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Das Muster der Liebe (German Edition)

Das Muster der Liebe (German Edition)

Titel: Das Muster der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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meine Schwester die Straße entlang auf den Laden zukam. Sie war erst ein einziges Mal hier gewesen – am Eröffnungstag. Und sie schien es damals genossen zu haben, mir meinen finanziellen Untergang vorherzusagen. Doch ich würde es nicht zulassen, dass sie mich runterzog. Innerlich bereitete ich mich auf eine Auseinandersetzung vor.
    Als Margaret den Laden betrat, spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Offensichtlich war sie
nicht
gekommen, um Unheil zu verkünden oder mir Vorwürfe zu machen. Ihr Gesicht war seltsam blass. Sie sah aus, als stünde sie kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    “Margaret, was ist los?”, fragte ich und eilte zu ihr.
    “Ich … ich …”, sie rang nach Worten, ergriff meine Hand und drückte sie so fest, dass ich beinahe aufgeschrien hätte.
    “Komm”, sagte ich behutsam und führte sie in den hinteren Teil des Geschäfts. Dort standen die Tische und Stühle für meinen Kurs. “Setz dich hin. Soll ich dir ein Glas Wasser bringen?”
    Sie schüttelte den Kopf. Nie zuvor hatte ich meine Schwester so aufgelöst erlebt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie so aus der Fassung brachte oder warum sie ausgerechnet zu mir kam.
    “Dr. Abrams Praxis rief an”, begann sie und sah mich an, als ob mir diese Worte die ganze Tragweite des Problems offenbaren müssten. Ich wusste nicht, wer Dr. Abram sein sollte. Ich fragte mich, ob Matt krank war oder einen Unfall gehabt hatte. Mit einem Mal schoss mir eine andere Möglichkeit durch den Kopf.
    “Ist etwas mit Mutter?”, fragte ich atemlos. Die Vorstellung, dass Mom, so schnell nach Dads Tod, etwas zugestoßen sein könnte, erfüllte mich mit Angst.
    “Nein”, erwiderte sie. “Diesmal bin ich es. Dr. Abram sagte mir, dass meine Mammografie wiederholt werden muss.” Sie nahm abermals meine Hand. “Es sieht so aus, als hätte ich einen Knoten in der Brust.” Mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen starrte meine Schwester mich an.
    Ich war erschüttert, das zu hören, und ließ mich neben sie auf einen Stuhl sinken. Der Druck auf meine Hand erhöhte sich, als sie merkte, dass ich ihre Gefühle verstand.
    “Ich habe solche Angst”, flüsterte sie.
    “Aber das heißt doch nicht, dass du Krebs hast.” Ich bemühte mich, ermutigend zu klingen, doch das war nicht einfach. Margaret dachte dasselbe wie ich. Ich kannte den Krebs nur zu gut. Mom und Dad hatten immer die Befürchtung, sie hätten uns vielleicht einen genetischen Defekt vererbt, der uns anfällig für diese furchtbare Krankheit machte. Zwei unserer Großeltern waren daran gestorben. Als der Krebs zum ersten Mal bei mir festgestellt wurde, bestand meine Mutter darauf, auch Margaret komplett durchchecken zu lassen. Damals schien alles in Ordnung zu sein, aber jetzt …
    “Für wann ist die zweite Mammografie angesetzt?”
    “Ich war gerade da … die Ärztin, die die Untersuchung geleitet hat, wollte mir nichts sagen. Sie sagte, Dr. Abram würde die Ergebnisse mit mir besprechen. Er wird es mir persönlich mitteilen.”
    “Oh Margaret, es tut mir so leid. Wie kann ich dir nur helfen?”
    “Ich weiß nicht. Ich habe es noch niemandem erzählt.”
    “Matt?”
    Sie seufzte. “Ich wollte ihm keinen Schrecken einjagen.”
    “Aber er ist doch dein Ehemann. Er hat das Recht, es zu erfahren.”
    “Ich sage ihm Bescheid, wenn ich etwas zu berichten habe.”
    Ihre Stimme hatte einen kühlen Klang angenommen. Ich wusste, dass es besser war, nicht mit ihr zu streiten.
    Meine Schwester packt die Dinge auf ihre ganz eigene Art an, und zwar dann, wenn
sie
es für richtig hält. Sie unter Druck zu setzen führt zu nichts.
    “Wie hast
du
dich damals gefühlt? Als du wusstest, dass du Krebs hast?”, fragte sie.
    Es fiel mir nicht leicht, die passenden Worte zu finden. Während der ersten Erkrankung war ich gerade mal sechzehn. Damals wusste ich nicht, was ich heute weiß. Der Tag, an dem man mir sagte, dass der Tumor wieder zurückgekommen sei, war jedoch der schlimmste Tag in meinem Leben. Ich wusste ja schon, was auf mich zukam – und ein Teil von mir wünschte, ich wäre tot. Einfach, um mir diese Tortur zu ersparen.
    Ich ahnte, was diese Wahrheit für meine Schwester bedeuten würde, und es fiel mir schwer, meine Fassung zu bewahren. “Ich hatte auch Angst”, sagte ich nur.
    Margaret verstärkte den Druck auf meine Hand.
    “Wie lange trägst du das schon mit dir rum?”, fragte ich und strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    “Fünf Tage”, flüsterte sie.

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