Das Muster der Liebe (German Edition)
Endlich bekam auch ich die Chance,
ihm
einige Fragen zu stellen. Vor allem über seine Ehe und seinen Sohn.
Vierzig Minuten später hielt ich vor Margarets und Matts Haus. Mir fiel auf, dass ich bisher noch nie ohne eine Einladung bei meiner Schwester aufgetaucht war. Wenn ich darüber nachdachte, hatte sie mich selten eingeladen – aber hier stand ich nun, so aufgeregt, dass ich kaum still stehen konnte. Ich musste mit jemandem reden. Und da meine Schwester mich sozusagen gezwungen hatte, mich mit Brad zu verabreden, wäre sie wohl der richtige Gesprächspartner.
Ich klingelte und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Was, wenn sie mich nicht reinbitten würde? Hailey kam an die Tür. Als sie mich sah, juchzte sie vor Freude – und ließ mich auf der Veranda stehen, um ihre Mutter zu holen.
“Lydia.” Margaret stand hinter der Fliegengittertür und sah mich an. “Du bist es.”
“Habe ich doch gesagt”, erklang Haileys Stimme hinter ihrer Mutter.
Meine Schwester öffnete die Fliegenschutztür.
“Ich komme normalerweise nicht unangemeldet vorbei”, begann ich, “aber ich muss dir einfach von meiner Verabredung mit Brad erzählen!”
“Oje, das war ja heute!” Ihre Augen funkelten vergnügt, als sie mich ins Haus zog. Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte sie mich bereits auf einen Küchenstuhl gedrückt, stand auf einem Klapptritt vor dem Kühlschrank und angelte zwei Flaschen vom Schrank.
“Was machst du da?”, fragte ich fröhlich.
“Ein Tag wie dieser schreit förmlich nach selbst gemachten Margaritas.” Sie hielt zwei Flaschen hoch – eine Flasche Tequila und eine Flasche Cointreau.
Ich kicherte wie ein Schulmädchen. Hailey holte aus dem Gefrierfach des Kühlschranks Eiswürfel. Währenddessen legte Margaret die Limonen zurecht, nahm den Mixer aus dem Schrank und stellte Gläser bereit.
Innerhalb weniger Minuten hatte meine Schwester die Drinks gemixt und unsere Gläser mit einem Salzrand verziert. Für Hailey gab es einen alkoholfreien Cocktail aus Ginger Ale und Fruchtsaft.
“Wo sind Matt und Julia?”, fragte ich.
“Sie sehen sich ein Baseballspiel an”, erwiderte Margaret und reichte mir ein Glas. “Und jetzt erzähl mir alles!”
Nachdem ich zwei Bier getrunken hatte und nun an einem Cocktail nippte, war ich etwas durcheinander und wusste nicht, wo ich beginnen sollte. “Ich habe mich mit Brad im
Pour House
getroffen.” Meine Schwester und Hailey beugten sich neugierig vor. “Er hatte leider nur wenig Zeit, weil er seinen Sohn aus der Tagesstätte abholen musste.” Wenn er sein Kind nicht hätte abholen müssen, hätten wir möglicherweise die halbe Nacht weitergeredet.
“Er hat extra dafür bezahlt, dass die Erzieher in der Tagesstätte länger auf seinen Sohn aufpassen?”, wollte sie wissen.
Ich nickte.
“Dafür hat er sicher einen Haufen Geld auf den Tisch geblättert.”
“Darüber hat er nicht gesprochen”, sagte ich und blickte zwischen meiner Schwester und meiner Nichte hin und her.
“Worüber hat er denn gesprochen?”
“Er hat mir jede Menge Fragen gestellt, aber recht wenig über sich selbst geredet. Nur über seinen Sohn hat er einiges erzählt.”
Margaret zuckte mit den Schultern und tat, als würde sie das nicht so sehr beeindrucken wie Brads Extrazahlung an die Tagesstätte. “Was hat er über seine Exfrau gesagt?”
Darüber musste ich einen Augenblick lang nachdenken. Versonnen nahm ich einen Schluck von meiner Margarita. Meine Schwester hatte einige Talente, die mir vorher nicht aufgefallen waren: Dies war zum Beispiel die beste Margarita, die ich seit Jahren getrunken hatte.
“Die meiste Zeit hat er über die Scheidung geredet. Er und seine Frau haben sehr früh geheiratet. Sie beschloss irgendwann, sie sei zu jung, um Ehefrau und Mutter zu sein. Nicht ein einziges Mal hat Brad eine negative oder abfällige Bemerkung über Codys Mutter gemacht.”
Margaret lächelte. “Ich mag ihn.”
Das tat ich auch. Trotzdem war ich vorsichtig. Und etwas ängstlich.
“Hast du ihm mehr von deiner Krebserkrankung erzählt?”, fragte meine Nichte.
Ich nickte. “Ich denke, das war nur fair.”
“Wirst du ihn wiedersehen?” Margaret betrachtete mich eindringlich.
“Ja.” Ich nahm noch einen Schluck meines Cocktails. “Noch eine von diesen Margaritas, und ich würde ihn wahrscheinlich vom Fleck weg heiraten.”
Meine Schwester brach in Lachen aus. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie jemals so zufrieden mit mir erlebt zu
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