Das Muster der Liebe (German Edition)
Die Haushälterin schaute sie an, ohne einen Hehl aus ihrer Neugier zu machen.
“Also?”, fragte sie interessiert.
“Sie sind von Reese.”
Martha strahlte sie an. “Habe ich mir schon gedacht.”
Auch Jacqueline lächelte. Vielleicht wusste ihre Haushälterin besser über ihr Leben Bescheid als sie selbst.
“Soll ich schon mit dem Abendessen für heute beginnen?”, fragte Martha auf ihrem Weg in die Küche.
Jacqueline schüttelte den Kopf. “Nein. Ich denke, ich werde heute selbst kochen.”
Die Haushälterin zuckte zwar nicht einmal mit der Wimper, aber Jacqueline ahnte, dass sie mehr als überrascht war. Schon seit Jahren kochte ausschließlich Martha für die Familie. Als sie jung verheiratet waren, hatte Jacqueline hin und wieder ein Hühnchencurry zubereitet, das Reese besonders mochte. Es war schon ziemlich lang her, dass sie sich die Mühe gemacht hatte, das Gericht zu kochen.
“Martha, haben wir Curry im Haus?”
“Ich glaube schon. Warten Sie, ich sehe gleich nach.”
“Und haben wir noch Hühnchen im Gefrierfach?”
“Ich denke, ja.”
Jacqueline hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie ging an der Haushälterin vorbei in die Küche und öffnete eine Schublade, in der sie Kochbücher aufbewahrte. “Erinnern Sie sich vielleicht noch an ein Rezept für Hühnchencurry, das ich vor Jahren mal gekocht habe?”
Martha runzelte die Stirn. “Ich weiß nicht genau. – Werden Sie die Küche verwüsten?”
Jacqueline lächelte. Sie verkniff es sich, daran zu erinnern, wem diese Küche tatsächlich gehörte. “Keine Sorge”, versicherte sie ihrer Haushälterin. “Sie bekommen sie morgen früh unversehrt zurück.”
Martha nickte, sah aber noch nicht hundertprozentig überzeugt aus.
Nachdem sie sechs Kochbücher durchsucht hatte, fand Jacqueline das Rezept schließlich. Zufrieden setzte sie sich an den Tisch und schrieb einen Einkaufszettel.
Als Reese gegen sechs Uhr nach Haus kam, duftete die ganze Küche nach Kokosmilch, Hühnchen, Curry und Joghurt.
“Was wird das?”, fragte er und lockerte seine Krawatte.
Jacqueline hatte ihn nicht kommen hören und drehte sich, einen Holzlöffel in der Hand, schwungvoll um. “Abendessen”, verkündete sie gut gelaunt.
Selbstvergessen ging sie zu ihm und küsste ihn auf die Wange. “Die Rosen sind wundervoll. Danke.”
Seine Augen wurden groß. “Ich dachte, ich müsste mich bei dir entschuldigen”, murmelte er. “Ich war ziemlich grob zu dir, weil du dich durch das Parken in der Seitenstraße in Gefahr gebracht hast. Ich hätte einiges von dem nicht sagen sollen, was ich dir an den Kopf geworfen habe.”
“Du hast dir nur Sorgen gemacht. Es ist dasselbe, als hätte ich mit dem Traktor den Briefkasten umgefahren.”
Er runzelte die Stirn. “Was?”
Sie lachte und erzählte in kurzen Worten Tammie Lees Geschichte. “Darum hat ihr Daddy ihre Mama angeschrien”, schloss sie. “Zweimal.”
Reese grinste. Und plötzlich – zu Jacquelines grenzenloser Überraschung – küsste er sie. Sie glaubte, er würde ihr nur einen vorsichtigen und kurzen Kuss geben. Aber dann, als sich ihre Lippen berührten, ergriff etwas Wundervolles und Aufregendes Besitz von ihnen.
Der Holzlöffel fiel auf den Boden, und sie schlang ihre Arme um den Nacken ihres Ehemannes. Er küsste sie, als wären sie frisch verliebt.
Sie verlor jegliches Zeitgefühl und konnte nicht einschätzen, wie lange sie einander schon in den Armen hielten. Als sie sich schließlich voneinander lösten, waren beide verwirrt. Sie wussten nicht, was sie als Nächstes tun oder sagen sollten. Dies war der leidenschaftlichste Kuss seit Jahren.
Was Jaqueline am meisten verwunderte, war die Verzückung, mit der sie auf die Berührung reagierte. Sie hatte geglaubt, dass nach Jahren der Enthaltsamkeit ihre sexuelle Begierde verkümmert wäre. Es war ein Schock zu spüren, wie lebendig – wie lustvoll – sie empfinden konnte.
“Ich dusche besser mal”, sagte Reese und zog sich langsam zurück. Er schien genau wie sie in einer Art Schockzustand zu sein.
Sie schwieg und nickte nur. Gegen die Anrichte gelehnt, schloss sie die Augen.
“Wow”, flüsterte sie in den leeren Raum hinein. Was für ein merkwürdiges Gefühl! Als sie aufgehört hatte zu zittern, holte sie zwei Teller aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch im Esszimmer.
Reese kam schließlich aus der Dusche zurück. Sein Haar war noch feucht, und er trug lange Hosen und ein Golfhemd. Sie hatte gerade die Kerzen
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