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Das Musterbuch (German Edition)

Das Musterbuch (German Edition)

Titel: Das Musterbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Mantovana
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fällt mir ein, Ludovico hat mich beauftragt, für ihn zu den Medici nach Florenz und nach Rom zu reisen. Vielleicht bald schon."
Stadtauswärts, noch über den Sottoriva, wiess Andrea auf einen schönen Palastbau: hier also wohnte jetzt seine Tochter, ganz in der Nähe der Alberti-Kirche! Aber die Überraschung sollte noch grösser werden. Als er zusammen mit Andrea den salone betrat, sass in einem bequemen Sessel Nicolosia und war dabei, ein winziges kleines Baby zu stillen. "Ihr seid, wir sind, oh..."stammelte Jacopo"; "ja nonno “, fand Nicolosia die Worte für ihren Vater, „wir haben eine Tochter, sie heisst Camilla!" Jacopo war zu Tränen gerührt. Erst als er die Kleine im Arm hielt, wurde er wieder ganz ruhig. Andächtig schaute das Ehepaar Mantegna zueinander.
***
Viele schöne Tage verbrachte Jacopo bei seinen Kindern in Mantua. "Jetzt muss ich aber bald den Lieben in Venedig von den Neuigkeiten berichten." "Ich werde dich begleiten, zumindest bis Verona. Dort habe ich noch etwas zu regeln - und ich möchte dir mein Altarretabel von San Zeno zeigen“, entgegnete Andrea.
Nur mit dem Versprechen, dass Andrea die junge Mutter bald nach Venedig bringen würde, verabschiedete sich Jacopo von Mutter und Tochter und stieg mit Andrea auf zwei schöne starke Araber-Pferde, Eigentum des reichen Hofmalers von Mantua.
In Verona hatte sich nichts verändert. Die Taverna am Platze vor der Zeno-Kirche war immer noch die beliebteste der Stadt und dort gönnten sich die zwei erst einmal eine warme Mahlzeit. Danach standen sie andächtig in der grossen Kirche.
"Jetzt brauchst du mich als Lehrer wahrhaftig nicht mehr - der Schüler hat gar seinen Lehrer übertroffen. Ich bin sehr stolz auf dich, stolz, wie auf einen eigenen Sohn." Ein grösseres Kompliment hätte Jacopo seinem Freund gar nicht machen können. Endlich war er ihm ebenbürtig - endlich gehörte er wirklich zur Familie. Ob seine beiden Söhne dies auch so sehen würden?
Andrea wollte noch ein, zwei Dinge regeln und dann zurück zu seiner Familie reiten. Jacopo hatte einen langen Ritt vor sich. So trennten sich die zwei vor dem Portal. Und diesmal war es Andrea, der seinem Freund etwas schenkte: ein Porträt der kleinen Camilla, gemalt vom Vater Andrea. Jacopo steckte es zu seinem Herzen in die Innentasche seiner mantella .
     

 
Kapitel XXI
     
     
Elena stand vor ihm in ihrem rosaroten Kleid, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ihre Augen waren immer noch so tief blaugrün wie das Meer der Lagune; nur um den Mund herum erschien ein leichter Trauerzug. "Giovanni, ich muss dir so viel erklären, warte doch!" Gemeinsam liefen entlang des Riva, während Elena von ihrer unglücklichen Beziehung zum Contarini-Sohn erzählte. "Ich muss ihn doch heiraten, obwohl ich gar nicht möchte. Giambellino, es war eine Abmachung zwischen den Vätern, längst schon, bevor wir uns kennenlernten. Ich habe dies immer nur verdrängt...“ "So dann war unsere Zeit also nichts anderes als eine Affäre!" Giovanni war immer noch gekränkt und hatte doch so viel Sehnsucht..."Giambellino, unsere Liebe hat Früchte getragen, sie wird Früchte tragen...". Jetzt erst, beim Blick hinunter zu ihrem Bauch sah er das kleine Kügelchen, das sie stolz vor sich trug. "Ja, ich bin schwanger von dir, aber Vater glaubt, es sei von Alberto...". Tränen liefen ihr dabei über beide Wangen und als Giovanni sie in die Arme nahm, wollte ihr Schluchzen nicht aufhören. Er sah hinter ihrem Kopf den blauen canale schimmern, oben war der Himmel wolkenlos. Auf Höhe ihrer Schulter nahm er im Hintergrund die ponte dei sospiri , welche den repräsentativen Teil des palazzo ducale mit dem Gefängnistrakt verband, wahr. Wie symbolisch! Er wusste nicht, wie lange sie so miteinander vereint dastanden.
Die Realität war brutal! Er würde Vater werden und dürfte sein Kind kaum sehen! Er liebte eine Frau und diese würde einen anderen heiraten! Schon bald, nächsten Freitag in der Basilika San Marco...
Zurück im Atelier war er ganz benommen, so dass er seine beiden Gehilfen fortschickte. Er wollte allein sein. Er setzte sich an seine Staffelei und malte direkt auf die Holztafel und kolorierte diese. Es war ein Frauenkopf, zart und liebevoll. Mit einer hauchdünnen Kapuze, die am weissen Unterkleid befestigt war, wurde ihr braunblondes, leicht gewelltes Haar, zusammengehalten. Rot waren Kleid und mantellino , eine Farbe, die neben dem Weiss zu den typischen Farben einer venezianischen Braut gehörte.

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