Das Muster der Liebe (German Edition)
angezündet und war sehr zufrieden mit sich. Wenn es darauf ankam, war sie eine gute Hausfrau – und heute hatte sie mal wieder festgestellt, wie sehr es ihr gefiel, sich um den Haushalt zu kümmern.
“Kann ich irgendetwas tun?”, fragte er.
Sie warf ihm über ihre Schulter einen Blick zu. Es war lächerlich, sich vor dem eigenen Ehemann verlegen zu fühlen. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, doch es schien, als hätten sie sich gerade zum ersten Mal geküsst – als sei ihnen die Nähe vollkommen fremd und neu. “Würdest du dich um den Wein kümmern?”
“Sicher.” Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine gut gekühlte Flasche Chardonnay heraus. Nachdem er zwei Gläser eingeschenkt hatte, stellte er den CD-Player an.
Während Jacqueline leise den Soundtrack von “Les Misérables” mitsang, füllte sie Reis auf die Teller und gab großzügig Curryhühnchen darüber. Schließlich trug sie die Teller an den Tisch, wo Reese bereits auf sie wartete. Er stand hinter ihr und schob ihr den Stuhl heran. Eine Aufmerksamkeit, die er seit Jahren nicht mehr gepflegt hatte.
“Es ist lange her, dass du mir Hühnchencurry gemacht hast”, sagte er, während er sich setzte. “Es duftet himmlisch – danke.” Er erhob sein Weinglas. “Soll ich einen Toast aussprechen?”
“Bitte.” Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Bis jetzt hatte Jacqueline daran gezweifelt, dass es ihnen noch einmal gelingen könnte, die Liebe zwischen ihnen wiederzubeleben. Doch im Augenblick fühlte sie sich aufgeregt wie ein junges Mädchen. Als sie mit ihm anstieß, spürte sie ein Kribbeln.
“Auf die Zukunft”, sagte Reese.
“Die Zukunft”, wiederholte sie.
Nachdem sie einen Schluck Wein genommen und die Gläser abgestellt hatten, ergriff Reese die Gabel. Jacqueline hielt den Atem an, während sie beobachtete, wie er den ersten Bissen nahm.
Als er die Augen schloss und voller Genuss seufzte, wusste sie, dass sie gewonnen hatte.
“Es ist noch besser, als ich es in Erinnerung habe.”
Jacqueline entspannte sich und nahm ebenfalls einen Bissen. Das Curry war genau so, wie sie es sich erhofft hatte. Zurückblickend konnte sie nicht sagen, warum sie das Rezept nicht mehr verwendete, obwohl es Reese so gut schmeckte – und obwohl es ihr Spaß machte, es zuzubereiten. Früher hatte sie immer selbst gekocht, auch für die vielen besonderen Anlässe und Partys, die sie und Reese in ihrem Haus gaben. Aber in den letzten Jahren ließ sie die Feiern von Cateringfirmen ausstatten. Das hatte sie auch in der letzten Strickstunde erzählt, als es um das Thema “denkwürdige Essen” gegangen war. Zu ihrer Überraschung sagte Alix darauf, dass sie gern ihre eigene Cateringfirma eröffnen würde. Ausgerechnet Alix! Das war zwar ein außergewöhnliches Eingeständnis, aber es brachte Jacqueline auch ins Grübeln. Immerhin schuldete sie Alix noch etwas …
“Ich muss dir eine Kleinigkeit gestehen”, begann Reese und riss sie aus ihren Gedanken.
Sie war sich nicht sicher, ob sie zu hören bereit war, was er ihr beichten wollte. Doch bevor sie einen Einwand erheben konnte, redete er bereits weiter.
“Du musst Tammie Lee für die Rosen danken, denn es war ihre Idee.”
Sie griff nach ihrem Weinglas. “Ehrlich gesagt habe ich auch nicht geglaubt, dass eine solche Idee ganz allein von dir kommt.”
“Auf Tammie Lee”, sagte er und erhob sein Weinglas.
“Auf Tammie Lee”, wiederholte sie.
Plötzlich klingelte das Telefon, und sie seufzte.
“Ich gehe schon.” Er war aufgesprungen, bevor sie etwas sagen konnte.
Einmal, nur einmal, wollte sie ein gemütliches Abendessen mit ihm verbringen. Sie ärgerte sich, dass sie den Hörer nicht neben das Telefon gelegt hatte.
Wer auch immer am Apparat war, konnte sich der Aufmerksamkeit ihres Mannes sicher sein. Er zog die Augenbrauen zusammen, sein Blick verfinsterte sich, und schließlich nickte er knapp. Während er den Hörer auf die Gabel legte, murmelte er: “Ich muss gehen.”
“Wohin?”, stieß Jacqueline hervor.
“Probleme auf der Baustelle.” Er schnappte sich die Autoschlüssel und hastete Richtung Tür. “Man braucht mich vor Ort. Nicht in der Blossom Street, sondern auf einer anderen Baustelle. Das Northgate-Projekt. Es scheint, als hätten die Jungs eine Leitung getroffen, und der gesamte Block steht ohne Strom da.”
Jacqueline saß allein am Esstisch. Sie hörte seinen Wagen aufheulen und fühlte sich wie betäubt.
Zornig warf sie die Serviette auf ihren
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