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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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schweren Stiefelschritte. Überhaupt waren die
Einheimischen im Gegensatz zu den Kreuzfahrern kaum zu hören, wenn sie nicht
gerade beim Feilschen, Streiten oder Debattieren waren. Das taten sie
allerdings ständig.
    Alles war anders als in der Heimat, selbst was die
Sauberkeit der Straßen anging. In unseren Städten kippte man allen Hausabfall
einfach auf die Straße, bis der nächste Regen den Unrat wegspülte. Deshalb
stank es meistens bestialisch nach verfaulten Abfällen und Fäkalien, in denen
sich nicht selten Schweine suhlten. Besonders schlimm war es im Sommer, wenn es
lange nicht geregnet hatte. Die Bürger trugen stelzenartige Trippen, die man
unter die Schuhe oder Holzpantoffeln schnallen konnte, um einigermaßen sauber
durch die Straßen zu kommen.
    Hier jedoch waren die gepflasterten Straßen sauber wie
gefegt. Auch die Menschen, die sich durch das Häusergewirr schlängelten,
schienen mir auffällig sauber zu sein. An einem solch warmen Tag strömten meine
Landsleute in den Städten üblicherweise beißenden Schweißgeruch aus, was
niemanden sonderlich störte, denn es war die Normalität. Hier jedoch rochen
nicht einmal die Männer streng, während die Frauen, die in ihren langen Kleidern
vorbeischwebten, betörend nach Rosen oder Veilchen dufteten.
    Bald erfuhr ich, woran das lag. Überall in der Stadt gab es
öffentliche, gut besuchte Badehäuser und die Einheimischen benutzten
Duftstoffe, die bei uns schwer zu bekommen und zudem unerschwinglich teuer
waren.
    Auch einige Franken, wie man hier alle abendländischen
Ritter nannte, hatten den Brauch des Badens in öffentlichen Einrichtungen
übernommen. Einige wuschen sogar ihre dicken Gambesons, die sich im Laufe der
Zeit mit Schweiß geradezu vollsogen und entsprechend streng rochen. In der hier
herrschenden Hitze trockneten die gesteppten Waffenröcke trotz ihrer Fütterung
nach dem Waschen relativ schnell.  
    Auch in deutschen Landen waren Badehäuser nicht unbekannt,
wo man sich meistens am Samstag nach der Arbeit traf. Die dort tätigen Bader
widmeten sich nicht nur der Körperpflege, sondern zogen auch faule Zähne,
versorgten Wunden und machten Aderlässe, die als Heilmittel gegen alle
möglichen Krankheiten galten.
    Viele dieser Etablissements waren allerdings ziemlich
verrufen, da hier oft nicht nach Geschlechtern getrennt gebadet wurde und die
Bademägde häufig auch andere Dienste als Einseifen und Abspülen anboten.
    Die einfachen Bürger hielten allerdings nicht viel von
Reinlichkeit. In einigen Bettelorden galt Reinlichkeit als eitel und damit als
ebenso verdammenswert wie Völlerei. Es gab sogar Ärzte, die Vorbehalte gegen
regelmäßige Körperpflege hatten. 
    Ich hatte in verschiedenen Städten solche Badehäuser
aufgesucht. Es waren gesellige Orte, in denen man auch Essen und Trinken
konnte. Hinterher fühlte ich mich oft wie neu geboren. Auch den Liebesdiensten
der Bademägde war ich nicht immer abgeneigt gewesen.
    Ich erinnere mit noch gut daran, wie ich als Knappe mit
Oswald und anderen Burschen in einem solchen Haus meine ersten erotischen
Erfahrungen machte. Es war das Abschiedsgeschenk der anderen Knappen anlässlich
der Beendigung meiner Knappenzeit in Breuberg gewesen, kurz bevor ich die
Schwertleite erhielt. Sie hatten mich unter lautem Gelächter in eine der
lockeren Badestuben geschleppt, damit dort mein kleiner Conrad den
Ritterschlag erhielte. Die dralle, erfahrene Dirne behauptete später, ich hätte
mich wacker geschlagen. Dafür war ich ihr dankbar gewesen, denn sie hatte ihre
ganze Kunst aufbringen müssen.
    Neugierig und in freudiger Erwartung machte ich mich eines
Nachmittags mit Sven und anderen Kreuzfahrern auf den Weg zu einem der
zahlreichen Badehäuser in Akkon. Wegen der Hitze hatten wir nur leichte
Kleidung gewählt und trugen weder Gambeson noch Kettenhemd, nur den
unverzichtbaren Waffengurt mit Schwert und Messer. Da Sven sich jedoch niemals
von seiner riesigen Axt trennte, trug er sie in einer Lederhülle auf dem
breiten Rücken. Er behauptete, ohne sie würde er sich nackt und hilflos wie ein
Baby fühlen. Einer der Ritter fragte witzelnd, ob er sie denn auch genug
eingeölt hätte, damit sie im Wasser nicht rostete.
    Gut gelaunt erreichten wir schließlich eines der größten
Badehäuser der Stadt, ein imposantes Gebäude mit zwiebelförmigen Fensterbögen.
    Im Vorraum entledigten wir uns unserer Kleidung und der
Waffen, welche von Dienerinnen entgegengenommen wurden und bekamen große,
rechteckige

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