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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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denn ich hatte begriffen, dass es dabei wie
bei jedem Krieg nicht vorrangig um die Erhaltung christlicher Werte, sondern um
die Befriedigung der Machtgier kirchlicher und weltlicher Herrscher ging.
    Hatte ich durch die heilige Mission wirklich meine Sünden
gesühnt oder nur weitere Schuld auf mich geladen? Ich wusste es nicht.

VII
Apulien
    Wonnemond Anno 1229
                                                                                                     
    Seit Wochen waren wir bereits auf See, als ich mit Sven an
der Reling des Schiffes stand und mich mit ihm über alles Mögliche unterhielt,
während wir auf das unendliche Wasser schauten.
    So erfuhr ich, dass der Normanne der jüngste von drei
Brüdern war. Sein ältester Bruder hatte das Erbe seines Vaters angetreten, der
mittlere war Priester geworden und er selbst reiste in der Welt umher und bot
seinen starken Arm und seine Axt jedem an, der ihn bezahlen wollte.
    So war er ein Ritter des Kaisers geworden, aber anders als
Graf Rainulf von Aversa war er kein Vasall des Kaisers und hatte keinerlei
Verpflichtungen über seinen Söldnerdienst hinaus.
    Er war ein mittelloser Ritter, von denen es nicht wenige
gab. Im Heiligen Land wollte er sich jedoch nicht niederlassen. Mit der kargen
Landschaft und der brennenden Sonne konnte er sich nicht anfreunden.
    „Laaand in Sicht!“, schrie der Mann im Ausguck über uns und
riss mich damit aus meinen Gedanken.
    Tatsächlich zeichnete sich am Horizont ein dunkler
Küstenstreifen ab. Ab jetzt segelten wir in Sichtweite der zerklüfteten Küste
Apuliens entlang, um den Hafen von Brindisi zu erreichen.
    „Das sieht gar nicht gut aus“, bemerkte Sven plötzlich neben
mir, der zur anderen Seite auf das Meer hinaus schaute. Ich folgte seinem Blick
und bemerkte eine dunkle Wolke am Horizont, die sich bedrohlich schnell
vergrößerte. Ein Unwetter schien sich zu nähern. Ausgerechnet jetzt, wo wir
unser Ziel fast erreicht hatten.
    „Könnten wir nicht notfalls hier an Land gehen?“, fragte ich
und schaute zur nahen Küste hinüber.
    „Im Gegenteil. Wir sind viel zu dicht an den Klippen. Wir
müssen von der Küste weg auf das offene Meer, so s-chnell wie möglich.“
    „Klippen?“ Ich konnte keine Klippen entdecken, nur ein paar
Felsen, die an der Küste Steil aus dem Wasser ragten. Aber die waren noch weit
entfernt. „Ich sehe keine.“
    „Sie ragen nicht alle aus dem Wasser, aber s-hau dir die
S-trudel dort vorn an. Die verraten, dass dort überall Felsen kurz unter der
Wasseroberfläche lauern“, erklärte Sven.
    Das leuchtete mir ein. Auch wenn man kein Seefahrer war,
konnte man sich vorstellen, wie gefährlich es war, den Riffen zu nahe zu
kommen. 
    „Hart Steuerbord!“, brüllte der Kapitän vom Achterdeck, der
die Gefahr ebenfalls erkannte. Der Steuermann riss das Ruder herum, um das
Schiff auf die offene See hinaus zu steuern.
    Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, musste ich mich an
der Reling festklammern. Das Schiff legte sich gefährlich auf die Seite,
während Seemänner fieberhaft versuchten, die Segel einzuholen.   
    Im nächsten Moment blähte sich das Focksegel über uns auf
und knatterte im plötzlich aufkommenden Wind.
    Dann brach die Hölle los. Riesige Wellen rollten heran und
der Sturm zerrte an den halb gerefften Segeln.
    „Die Segel einholen!“
    Der Befehl des Kapitäns kam zu spät. Der Hauptmast hielt dem
massiven Druck nicht stand und brach wie ein trockener Ast. Krachend fiel er
aufs Deck und begrub einige Männer unter sich. Etliche Seeleute fielen aus der
Takelage über Bord oder stürzten auf die Planken. Unaufhaltsam trieben die
Wellen das Schiff in Richtung Küste.
    „Die Klippen!“, schrie jemand.
    Kurz darauf gab es einen gewaltigen Ruck. Holz splitterte
und ehe ich begriff, was geschah, stürzte ich mitsamt einem Teil der Reling in
die tosenden Wassermassen. Instinktiv klammerte ich mich an dem Holz fest und
versuchte, mich über Wasser zu halten. Von einer Welle wurde ich zur Seite
geworfen und spürte plötzlich festen Boden unter den Füssen. Neben mir ragte
ein Felsen aus dem Wasser.
    Verzweifelt versuchte ich, festen Halt zu bekommen, wurde
aber wieder zurückgerissen. Um mich herum sah ich nur schäumende Gischt und ein
paar treibende Holzteile. Wieder wurde ich an den Felsen geschleudert und
diesmal gelang es mir, Fuß zu fassen und mich an dem schroffen

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