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Das Musterbuch (German Edition)

Das Musterbuch (German Edition)

Titel: Das Musterbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Mantovana
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"Heute feiern wird die Legende der unglücklich verliebten Giulia, ist sie euch bekannt?" Und der Abt begann zu erzählen.
     
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Währenddessen waren die drei Bellini in der Ovetari-Kapelle in eine grosse Diskussion geraten. "Nein“, widersprach Giovanni seinem Vater, "ich glaube nicht, dass Andrea die Geschichte des Jakobus richtig erzählt. Meint er den Älteren oder Jüngeren: schau nur, der Todesschlag auf den Märtyrer, der Legende nach durch ein Schwert ausgeführt, wird hier durch einen Hammer vollzogen, ähnlich dem Walkerstange, mit der Jakobus der Jüngere getötet worden war." In diesem Moment entdeckte Gentile das Porträt Mantegnas über der Verurteilungsszene. "Vorsicht: der maestro hört mit!" Gentile scherzte und zeigte nach oben zu einem Kopf ausserhalb der Kapelle. Ein ähnlich trauriges Bildnis Andreas hatte Giovanni bereits auf einem Gemälde im Atelier des Meisters gesehen...
Auf dem Weg zurück ins Atelier trafen die drei Bellini einen Nobelmann, Jacopo Antonio Marcello. Dieser hatte bereits dem Vater Bellini viele Aufträge verschafft, so auch denjenigen für das neue Altarbild für die Santo-Kirche. "Na, maestro Bellini, wie geht's vorwärts? Ich bin gerade auf dem Weg zu Ihnen. Wollen wir etwas über das Gattamelata-Werk sprechen?" "Gern", Jacopo hatte bislang etliche Skizzen gefertigt, ohne diese seinen Söhnen zu zeigen. Die zwei Seitenfiguren hatte er Giovanni und Gentile für einen Entwurf anvertraut: Giovanni sollte einen Antonio Abate gestalten, den er in minutiöser Zeichnung als alten, bärtigen Mann entwarf, Gentile einen Heiligen Bernardino. Der Vater würde dann entscheiden, ob diese dann im Altarbild realisiert würden. "Zurzeit entwerfe ich eine Anbetungsszene, aber dies will ich Ihnen unter vier Augen erläutern". Die Söhne bekamen spitze Ohren, doch der Vater verschloss den Raum zum Atelier mit den Worten: "Gentile, Giovanni, holt mit doch einen guten Wein aus der taverna unten am Platz", was so viel hiess wie: geht einen Trinken und lasst euch so schnell nicht wiedersehen. Einen Freipass zum Zechen nahmen sie gern an.
Giovanni wurde nach dem dritten Becher bereits sentimental. "Gentile, ich muss zurück nach Venedig. Kennst Du dieses Stechen in den Lenden?" Gentile ahnte, worauf dieses ungute Gefühl des Bruders zurückzuführen war. Er verzehrte sich nach Elena, deren Name er des Öfteren im Traume aussprach.
     

 
Kapitel XIII
     
     
Es war nicht schwierig, den Vater davon zu überzeugen, neue Pigmente aus Venedig zu holen. Ausserdem musste doch jemand einmal zur Mutter Anna, zum kleinen Niccolò und zur Schwester schauen. Also machte Giovanni sich bereits am nächsten Morgen auf den Weg, dem Brenta entlang nach Fusina und von dort aus übers Meer nach Venedig.
Das Wasser in der Lagune lag unbewegt, als Giovanni mit einer der Barken den canal grande entlang Richtung San Marco zusteuerte. Aber diesmal führte sein erster Weg nicht entlang San Zaccaria zum Hause der Eltern, sondern er ging direkt zu seinem eigenen Atelier am campo San Lio. Er nahm immer zwei auf zwei Stufen und entriegelte die Tür zu seinem studiolo . Oben in der Galerie erspähte er auf der Staffelei ein so liebliches Antlitz.
Sein Barett in die Ecke geschleudert und das Fenster geöffnet mischte Giovanni unmittelbar die Pigmente mit Nussöl und begann, seine Arbeit dort fortzusetzten, wo er aufgehört hatte. Dabei summte er fröhlich eine Melodie.
Auf einmal knarrte es, die Tür zum Atelier wurde geöffnet. Giovanni nahm die steile Treppe hinunter, um nachzuschauen. Eine kecke Frauengestalt lugte hinter einem verschleierten Strohhut hervor. "Elena", Giovanni stürzte geradewegs auf sie zu, "woher weisst du von meiner Ankunft?" "Ich schaue jeden Tag zu deinem Fenster hinauf in der Hoffnung, es sei geöffnet. Und da bist du, mein Geliebter!" Sie liess Hut und Mantelüberwurf fallen und stürmte geradewegs auf ihn zu. Kein Wunder, dass der junge Maler seine Arbeit vergass und zusammen mit der Geliebten eine süsse Nachmittagsstunde im unteren Teil seines studiolos verbrachte.
Als es dämmerte ging er zurück nach oben, an die Staffelei, und korrigierte die Position der Hände im Bild. Nun waren sie bald zum Gebet gefaltet und der Blick der Frau mit geöffnetem Mund war leicht nach oben gerichtet. Sie lehnte sich mit den Unterarmen auf eine Bank. Den Hintergrund wollte er wie das Betttuch, unter dem er eben noch mit Elena geruht hatte, scharlachrot malen, vielleicht dort als einen leicht

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