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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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der Überzahl, wagten die Moslems
keinen weiteren Angriff, als sie unsere geschlossene Angriffsformation sahen.
Mit ihren kleinen, schnellen Pferden suchten sie ihr Heil in der Flucht. Wir
verzichteten darauf, sie zu verfolgen.
    Der Kampf war kurz gewesen, trotzdem schwitzte ich wie nach
einem langen Waffengang. Ich nahm den Helm ab und streifte die Kettenhaube
zurück. Dann sah ich mich um. Etliche Feinde lagen tot oder verwundet am Boden.
    Von meinen Kameraden war nur einer verletzt. Ein Pfeil
steckte kurz unter dem Kettenhemd in seinem ungeschützten Oberschenkel. Die
meisten Ritter waren abgestiegen und durchsuchten die Gefallenen. Waffen und
Schmuck wurden ihnen abgenommen, die Verwundeten bekamen den Gnadenstoß.
    Es war üblich, besiegten Feinden Waffen und Wertgegenstände
abzunehmen, aber ich verspürte keine Lust, die Leichen zu fleddern und wandte
mich ab. Daran würde ich mich niemals gewöhnen.
    Sven dagegen kannte diese Skrupel nicht. Er brachte mir
meine blutige Lanze und überreichte mir einen Dolch mit verziertem Griff.
    „Das hat dem Kerl gehört, den du aufges-pießt hast. Es ist
eine Damaszenerklinge“, sagte er bedeutungsvoll.
    Ich hatte von diesen Klingen gehört, die sehr scharf sein
sollten, widerstandsfähig und trotzdem biegsam. Neugierig zog ich den Dolch aus
der Lederscheide und betrachtete die gemusterte Klinge, die Schlangenlinien und
kreisförmige Ornamente aufwies. Eine wundervolle Arbeit. Meine erste
Kriegsbeute im Heiligen Land. Es sollte meine Einzige bleiben.

VI
Jerusalem
    Scheidingmond Anno 1228
                                                                                   
    Ein Jahr nach unserer Ankunft traf endlich auch Friedrich in
Akkon ein. Er kam mit einem neuen Heereszug, mit vierzig Galeeren, vollbesetzt
mit gut gerüsteten und hoch motivierten Kreuzfahrern, größtenteils aus Sizilien
und Apulien, aber auch fränkischen und deutschen Rittern mit Hermann von Salza
an der Spitze, dem Hochmeister des Deutschritterordens.
    Zusammen mit den bereits in Akkon stationierten Kontingenten
war ein riesiges Christenheer versammelt, fest entschlossen, nach Jerusalem zu
ziehen und das Grab Christi zu befreien.  
    Mit großem Jubel wurde der junge römisch-deutsche Kaiser
empfangen. Die Ritter säumten auf ihren geschmückten Schlachtrössern den Weg
vom Hafen zur Stadt. Unsere Rüstungen glänzten und blinkten in den
Sonnenstrahlen und bunte Wappenwimpel flatterten im Wind. Es war ein
überwältigender Anblick, der unsere Herzen höher schlagen ließ. Die Straßen
Akkons waren mit Blumengirlanden geschmückt, Menschenmassen säumten den Weg,
lachende Mädchen streuten Blumen.
    Die Euphorie der Kreuzfahrer wurde jedoch bald von einer
niederschmetternden Nachricht getrübt. Der Papst hatte den Kirchenbann über den
wortbrüchigen Kaiser verhängt, als er im vergangenen Jahr von der erneuten
Verzögerung des Feldzuges hörte. Friedrich hatte bereits im Jahre des Herrn
1215 gelobt, das Kreuz zu nehmen, musste den Kreuzzug wegen innerer Unruhen im
eigenen Land aber immer wieder verschieben. Seine Erkrankung hielt der
ehrgeizige Pontifex Maximus Gregor der IV. für einen Vorwand und nutzte die
Gelegenheit, das Ansehen und den Einfluss des Kaisers zu schmälern. 
    Wie viele andere fragte auch ich mich bestürzt, wie ein
exkommunizierter Herrscher Anführer eines christlichen Kreuzfahrerheeres sein
konnte. Die Templer wie auch die Johanniter fühlten sich dem Papst verpflichtet
und verweigerten Friedrich die Gefolgschaft. Lediglich die Deutschordensritter
mit Hermann von Salza an der Spitze standen hinter ihm.
    Das hielt Friedrich jedoch nicht von seinem Vorhaben ab.
Notfalls wollte er auch ohne die papsttreuen Ritterorden nach Jerusalem
aufbrechen.
    Die Vorbereitungen für den Feldzug liefen auf vollen Touren,
als Hans plötzlich über heftige Bauchschmerzen klagte und kurz darauf Fieber
bekam. Wir brachten ihn in das von den Johannitern eingerichtete Lazarett.
    Auf Anraten Rainulfs zog ich einen jüdischen Arzt hinzu.
Dieser untersuchte den Jungen gründlich und tastete lange seinen Bauch ab.
Dabei krümmte sich Hans vor Schmerz.
    Der Arzt richtete sich schließlich auf, trat zu mir und sah
mich mit ernster Miene an.
    „Es ist die Seitenkrankheit. Ich kann ihm nur die Schmerzen
nehmen“, sagte er so leise, dass Hans ihn nicht hören konnte und holte ein
Fläschchen aus seiner Arzneikiste.
    „Was heißt

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