugte die hochpreisigen Garne. Alix zahlte für ihre Wolle weiterhin wöchentlich, was in ihrem Falle deutlich machte, dass es sich für sie um ein besonders kostspieliges Hobby handelte. Trotzdem blieb sie dabei. Und ich war froh darüber, denn ohne sie hätte die Gruppe einen ganz anderen Charakter gehabt.
Als ich am Dienstagabend gerade das Geschäft schließen wollte, sah ich, wie
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