Das Muster der Liebe (German Edition)
sind doch alle schon geküsst worden. Und obwohl es schön ist, halte ich es doch für keine so große Sache.”
Jacqueline deutete in Alix’ Richtung. “War es eine große Sache für dich, als dieser Junge dich geküsst hat?”
Carol konnte sehen, dass Alix diese Frage zu weit ging. Das Mädchen warf betont lässig den Kopf in den Nacken. “Ja, schon, aber ich habe nicht weiter darüber nachgedacht.” Sie sah in die Runde. Man konnte ihr ansehen, dass sie in Wirklichkeit an kaum etwas anderes denken konnte.
Einen Moment lang schwiegen alle, hingen ihren eigenen Gedanken nach und widmeten sich ihren Projekten. Carol war nicht sicher, woran Jacqueline im Augenblick arbeitete. Sie hatte begonnen, Schals aus einem unfassbar teuren Garn zu stricken. Carol vermutete, dass Jacqueline mittlerweile Lydias beste Kundin war.
“Kann es sein, dass ich dich letzten Freitag aus dem
Pour House
habe kommen sehen?”, wandte Alix sich an Lydia. “Mit diesem UPS-Mann?”
“Mich?”, stammelte Lydia und wurde rot. Sie legte eine Hand auf die Brust. “Ja … ich habe mich mit Brad Goetz auf ein Bier getroffen.”
Alix pfiff anerkennend. “Der Typ ist heiß.”
Lydia widmete ihre Aufmerksamkeit einigen Strickbüchern in ihrer Auslage. “Diese Woche wollen wir zusammen essen gehen.”
“Entwickelt sich da eine kleine Romanze?”, fragte Jacqueline freundlich.
“Das wäre doch schön”, sagte Carol. Es amüsierte sie, wie unsicher und verlegen Lydia reagierte, wenn es um Männer ging. Brad war der erste, den sie überhaupt erwähnte. Und dieser Freund von Alix … es berührte Carol, dass Alix Vertrauen zu ihnen gefasst und es ihnen erzählt hatte.
“Möchtest du vielleicht zu mir kommen, um dir die Wolle abzuholen?”, fragte Carol.
Alix nickte. “Und das macht dir nichts aus?”
“Überhaupt nicht. Wenn du es lieber möchtest, kann ich die Wolle natürlich auch mit zum Kurs bringen.”
“Nein, ich komme gern bei dir vorbei.”
Carol beschlich das Gefühl, dass Alix nicht oft solche Einladungen bekam. “Warum kommst du nicht am Montag zum Mittagessen? Würde dir das passen?”
“Ja, sicher.” Trotz der gleichgültig klingenden Antwort konnte Alix ihre Begeisterung nicht ganz verbergen.
Carol sah lächelnd in die Runde. Da war Alix, deren ablehnende Haltung sich langsam, aber sicher ins Gegenteil verkehrte. Und Jacqueline, die nicht länger versuchte, sie mit den Namen ihrer Bekannten zu beeindrucken. Lydia schien weniger zurückhaltend zu sein, und ihre Wärme und ihr Witz kamen von Woche zu Woche deutlicher zum Vorschein.
Seltsam, wie sich alles entwickelt, dachte Carol, während sie die Strickmuster durchblätterte. Eine Gruppe von vier Persönlichkeiten, vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein konnten, war zusammengekommen. Und im Laufe einiger Monate waren aus Fremden Freundinnen geworden.
29. KAPITEL
J acqueline Donovan
Am Montagmorgen kehrte Jacqueline nach ihrem Besuch beim Friseur nach Hause zurück. Sie stellte fest, dass ein lokaler Florist ein Dutzend roter Rosen geliefert hatte. Martha, die Haushälterin, hatte sie im Wohnzimmer auf den Kaffeetisch gestellt.
“Von wem sind die Rosen?”, fragte Jacqueline überrascht.
Martha schüttelte den Kopf. “Ich habe die Karte nicht gelesen.”
Jacqueline ging ins Wohnzimmer und betrachtete die roten Blüten. Vorsichtig nahm sie eine der Rosen in die Hand. Sie waren perfekt – noch immer feucht vom Tau und gerade dabei, sich zu öffnen. Ihr Duft war himmlisch. Dies waren ganz besondere Rosen, und sie mussten ein Vermögen gekostet haben. Sie konnte sich nicht vorstellen, wer ihr diese Blumen geschickt haben sollte – und warum.
Sie griff nach dem Briefchen. Doch sie öffnete den Umschlag nicht. Versonnen drehte sie ihn in der Hand. Es war weder ihr Geburtstag noch ihr Hochzeitstag. Ihr Ehemann konnte sich solche Daten sowieso nicht besonders gut merken. Tatsächlich hatte Reese ihr seit Jahren keine Blumen mitgebracht. Paul war in dieser Beziehung genau wie sein Vater. Er würde nicht auf die Idee kommen, seiner Mutter Blumen zu schenken – erst recht nicht, wenn es keinen konkreten Anlass gab.
Ihr fiel einfach nicht ein, wer denn der geheimnisvolle Rosenspender sein konnte. Also machte sie den Umschlag auf und las die Karte.
Reese
.
Ihr Ehemann! Es gab keine Erklärung, keine Nachricht. Verwirrt ließ Jacqueline sich auf das Sofa sinken. Nachdenklich starrte sie auf die Karte in ihrer Hand. Als sie aufblickte, sah sie Martha.
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